A la chasse - 12. Juli 1890 - 22.00
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A la chasse - 12. Juli 1890 - 22.00
Zwei Wochen, zwei verdammte Wochen und sie hatte kein einziges Wort von ihm gehört. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie darüber froh sein sollte, denn der Abstand sollte ihr helfen, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich wichtig waren, aber stattdessen war diese Distanz ein überaus fruchtbarer Nährboden der Sehnsucht. Natürlich, da war diese Karte gewesen, in der er sich bei Madame Dovary für die Einladung und den netten Abend bedankt hatte, aber das waren nichtssagende, unpersönliche Worte gewesen. Wie hatte er damals noch gesagt, sie sollten es nicht komplizierter machen, als es ohnehin schon war. Vermutlich hatte er Recht, dieses kleine, wenn auch wunderschöne Intermezzo sollte eine einmalige Sache bleiben. Sie konnte es nicht leisten, ihr Herz zu verlieren. Außerdem, was würde er mit so einem Herz schon anfangen wollen, das von Hass zerfressen war, ein Herz, das wusste, dass es ihm in gewissen Dingen kein Vertrauen schenken konnte, es nicht durfte, um ihn nicht in Gefahr zu bringen.
Zwei Wochen, zwei verdammte Wochen, in denen sie zu nichts gekommen war, weil sie von gesellschaftlichen Pflichten überhäuft worden war. Der einzige Lichtblick war die Korrespondenz mit Janet gewesen, die sie mittlerweile sogar als Freundin bezeichnen würde, auch wenn sie natürlich auch der Schottin ihre wirklichen Sorgen und Probleme niemals anvertrauen könnte. Aber immer wenn sie ihr schrieb, empfand sie ein tiefes Gefühl der Zuneigung zu der Blondine und ihre Briefe waren zum Teil sehr amüsant geschrieben, so dass sich beim Lesen oft ein Lächeln auf Merediths Lippen abzeichnete. Ansonsten waren diese zwei Wochen recht trist gewesen – ständige Treffen mit dem Schneider, Einladungen zu Teegesellschaften und Soireen, Klavierunterricht und Sticken und dann noch die ganzen Männer, die vorstellig geworden waren. Es schien kein Ende zu nehmen, für die nächsten Tage hatten sich weitere heiratsfähige Männer angekündigt, die Meredith ihre Aufwartung machen wollten.
Heute war der erste Abend gewesen, an dem sie endlich einmal Zeit gefunden hatte, sich der Angelegenheit zu widmen, die ihr wirklich am Herzen lag – nämlich ihre Suche nach George fortzusetzen. Janet hatte in ihren Briefen nichts erwähnt und Meredith hatte auch nicht nachfragen wollen, sie würde sie eher einmal darauf ansprechen, wenn sie sich persönlich trafen und Dorian – nun ja, von ihm hatte sie ja nichts mehr gehört, nicht einmal in dieser Hinsicht. Also nahm die dunkelhaarige Waliserin die Sache wieder selbst in die Hand – auch wenn sie keine Ahnung hatte, was sie tatsächlich machen würde, wenn sie der finsteren Kreatur Aug in Aug gegenüber stehen würde. Aber der Drang, ihn zu finden, war noch immer überwältigend groß, der Wunsch, ihren Eid zu erfüllen und nicht nur Tristan, sondern ihre ganze Familie zu rächen. Die Untätigkeit der letzten Wochen hatte sie ungeduldig werden und ihren Hass noch höher flammen lassen.
In ihrem dunklen, schlichen Kleid fiel sie hier in der Menge gar nicht auf. Nur wer sie genauer anblickte, ihren hellen, aristokratischen Teint, ihre feinen Hände, die nur leichte Schwielen aufwiesen, die man nur schwer dem Umgang mit dem Dolch zuschreiben konnte, der natürlich unter ihrer Kleidung versteckt war, die schwarz schimmernden Haare, der konnte sich vielleicht denken, dass sie eigentlich nicht in so eine üble Absteige wie das Deux Epées gehörte. Aber hier war die Chance relativ gering, dass sie auf jemanden traf, den sie kannte, die hohe Pariser Gesellschaft trieb sich hier für gewöhnlich nicht herum. Und selbst wenn – um eine Ausrede war sie nie verlegen, ihr würde schon etwas einfallen.
Ihr wurde von einer hübschen Kellnerin der letzte freie Tisch zugewiesen, von dem aus sie einen guten Überblick über das gesamte Lokal hatte und so konnte sie unauffällig die anderen Gäste mustern. Enttäuschung machte sich in ihr breit, denn wenn George unter ihnen gewesen war, dann hätte sie ihn bereits erkannt, seine Präsenz gespürt, so wie sie seine Präsenz gespürt hatte, als sie mit Dorian durch den Rosengarten gewandelt war. Bis jetzt hatte sie nicht herausfinden können, ob er tatsächlich ein Ballgast gewesen war oder ob er sich zum Beispiel im Moulin Rouge aufgehalten hatte, dass ja nur einen Steinschlag vom Anwesen der Madame Dovary entfernt war. Aber gut, es war noch früh, die Nacht war jung, sie konnte warten, auch wenn es in ihren Fingerspitzen kribbelte und die frisch verheilte Narbe auf ihrer linken Hand zu ziehen begann.
Zwei Wochen, zwei verdammte Wochen, in denen sie zu nichts gekommen war, weil sie von gesellschaftlichen Pflichten überhäuft worden war. Der einzige Lichtblick war die Korrespondenz mit Janet gewesen, die sie mittlerweile sogar als Freundin bezeichnen würde, auch wenn sie natürlich auch der Schottin ihre wirklichen Sorgen und Probleme niemals anvertrauen könnte. Aber immer wenn sie ihr schrieb, empfand sie ein tiefes Gefühl der Zuneigung zu der Blondine und ihre Briefe waren zum Teil sehr amüsant geschrieben, so dass sich beim Lesen oft ein Lächeln auf Merediths Lippen abzeichnete. Ansonsten waren diese zwei Wochen recht trist gewesen – ständige Treffen mit dem Schneider, Einladungen zu Teegesellschaften und Soireen, Klavierunterricht und Sticken und dann noch die ganzen Männer, die vorstellig geworden waren. Es schien kein Ende zu nehmen, für die nächsten Tage hatten sich weitere heiratsfähige Männer angekündigt, die Meredith ihre Aufwartung machen wollten.
Heute war der erste Abend gewesen, an dem sie endlich einmal Zeit gefunden hatte, sich der Angelegenheit zu widmen, die ihr wirklich am Herzen lag – nämlich ihre Suche nach George fortzusetzen. Janet hatte in ihren Briefen nichts erwähnt und Meredith hatte auch nicht nachfragen wollen, sie würde sie eher einmal darauf ansprechen, wenn sie sich persönlich trafen und Dorian – nun ja, von ihm hatte sie ja nichts mehr gehört, nicht einmal in dieser Hinsicht. Also nahm die dunkelhaarige Waliserin die Sache wieder selbst in die Hand – auch wenn sie keine Ahnung hatte, was sie tatsächlich machen würde, wenn sie der finsteren Kreatur Aug in Aug gegenüber stehen würde. Aber der Drang, ihn zu finden, war noch immer überwältigend groß, der Wunsch, ihren Eid zu erfüllen und nicht nur Tristan, sondern ihre ganze Familie zu rächen. Die Untätigkeit der letzten Wochen hatte sie ungeduldig werden und ihren Hass noch höher flammen lassen.
In ihrem dunklen, schlichen Kleid fiel sie hier in der Menge gar nicht auf. Nur wer sie genauer anblickte, ihren hellen, aristokratischen Teint, ihre feinen Hände, die nur leichte Schwielen aufwiesen, die man nur schwer dem Umgang mit dem Dolch zuschreiben konnte, der natürlich unter ihrer Kleidung versteckt war, die schwarz schimmernden Haare, der konnte sich vielleicht denken, dass sie eigentlich nicht in so eine üble Absteige wie das Deux Epées gehörte. Aber hier war die Chance relativ gering, dass sie auf jemanden traf, den sie kannte, die hohe Pariser Gesellschaft trieb sich hier für gewöhnlich nicht herum. Und selbst wenn – um eine Ausrede war sie nie verlegen, ihr würde schon etwas einfallen.
Ihr wurde von einer hübschen Kellnerin der letzte freie Tisch zugewiesen, von dem aus sie einen guten Überblick über das gesamte Lokal hatte und so konnte sie unauffällig die anderen Gäste mustern. Enttäuschung machte sich in ihr breit, denn wenn George unter ihnen gewesen war, dann hätte sie ihn bereits erkannt, seine Präsenz gespürt, so wie sie seine Präsenz gespürt hatte, als sie mit Dorian durch den Rosengarten gewandelt war. Bis jetzt hatte sie nicht herausfinden können, ob er tatsächlich ein Ballgast gewesen war oder ob er sich zum Beispiel im Moulin Rouge aufgehalten hatte, dass ja nur einen Steinschlag vom Anwesen der Madame Dovary entfernt war. Aber gut, es war noch früh, die Nacht war jung, sie konnte warten, auch wenn es in ihren Fingerspitzen kribbelte und die frisch verheilte Narbe auf ihrer linken Hand zu ziehen begann.
Meredith Rhosyn- Anzahl der Beiträge : 84
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Re: A la chasse - 12. Juli 1890 - 22.00
Mit sicherem Gang lenkte die ägyptische Vampirin ihre Schritte in die zwielichtige Seitengasse in der das ebenso zwielichtige Pub ‚Les deux Épées’ lag. Sie konnte zwar nicht gerade behaupten dieses Lokal des Öfteren aufzusuchen, doch konnte sie diesen Umstand auch ebenso wenig verneinen. Fakt war, dass sie die Atmosphäre, die sie so gänzlich vom Moulin Rouge oder gar der Adelskreisen, in denen sie sich sonst bewegte, unterschied und sie es genoss einfach mal zum namenlosen Pöbel zu gehören, der sich in ganz Paris herumtrieb. Das sie als Vampirin hier ebenso reichlich Beute finden konnte, war nur ein weiterer Pluspunkt, den ihr diese nächtlichen Touren einbrachten. Und da sie weder Angst vor einem Überfall noch vor allfälliger körperlichen Tätlichkeiten haben musste, konnte sie sich getrost aufs Wesentliche konzentrieren – das Vergnügen, die Ausschweifungen, die Jagd…
Doch an diesem Abend wurden ihre Gedanken von anderen Dingen gefangen gehalten. Immer wieder in den Wochen, die seit dem Ball der Madame Dovary vergangen waren, schweiften ihre Sinne ab, zu jener Nacht im Moulin Rouge, als sie ihren freien Abend zugunsten eines Kunden, ebenso wie zum eigenen Vergnügen geopfert hatte. Dieser Vampir hatte sie wohl mehr beeindruckt, als sie im kühlen Licht der Dämmerung hatte zugeben wollen. Vielleicht lag es aber auch einfach an der Tatsache, dass sie schon seit Jahren mit keinem Artgenossen mehr das Bett geteilt hatte, dass ihre Sinne nur schon bei den Erinnerungen an die nächtlichen Berührungen Georges Samba und Cha Cha Cha in einem tanzten. Ein lächeln schlich sich auf die Lippen der Ägypterin, während sie durch die Strassen ging, ohne diese wahrzunehmen.
Nebst diesen äusserst reizvollen, um nicht zu sagen lustvollen Gedanken, beschäftigte sie aber auch noch ein anderes Thema. Und wie es der Zufall (oder wer auch immer) so wollte, drehte sich dieses Thema ebenfalls um einen Mann. Und um das ganze noch paradoxer zu machen, ebenfalls um einen Vampir. Das Lächeln schwand nun von ihren Lippen, als vor ihrem geistigen Auge das Abbild eines brünetten Mannes auftauchte, dessen goldene Einschlüsse in den blauen Augen, selbst als Trugbild noch deutlich aufblitzen. Ja, auch dieser Vampir war faszinierend, wenngleich auf eine gänzlich andere Art als George Plantagenet. Die zeitweilige Verschlossenheit, die der Spanier an den Tag legte, reizte den Spieltrieb Zalykas immer wieder aufs Neue. Sie brannte darauf diese kühle, selbstbeherrschte Fassade einzureissen um zu sehen was sich dahinter verbarg.
Zalykas Überlegungen fanden ein jähes Ende als sie registrierte, dass sie beinahe am Lokal vorbeigegangen wäre. Ohne zu zögern trat sie dann jedoch in den niedrigen Raum, der wie stets mehr als nur gut besucht war. Die Ägypterin schlug die Kapuze ihres grauen Umhangs zurück und registrierte sogleich einige interessierte sowie leicht lüstern anmutende Blicke, die sich auf sie hefteten. Es war offensichtlich, dass man eine Erscheinung wie sie, die sich noch dazu so selbstverständlich in diesem Etablissement bewegte, nicht erwartete. Doch Zalyka hatte Übung darin ungewollte Avancen zu ignorieren oder mit einem Blick klar zu stellen, dass sie keineswegs zu den Frauen gehörte, die sich in den Zimmern oberhalb des Deux Épées ihr Geld verdienten. So blieb sie denn auch meist von grösserem Ärger verschont, was ihr aber immer noch keinen Sitzplatz sicherte. Einen Moment blieb sie am Eingang stehen, ehe sie in einer etwas entfernten Ecke einen freien Platz ausmachte.
Mit Bewegungen, welche die Tänzerin, die in ihr wohnte, deutlich zu erkennen gaben, steuerte sie auf die freie Bank zu. Der Blick, der aus ihren dunklen Mandelaugen auf die weitere anwesende Person an diesem Tisch fiel, liess sie erfreut Lächeln. Es war ebenfalls eine Frau. Erst als sie schon neben dem freien Sitzplatz stand, stellte Zalyka etwas erstaunt fest, dass ihr die junge Frau vage bekannt vorkam. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ ohne die Antwort wirklich abzuwarten, liess sie sich auf dem hölzernen Stuhl nieder und musterte dabei die dunkelhaarige Frau vielleicht etwas zu eingehend. „Madame Rhosyn?“ kam es dann plötzlich über ihre Lippen und der Unterton in der dunklen Stimme drückte deutliches Erstaunen aus. Die dunklen Augen der Ägypterin stahlen sich über die Erscheinung Merediths, die am heutigen Abend nur entfernt an die strahlende Erscheinung auf dem Ball, der zu ihren Ehren gegeben worden war, erinnerte. Doch dasselbe konnte man wohl auch von Zalyka selbst behaupten. Nichts an ihrer Kleidung liess darauf schliessen, dass sie damals an der Seite des jungen Adeligen Fabrice de Maugier die Hallen von Madame Dovary betreten hatte. Ebenso wenig konnte man erkennen, dass sie eine feste Grösse und eine der Hauptattraktionen im Moulin Rouge war, dazu war ihr Aufzug wohl einfach zu schlicht. Lediglich ihre exotische Ausstrahlung und ihr fremdländisches Aussehen, schienen nicht so recht zu passen.
Doch an diesem Abend wurden ihre Gedanken von anderen Dingen gefangen gehalten. Immer wieder in den Wochen, die seit dem Ball der Madame Dovary vergangen waren, schweiften ihre Sinne ab, zu jener Nacht im Moulin Rouge, als sie ihren freien Abend zugunsten eines Kunden, ebenso wie zum eigenen Vergnügen geopfert hatte. Dieser Vampir hatte sie wohl mehr beeindruckt, als sie im kühlen Licht der Dämmerung hatte zugeben wollen. Vielleicht lag es aber auch einfach an der Tatsache, dass sie schon seit Jahren mit keinem Artgenossen mehr das Bett geteilt hatte, dass ihre Sinne nur schon bei den Erinnerungen an die nächtlichen Berührungen Georges Samba und Cha Cha Cha in einem tanzten. Ein lächeln schlich sich auf die Lippen der Ägypterin, während sie durch die Strassen ging, ohne diese wahrzunehmen.
Nebst diesen äusserst reizvollen, um nicht zu sagen lustvollen Gedanken, beschäftigte sie aber auch noch ein anderes Thema. Und wie es der Zufall (oder wer auch immer) so wollte, drehte sich dieses Thema ebenfalls um einen Mann. Und um das ganze noch paradoxer zu machen, ebenfalls um einen Vampir. Das Lächeln schwand nun von ihren Lippen, als vor ihrem geistigen Auge das Abbild eines brünetten Mannes auftauchte, dessen goldene Einschlüsse in den blauen Augen, selbst als Trugbild noch deutlich aufblitzen. Ja, auch dieser Vampir war faszinierend, wenngleich auf eine gänzlich andere Art als George Plantagenet. Die zeitweilige Verschlossenheit, die der Spanier an den Tag legte, reizte den Spieltrieb Zalykas immer wieder aufs Neue. Sie brannte darauf diese kühle, selbstbeherrschte Fassade einzureissen um zu sehen was sich dahinter verbarg.
Zalykas Überlegungen fanden ein jähes Ende als sie registrierte, dass sie beinahe am Lokal vorbeigegangen wäre. Ohne zu zögern trat sie dann jedoch in den niedrigen Raum, der wie stets mehr als nur gut besucht war. Die Ägypterin schlug die Kapuze ihres grauen Umhangs zurück und registrierte sogleich einige interessierte sowie leicht lüstern anmutende Blicke, die sich auf sie hefteten. Es war offensichtlich, dass man eine Erscheinung wie sie, die sich noch dazu so selbstverständlich in diesem Etablissement bewegte, nicht erwartete. Doch Zalyka hatte Übung darin ungewollte Avancen zu ignorieren oder mit einem Blick klar zu stellen, dass sie keineswegs zu den Frauen gehörte, die sich in den Zimmern oberhalb des Deux Épées ihr Geld verdienten. So blieb sie denn auch meist von grösserem Ärger verschont, was ihr aber immer noch keinen Sitzplatz sicherte. Einen Moment blieb sie am Eingang stehen, ehe sie in einer etwas entfernten Ecke einen freien Platz ausmachte.
Mit Bewegungen, welche die Tänzerin, die in ihr wohnte, deutlich zu erkennen gaben, steuerte sie auf die freie Bank zu. Der Blick, der aus ihren dunklen Mandelaugen auf die weitere anwesende Person an diesem Tisch fiel, liess sie erfreut Lächeln. Es war ebenfalls eine Frau. Erst als sie schon neben dem freien Sitzplatz stand, stellte Zalyka etwas erstaunt fest, dass ihr die junge Frau vage bekannt vorkam. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ ohne die Antwort wirklich abzuwarten, liess sie sich auf dem hölzernen Stuhl nieder und musterte dabei die dunkelhaarige Frau vielleicht etwas zu eingehend. „Madame Rhosyn?“ kam es dann plötzlich über ihre Lippen und der Unterton in der dunklen Stimme drückte deutliches Erstaunen aus. Die dunklen Augen der Ägypterin stahlen sich über die Erscheinung Merediths, die am heutigen Abend nur entfernt an die strahlende Erscheinung auf dem Ball, der zu ihren Ehren gegeben worden war, erinnerte. Doch dasselbe konnte man wohl auch von Zalyka selbst behaupten. Nichts an ihrer Kleidung liess darauf schliessen, dass sie damals an der Seite des jungen Adeligen Fabrice de Maugier die Hallen von Madame Dovary betreten hatte. Ebenso wenig konnte man erkennen, dass sie eine feste Grösse und eine der Hauptattraktionen im Moulin Rouge war, dazu war ihr Aufzug wohl einfach zu schlicht. Lediglich ihre exotische Ausstrahlung und ihr fremdländisches Aussehen, schienen nicht so recht zu passen.
Zalyka Rashida Tahirah- Anzahl der Beiträge : 45
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Re: A la chasse - 12. Juli 1890 - 22.00
Es war eigentlich zum Verzweifeln. Wenn Meredith ganz ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie nicht den geringsten Anhaltspunkt hatte, ob sich die verdammte Kreatur wirklich in Paris aufhielt. Natürlich gab es einige Indizien, die Gerüchte, die sie damals in Wales vernommen hatte, dann diese Vision, die sie vor zwei Wochen gehabt hatte, aber das war alles nichts hieb- und stichfestes. Was, wenn sie sich furchtbar täuschte und eigentlich nur ihre Zeit verschwendete? Vielleicht machte es der weißen Rose ja Spaß, sie an der Nase herumzuführen und darauf zu warten, dass sie ständig über die Steine fiel, die er ihr in den Weg legte. Vielleicht war er längst am anderen Ende der Welt und lachte sich ins Fäustchen, wenn seine Spione ihm berichteten, wie verzweifelt sie ihn gesucht hatte.
Nein, das durfte nicht sein, das konnte nicht sein. Merediths eisblaue Augen verdunkelten sich. Sie durfte nicht beginnen, an ihrer Intuition, an ihrer Gabe zu zweifeln. George war hier. Hier in Paris. Selbst wenn diese furchtbaren Bilder nur eine Sinnestäuschung gewesen und nicht ihrer Gabe entsprungen waren, so kannte sie den Vampir doch mittlerweile recht gut. Sie kannte seine Grausamkeit, seine Verderbtheit und sie wusste, dass sein Bedürfnis nach Rache ebenso groß war, wie das ihre. Nein, hier in Paris würde es enden, so oder so.
Die junge Waliserin schreckte abrupt hoch, als sie von einer Frau angesprochen wurde, die sich zu ihr setzen wollte. Merediths erster Gedanke war: „Gott sei Dank, eine Frau und kein geifernder Lüstling…“, ihr zweiter: „Verdammt, sie kennt mich.“ Dennoch erwiderte die dunkelhaarige Frau, die solch verblüffende Ähnlichkeit mit der Märchenfigur Schneewittchen hatte, das Lächeln, das die exotische Schönheit ihr schenkte, während es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann. Was sollte sie sagen? Immerhin war es für die andere doch genauso unziemlich, hier angetroffen zu werden, oder? Schließlich war sie in Begleitung eines äußerst bekannten Adeligen gewesen und dessen Eltern waren doch sicherlich nicht daran interessiert, dass die Freundin ihres Sprosses sich in solchen Etablissements aufhielt… Oder? Was hatte die Ägypterin noch einmal gesagt, welchen Beruf sie ausübte? Hatte sie überhaupt etwas gesagt?
Meredith nickte, als die andere sie mit ihrem Namen ansprach, was für einen Sinn hätte es auch gemacht, es zu verleugnen? Nein, solang sie verhindern konnte, dass es sich groß herumsprach, was sie hier tat und Madame Dovary vielleicht dadurch gezwungen wurde, sie gleich unter die Haube zu bringen oder sie nach Hause zu schicken, stand sie auch zu dem, was sie tat. „Mademoiselle Rashida, was für eine unerwartete Freude, Euch hier zu sehen.“ Ein sanftes Lächeln lag noch immer auf Merediths Lippen und in ihren eisblauen Augen funkelte es spöttisch auf. Nein, sie würde das Thema von sich aus nicht ansprechen, vielleicht würde die Ägypterin es dann auch auf sich beruhen lassen. Schließlich lag ihnen doch beiden daran, dass sich nicht herumsprach, wo sie sich des nächtens so herumtrieben. Hoffentlich.
„Ich hätte gerne einen Tee, einen Schwarztee…“, wandte sich die rote Rose kurz der Kellnerin zu, die wieder an den Tisch gekommen war, um die Bestellung aufzunehmen. Doch welche Richtung sollte sie dem Gespräch jetzt geben? Es kam nicht in Frage, einfach dazusitzen und Zalyka anzuschweigen, das wäre über die Maßen unhöflich gewesen, aber genau so wenig konnte es sich Meredith erlauben, der anderen die Gesprächsführung zu überlassen, aus Angst, die Konversation könnte eine Wendung nehmen, die ihr nicht behagte. Außerdem war es schon so schwer genug, oberflächlichen Small-Talk zu führen, wenn man sich nicht gerade wie auf frischer Tat ertappt vorkam. Nichtsdestoweniger versuchte die Waliserin, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen und blickte ihrem Gegenüber offen in die Augen: „Ich hoffe, der Ball bei Madame Dovary hat Euch zugesagt. Ich hätte mich gerne länger mit Euch unterhalten, aber ich hatte Euch aus den Augen verloren und ich glaube, Ihr habt die Veranstaltung relativ schnell wieder verlassen…“ Kein Vorwurf klang aus ihren Worten, nur die pure Höflichkeit, mit einem Schuss Freundlichkeit versehen.
Nein, das durfte nicht sein, das konnte nicht sein. Merediths eisblaue Augen verdunkelten sich. Sie durfte nicht beginnen, an ihrer Intuition, an ihrer Gabe zu zweifeln. George war hier. Hier in Paris. Selbst wenn diese furchtbaren Bilder nur eine Sinnestäuschung gewesen und nicht ihrer Gabe entsprungen waren, so kannte sie den Vampir doch mittlerweile recht gut. Sie kannte seine Grausamkeit, seine Verderbtheit und sie wusste, dass sein Bedürfnis nach Rache ebenso groß war, wie das ihre. Nein, hier in Paris würde es enden, so oder so.
Die junge Waliserin schreckte abrupt hoch, als sie von einer Frau angesprochen wurde, die sich zu ihr setzen wollte. Merediths erster Gedanke war: „Gott sei Dank, eine Frau und kein geifernder Lüstling…“, ihr zweiter: „Verdammt, sie kennt mich.“ Dennoch erwiderte die dunkelhaarige Frau, die solch verblüffende Ähnlichkeit mit der Märchenfigur Schneewittchen hatte, das Lächeln, das die exotische Schönheit ihr schenkte, während es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann. Was sollte sie sagen? Immerhin war es für die andere doch genauso unziemlich, hier angetroffen zu werden, oder? Schließlich war sie in Begleitung eines äußerst bekannten Adeligen gewesen und dessen Eltern waren doch sicherlich nicht daran interessiert, dass die Freundin ihres Sprosses sich in solchen Etablissements aufhielt… Oder? Was hatte die Ägypterin noch einmal gesagt, welchen Beruf sie ausübte? Hatte sie überhaupt etwas gesagt?
Meredith nickte, als die andere sie mit ihrem Namen ansprach, was für einen Sinn hätte es auch gemacht, es zu verleugnen? Nein, solang sie verhindern konnte, dass es sich groß herumsprach, was sie hier tat und Madame Dovary vielleicht dadurch gezwungen wurde, sie gleich unter die Haube zu bringen oder sie nach Hause zu schicken, stand sie auch zu dem, was sie tat. „Mademoiselle Rashida, was für eine unerwartete Freude, Euch hier zu sehen.“ Ein sanftes Lächeln lag noch immer auf Merediths Lippen und in ihren eisblauen Augen funkelte es spöttisch auf. Nein, sie würde das Thema von sich aus nicht ansprechen, vielleicht würde die Ägypterin es dann auch auf sich beruhen lassen. Schließlich lag ihnen doch beiden daran, dass sich nicht herumsprach, wo sie sich des nächtens so herumtrieben. Hoffentlich.
„Ich hätte gerne einen Tee, einen Schwarztee…“, wandte sich die rote Rose kurz der Kellnerin zu, die wieder an den Tisch gekommen war, um die Bestellung aufzunehmen. Doch welche Richtung sollte sie dem Gespräch jetzt geben? Es kam nicht in Frage, einfach dazusitzen und Zalyka anzuschweigen, das wäre über die Maßen unhöflich gewesen, aber genau so wenig konnte es sich Meredith erlauben, der anderen die Gesprächsführung zu überlassen, aus Angst, die Konversation könnte eine Wendung nehmen, die ihr nicht behagte. Außerdem war es schon so schwer genug, oberflächlichen Small-Talk zu führen, wenn man sich nicht gerade wie auf frischer Tat ertappt vorkam. Nichtsdestoweniger versuchte die Waliserin, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen und blickte ihrem Gegenüber offen in die Augen: „Ich hoffe, der Ball bei Madame Dovary hat Euch zugesagt. Ich hätte mich gerne länger mit Euch unterhalten, aber ich hatte Euch aus den Augen verloren und ich glaube, Ihr habt die Veranstaltung relativ schnell wieder verlassen…“ Kein Vorwurf klang aus ihren Worten, nur die pure Höflichkeit, mit einem Schuss Freundlichkeit versehen.
Meredith Rhosyn- Anzahl der Beiträge : 84
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Re: A la chasse - 12. Juli 1890 - 22.00
Während sich Zalyka setze, hatte sie den Eindruck, dass das Gefühl von Erleichterung, welches sie glaubte wahrzunehmen in eine Art vage Besorgnis umschlug. Dennoch wurde ihr ein relativ offenes Lächeln geschenkt und die Ägypterin war froh, dass Meredith keinen Anstoss an ihrer Gesellschaft zu nehmen schien. Dennoch war sie nicht davon überzeugt, dass die junge Frau erfreut über dieses unverhoffte Treffen war, es schien viel eher so als wäre es Meredith unangenehm hier gesehen zu werden. Was in Anbetracht ihrer Gesellschaftlichen Stellung ja auch nicht gänzlich falsch war. Mit einem innerlichen Schmunzeln fragte sich die Vampirin ob Madame Dovary wohl von derlei Ausflügen ihres Schützlings wusste, konnte diese Frage jedoch sogleich mit einem klaren Nein beantworten. Die alte Dame hätte es bestimmt nicht gutgeheissen und auch wenn Meredith den Eindruck machte als wäre sie auf frischer Tat ertappt worden (bei was denn genau, darüber wollte sich Zalyka nicht den Kopf zerbrechen – noch nicht zumindest) wirkte sie nicht so als wäre dies ihr erster Ausflug dieser Art.
„Mademoiselle Rashida, was für eine unerwartete Freude, Euch hier zu sehen.“ war da ein spöttisches Funkeln, dass sich hinter dem eisigen Blau bemerkbar machte. „In der Tat, die Freude ist ganz meinerseits!“ erwiderte Zalyka und der Hauch eines Lächelns war in ihrer dunklen Stimme zu hören. Unerwartet war dieses Treffen mit Sicherheit, ob es auch eine Freude war, dass würde sich bestimmt noch erweisen. Interessant war die Begebenheit auf alle Fälle. Zalyka war sich nicht sicher inwieweit Meredith über ihre eigenen Hintergründe informiert war. Es schien zwar so, als nähme sie keinen Anstoss an ihrer Person, doch die Ägypterin hatte schon des Öfteren festgestellt, dass dieser Schein manchmal trügen konnte. Sie wusste dass man sich in der Adelsklasse insgeheim das Maul zeriss und das sie selbst nicht überall ein gern gesehener Gast war umso erstaunlicher war es, dass sie dennoch immer wieder Personen begegnete die keinen Schimmer zu haben schienen welchem Berufszweig sie sich verschrieben hatte. Gehörte Meredith auch zu ihnen?
Gerade kam die Kellnerin, die wohl weit mehr als nur dies war, ihrem tiefen Ausschnitt nach zu urteilen, an den Tisch und Meredith bestellte sich einen Schwarztee. Fragend blickte das Mädchen nun auch die Ägypterin an, deren Blick verweilte vielleicht gerade einen Moment zu lange auf der jungen Frau ehe sie antwortete. „Für mich das übliche, bitte…“ Die Kellnerin entfernte sich rasch und Zalyka wandte sich wieder an die dunkelhaarige Frau. Zu gerne hätte sie gewusst, was dieser nun durch den Kopf ging, vielleicht hätte sie er herausfinden können, wenn sie gewollt hätte, doch sie hielt nicht davon in den Gedanken eines anderen zu wühlen nur um die eigene Neugierde zu befriedigen. Ausserdem war es allemal amüsanter sich auf die optischen Reize einzulassen und sich so die Rückschlüsse zu Gemüte zu führen.
Ein offener Blick seitens Merediths, lenkte die Aufmerksamkeit der Ägypterin auf sich. „Ich hoffe, der Ball bei Madame Dovary hat Euch zugesagt. Ich hätte mich gerne länger mit Euch unterhalten, aber ich hatte Euch aus den Augen verloren und ich glaube, Ihr habt die Veranstaltung relativ schnell wieder verlassen…“ die angenehme Stimme liess keinen Vorwurf hören nur höfliche Nachfrage. Zalyka neigte den Kopf ein wenig und liess auch Meredith einen durch und durch offenen Blick zu teil werden. Einerseits wollte sie nicht, dass sich die junge Frau in irgendwelcher Weise vielleicht doch noch unwohl fühlte, andererseits sollte er signalisieren, dass sie nichts zu verbergen hatte. „Oh ja, vielen Dank. Der Ball war wirklich bezaubernd und mangelte nicht an reizender Gesellschaft!“ nun umspielte ein deutliches Lächeln ihre vollen Lippen. „Es tut mir Leid, dass mein Begleiter und ich uns schon früh wieder verabschieden mussten, doch es warteten an diesem Abend leider noch andere Pflichten auf uns…“ Die Art wie die Ägypterin jedoch das letzte Wort aussprach, liess deutlich werden, dass die Aussage wohl eher auf sie selbst denn auf Fabrice zutraf. „… selbst ein freier Tag kann bisweilen Arbeit bedeuten.“ Ein leichtes Zwinkern in Merediths Richtung zeigte an, dass die Angelegenheit in Zalykas Augen aber nicht so ernst war, wie es vielleicht gerade klang.
In der Tat hatte der Abend so einige Überraschungen geboten. Nun gut, Fabrices schneller Abgang und seine Folgen waren vorhersehbar gewesen, zumindest für die Vampirin, die den jungen Mann mittlerweile gut genug kannte um praktischen jeden seiner Schritte voraus zu ahnen. Doch die Unterhaltung mit Joaquin war äusserst belebend gewesen, vielleicht nicht sehr aufschlussreich doch durchaus einen zweiten Gedanken wert. Genau so wie die darauf folgende Nacht. Das mehr oder minder kurze Intermezzo mit Fabrice konnte demjenigen mit George nicht im Geringsten das Wasser reichen. Doch was hatte ein einfacher Mensch auch schon zu bieten, wenn er gegen ein Wesen der Nacht antreten musste. Der Gedanke liess Zalyka lächeln und nicht zuletzt auch die Erinnerung an das Geschehen rund um den Ball. Oh ja, sie konnte mit gutem Gewissen sagen, dass sie sich prächtig amüsiert hatte.
„Mademoiselle Rashida, was für eine unerwartete Freude, Euch hier zu sehen.“ war da ein spöttisches Funkeln, dass sich hinter dem eisigen Blau bemerkbar machte. „In der Tat, die Freude ist ganz meinerseits!“ erwiderte Zalyka und der Hauch eines Lächelns war in ihrer dunklen Stimme zu hören. Unerwartet war dieses Treffen mit Sicherheit, ob es auch eine Freude war, dass würde sich bestimmt noch erweisen. Interessant war die Begebenheit auf alle Fälle. Zalyka war sich nicht sicher inwieweit Meredith über ihre eigenen Hintergründe informiert war. Es schien zwar so, als nähme sie keinen Anstoss an ihrer Person, doch die Ägypterin hatte schon des Öfteren festgestellt, dass dieser Schein manchmal trügen konnte. Sie wusste dass man sich in der Adelsklasse insgeheim das Maul zeriss und das sie selbst nicht überall ein gern gesehener Gast war umso erstaunlicher war es, dass sie dennoch immer wieder Personen begegnete die keinen Schimmer zu haben schienen welchem Berufszweig sie sich verschrieben hatte. Gehörte Meredith auch zu ihnen?
Gerade kam die Kellnerin, die wohl weit mehr als nur dies war, ihrem tiefen Ausschnitt nach zu urteilen, an den Tisch und Meredith bestellte sich einen Schwarztee. Fragend blickte das Mädchen nun auch die Ägypterin an, deren Blick verweilte vielleicht gerade einen Moment zu lange auf der jungen Frau ehe sie antwortete. „Für mich das übliche, bitte…“ Die Kellnerin entfernte sich rasch und Zalyka wandte sich wieder an die dunkelhaarige Frau. Zu gerne hätte sie gewusst, was dieser nun durch den Kopf ging, vielleicht hätte sie er herausfinden können, wenn sie gewollt hätte, doch sie hielt nicht davon in den Gedanken eines anderen zu wühlen nur um die eigene Neugierde zu befriedigen. Ausserdem war es allemal amüsanter sich auf die optischen Reize einzulassen und sich so die Rückschlüsse zu Gemüte zu führen.
Ein offener Blick seitens Merediths, lenkte die Aufmerksamkeit der Ägypterin auf sich. „Ich hoffe, der Ball bei Madame Dovary hat Euch zugesagt. Ich hätte mich gerne länger mit Euch unterhalten, aber ich hatte Euch aus den Augen verloren und ich glaube, Ihr habt die Veranstaltung relativ schnell wieder verlassen…“ die angenehme Stimme liess keinen Vorwurf hören nur höfliche Nachfrage. Zalyka neigte den Kopf ein wenig und liess auch Meredith einen durch und durch offenen Blick zu teil werden. Einerseits wollte sie nicht, dass sich die junge Frau in irgendwelcher Weise vielleicht doch noch unwohl fühlte, andererseits sollte er signalisieren, dass sie nichts zu verbergen hatte. „Oh ja, vielen Dank. Der Ball war wirklich bezaubernd und mangelte nicht an reizender Gesellschaft!“ nun umspielte ein deutliches Lächeln ihre vollen Lippen. „Es tut mir Leid, dass mein Begleiter und ich uns schon früh wieder verabschieden mussten, doch es warteten an diesem Abend leider noch andere Pflichten auf uns…“ Die Art wie die Ägypterin jedoch das letzte Wort aussprach, liess deutlich werden, dass die Aussage wohl eher auf sie selbst denn auf Fabrice zutraf. „… selbst ein freier Tag kann bisweilen Arbeit bedeuten.“ Ein leichtes Zwinkern in Merediths Richtung zeigte an, dass die Angelegenheit in Zalykas Augen aber nicht so ernst war, wie es vielleicht gerade klang.
In der Tat hatte der Abend so einige Überraschungen geboten. Nun gut, Fabrices schneller Abgang und seine Folgen waren vorhersehbar gewesen, zumindest für die Vampirin, die den jungen Mann mittlerweile gut genug kannte um praktischen jeden seiner Schritte voraus zu ahnen. Doch die Unterhaltung mit Joaquin war äusserst belebend gewesen, vielleicht nicht sehr aufschlussreich doch durchaus einen zweiten Gedanken wert. Genau so wie die darauf folgende Nacht. Das mehr oder minder kurze Intermezzo mit Fabrice konnte demjenigen mit George nicht im Geringsten das Wasser reichen. Doch was hatte ein einfacher Mensch auch schon zu bieten, wenn er gegen ein Wesen der Nacht antreten musste. Der Gedanke liess Zalyka lächeln und nicht zuletzt auch die Erinnerung an das Geschehen rund um den Ball. Oh ja, sie konnte mit gutem Gewissen sagen, dass sie sich prächtig amüsiert hatte.
Zalyka Rashida Tahirah- Anzahl der Beiträge : 45
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Re: A la chasse - 12. Juli 1890 - 22.00
Manchmal ging Meredith diese ganzen oberflächlichen Unterhaltungen extrem auf den Geist. Wie oft hatte sie am Ball mit Menschen geredet, nein, reden müssen, nur weil es die Etikette verlangte und die Worte, die über ihre Lippen gekommen waren, hatten leeren Hülsen geglichen, farb- und glanzlos. Am liebsten hätte sie aufgeschrieen, den sanften Blasen mit schillernden Farben Leben eingehaucht oder sich einfach abgewandt und die trübselige Landschaft, die das gesellschaftliche Parkett darstellte, hinter sich gelassen. Auch die Unterhaltung mit Mademoiselle Rashida hatte diese dunklen Grautöne an sich, doch ab und zu schimmerten Funken des Regenbogens auf, ein geheimnisvolles Etwas, das sich Meredith nicht erklären konnte. Lag es nur an der exotischen Herkunft, diesen dunklen, vertrauenswürdigen und verführerischen Mandelaugen, dass die Waliserin glaubte, hier in guten Händen zu sein?
Vielleicht war es wirklich dieser Blick, er hatte etwas Besonderes an sich und Meredith erwiderte ihn. Sie waren beide Frauen, die sich der Gesellschaft in gewisser Weise widersetzten, doch nun musste sich die rote Rose die Frage stellen, ob Zalyka tatsächlich ein Teil ihrer Gesellschaft war, denn diese winzigen, unscheinbaren Worte, die sie soeben ausgesprochen hatte, deuteten auf etwas ganz anderes hin. “Für mich das Übliche bitte...“ Der etwas raue Klang der Stimme der Ägypterin klang in Merediths Kopf nach und sie war hin und her gerissen zwischen einer leichten Verärgerung darüber, dass sie damals auf dem Ball nicht länger mit der exotischen Schönheit parliert hatte, dann würde sie jetzt mehr wissen, sich besser auf die andere einstellen können und der aufkeimenden Hoffnung, dass wenn Zalyka regelmäßig in diesen Kreisen verkehrte, vielleicht auch etwas über IHN wusste. Meredith vertraute Dorian voll und ganz, doch er würde ihr bei ihrer Suche nur bedingt helfen können, wer wusste schon, ob sich diese verdammte Kreatur lieber unter Adeligen aufhielt oder sich an dem Leid der Gosse ergötzte. Es würde beides so hervorragend zu passen.
Doch diese Gedanken mussten warten, gerade antwortete die hübsche Ägypterin auf Merediths Frage. Ihr Lächeln wirkte ehrlich, als sie ihr Lob und gleichzeitig die Begründung aussprach, warum sie denn so früh wieder verschwunden waren. „Ja, Monsieur de Maugier scheint ein recht viel beschäftigter Mann zu sein.“ Das kurze Aufblitzen von Schalk in Merediths Augen machte klar, dass sie durchaus wusste, dass man diesen jungen Mann nicht gerade als korrekten Umgang für sie ansah und sie hatte die kleine Diskussion bezüglich des Landlebens noch lange nicht vergessen. „Darf ich fragen, welcher Profession ihr nachgeht?“ Es war untypisch, dass Frauen in ihrer Zeit tatsächlich einem Beruf nachgingen, zumindest wenn sie der Oberschicht entsprangen und Zalyka hatte gerade eben von einem freien Tag gesprochen. Vielleicht war sie Tänzerin, ja, das würde zu diesen anmutigen Bewegungen passen. Für das Ballett hatte sie allerdings zu weibliche Formen, vielleicht übte sie sich in den Standardtänzen, die jetzt gerade so in Mode waren oder spielte Theater. Das würde auch erklären, warum sie sich hier aufhielt, Schauspieler wurden zwar einerseits hoch in den Himmel gelobt und wie kleine Könige behandelt, aber insgeheim waren sie von der Gesellschaft verachtet, als Herumtreiber und Lebenskünstler.
Merediths Gedanken drohten erneut abzuschweifen. In einer Welt wie dieser war für eine Frau wie sie eigentlich kein Platz. Sie würde sich nie damit zufrieden geben, unter der Fuchtel irgendeines Mannes zu stehen und sich in Wohltätigkeitsvereinen abzulenken. Was würde sie wirklich tun, sollte sie die weiße Rose je finden? Und besiegen? Es erschien so unwahrscheinlich, in gewisser Weise hatte Meredith noch nie weiter als bis zu jenem Punkt gedacht, an dem sie sich begegnen würde. Der Ausgang dieses Krieges lag im Dunklen. In der Finsternis. Und ganz ehrlich – diese verdammte Kreatur hatte ihre ganze Familie hingerichtet, wackere, tapfere Männer, mit Sicherheit klüger und geschickter als sie. Was für eine Chance hatte sie denn überhaupt, gegen ihn zu bestehen? Sie seufzte leise und nahm dann dankend die Teetasse entgegen, die ihr gereicht wurde. Der herbe Geruch vertrug die düsteren Gedanken und der Schatten, der sich kurz über ihre Züge gelegt hatte, verblasste.
Vielleicht war es wirklich dieser Blick, er hatte etwas Besonderes an sich und Meredith erwiderte ihn. Sie waren beide Frauen, die sich der Gesellschaft in gewisser Weise widersetzten, doch nun musste sich die rote Rose die Frage stellen, ob Zalyka tatsächlich ein Teil ihrer Gesellschaft war, denn diese winzigen, unscheinbaren Worte, die sie soeben ausgesprochen hatte, deuteten auf etwas ganz anderes hin. “Für mich das Übliche bitte...“ Der etwas raue Klang der Stimme der Ägypterin klang in Merediths Kopf nach und sie war hin und her gerissen zwischen einer leichten Verärgerung darüber, dass sie damals auf dem Ball nicht länger mit der exotischen Schönheit parliert hatte, dann würde sie jetzt mehr wissen, sich besser auf die andere einstellen können und der aufkeimenden Hoffnung, dass wenn Zalyka regelmäßig in diesen Kreisen verkehrte, vielleicht auch etwas über IHN wusste. Meredith vertraute Dorian voll und ganz, doch er würde ihr bei ihrer Suche nur bedingt helfen können, wer wusste schon, ob sich diese verdammte Kreatur lieber unter Adeligen aufhielt oder sich an dem Leid der Gosse ergötzte. Es würde beides so hervorragend zu passen.
Doch diese Gedanken mussten warten, gerade antwortete die hübsche Ägypterin auf Merediths Frage. Ihr Lächeln wirkte ehrlich, als sie ihr Lob und gleichzeitig die Begründung aussprach, warum sie denn so früh wieder verschwunden waren. „Ja, Monsieur de Maugier scheint ein recht viel beschäftigter Mann zu sein.“ Das kurze Aufblitzen von Schalk in Merediths Augen machte klar, dass sie durchaus wusste, dass man diesen jungen Mann nicht gerade als korrekten Umgang für sie ansah und sie hatte die kleine Diskussion bezüglich des Landlebens noch lange nicht vergessen. „Darf ich fragen, welcher Profession ihr nachgeht?“ Es war untypisch, dass Frauen in ihrer Zeit tatsächlich einem Beruf nachgingen, zumindest wenn sie der Oberschicht entsprangen und Zalyka hatte gerade eben von einem freien Tag gesprochen. Vielleicht war sie Tänzerin, ja, das würde zu diesen anmutigen Bewegungen passen. Für das Ballett hatte sie allerdings zu weibliche Formen, vielleicht übte sie sich in den Standardtänzen, die jetzt gerade so in Mode waren oder spielte Theater. Das würde auch erklären, warum sie sich hier aufhielt, Schauspieler wurden zwar einerseits hoch in den Himmel gelobt und wie kleine Könige behandelt, aber insgeheim waren sie von der Gesellschaft verachtet, als Herumtreiber und Lebenskünstler.
Merediths Gedanken drohten erneut abzuschweifen. In einer Welt wie dieser war für eine Frau wie sie eigentlich kein Platz. Sie würde sich nie damit zufrieden geben, unter der Fuchtel irgendeines Mannes zu stehen und sich in Wohltätigkeitsvereinen abzulenken. Was würde sie wirklich tun, sollte sie die weiße Rose je finden? Und besiegen? Es erschien so unwahrscheinlich, in gewisser Weise hatte Meredith noch nie weiter als bis zu jenem Punkt gedacht, an dem sie sich begegnen würde. Der Ausgang dieses Krieges lag im Dunklen. In der Finsternis. Und ganz ehrlich – diese verdammte Kreatur hatte ihre ganze Familie hingerichtet, wackere, tapfere Männer, mit Sicherheit klüger und geschickter als sie. Was für eine Chance hatte sie denn überhaupt, gegen ihn zu bestehen? Sie seufzte leise und nahm dann dankend die Teetasse entgegen, die ihr gereicht wurde. Der herbe Geruch vertrug die düsteren Gedanken und der Schatten, der sich kurz über ihre Züge gelegt hatte, verblasste.
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