Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
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Vampires de Paris :: Paris :: Les Domiciles :: Montmartre
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Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Natalja fühlte sich müde und freute sich schon auf ihr nahendes Bett.
Sie war über sich selbst erstaunt, wie viel Zeit verstrichen war nach der netten Unterhaltung mit Janet MacEvans.
Den Weg bis zur Künstlerherberge kannte sie inzwischen gut genug, um sich in Gedanken verlieren zu können. Außerdem war kaum noch jemand unterwegs und so sorgte sie sich nicht darum, dass ihr eventuell noch ein Zusammenstoß mit jemanden passieren würde.
Unwillkürlich schlich sich ein feines Lächeln auf ihre Lippen, als sie die letzten Stunden Revue passieren ließ.
Nachdem Janet und sie mehr oder weniger beide ineinander gelaufen waren, war sie zur Entschuldigen auf ein Getränk eingeladen worden. Gut, der Tee war nicht sonderlich genießbar gewesen und die Höflichkeit des Obers hatte sehr zu wünschen übrig gelassen. Aber das Gespräch mit der anderen jungen Frau war nett gewesen und die Tänzerin hatte ein gutes Gefühl.
Die Notiz mit Janets Adresse befand sich in ihrer kleinen Handtasche und sie war sich sicher, ihr in den nächsten Tagen schreiben zu wollen. Über was, das war ihr noch nicht klar, in solchen Dingen war sie nicht sonderlich geübt.
Jedoch freute sie sich jetzt schon darauf, den Jardin du Luxembourg mit dieser freundlichen Begleitung kennen lernen zu dürfen. Gehört hatte sie von diesem Flecken in Paris schon und obwohl sie bereits etwas mehr als eine Woche allein in dieser Stadt weilte, war sie noch nicht dazu gekommen, ihn selbst zu besuchen.
Bisher hatte sie versucht, sich nicht zu weit von der Herberge zu entfernen, aus Angst, eine Nachricht von dem Herren Talib oder... oder gar ihrem Vater zu verpassen. Allerdings schwand allmählich ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit einem von beiden und die Überlegung, zurück nach Moskau zu gehen, wurde immer verlockender.
Was wollte sie schließlich noch hier, alleine und ohne Beschäftigung? Es war nicht Nataljas Art untätig zu sein und die Langeweile erfasste sie immer öfters. Sie bemühte sich natürlich darum, diesem Gefühl zu entgehen, indem sie Spaziergänge machte und täglich übte, um ihren Körper nicht zu vernachlässigen. Jedoch war eine Begegnung wie mit Janet leider eine seltene Ausnahme.
Und das schon nach kaum mehr als einer Woche! Die junge Frau wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie es dann erst nach einem Monat oder so sein könnte. Denn bisher hatte sie noch immer keine Frist von ihrer Ziehmutter gesetzt bekommen.
Lautlos seufzte sie und ihre Erinnerung ging über zu den Geschäften, an denen sie nach dem Tee vorbei gegangen war. In einem davon hatte sie ein wunderschönes Kleid, leider natürlich jenseits ihrer Preisklasse, gesehen und es mindestens zehn Minuten staunend betrachtet.
Es war von einem dunkelroten, samtenen Stoff gewesen, ein wenig altmodisch zwar, aber noch immer atemberaubend schön. Die Schultern wären unbedeckt geblieben und der Kragen hatte wie ein gerades, etwas breiteres Band gewirkt. Eindeutig ein Kleid für die wärmeren Tage und vielleicht sogar für eine kleinere Veranstaltung. Das Einzige, was sie gestört hätte, sofern sie es irgendwann einmal hätte tragen dürfen, war die Tatsache, dass man so einen Schnitt niemals ohne Korsage hätte tragen können. Selbst die schlankesten jungen Mädchen hätten da nicht ohne weiteres rein gepasst!
Nachdem die Verkäuferin langsam argwöhnisch geworden war, immerhin sah man ihr ihre ärmlicheren Verhältnisse an, war sie notgedrungen weiter gegangen.
Irgendwann war sie bei einer kleinen Bäckerei vorbei gekommen, die zu ihrem Glück noch geöffnet hatte, und sich dort ein kleines Croissant gekauft, ihr gesamtes Abendessen. Dabei hatte sie bemerkt, dass es immer dunkler geworden war.
Mit einem leichten Schrecken hatte sie sich auf den Weg zur Herberge gemacht, denn ganz geheuer war ihr das Viertel Montmartre noch immer nicht. Vor allem nachts nicht!
Bei diesem Gedanken beschleunigte Natalja unbewusst ihre Schritte noch ein wenig und bog um eine Häuserecke.
Danach müsste sie noch die Gasse hoch, um eine weitere Ecke biegen und wäre endlich in der Straße, in der sich die Herberge befand.
Sie war über sich selbst erstaunt, wie viel Zeit verstrichen war nach der netten Unterhaltung mit Janet MacEvans.
Den Weg bis zur Künstlerherberge kannte sie inzwischen gut genug, um sich in Gedanken verlieren zu können. Außerdem war kaum noch jemand unterwegs und so sorgte sie sich nicht darum, dass ihr eventuell noch ein Zusammenstoß mit jemanden passieren würde.
Unwillkürlich schlich sich ein feines Lächeln auf ihre Lippen, als sie die letzten Stunden Revue passieren ließ.
Nachdem Janet und sie mehr oder weniger beide ineinander gelaufen waren, war sie zur Entschuldigen auf ein Getränk eingeladen worden. Gut, der Tee war nicht sonderlich genießbar gewesen und die Höflichkeit des Obers hatte sehr zu wünschen übrig gelassen. Aber das Gespräch mit der anderen jungen Frau war nett gewesen und die Tänzerin hatte ein gutes Gefühl.
Die Notiz mit Janets Adresse befand sich in ihrer kleinen Handtasche und sie war sich sicher, ihr in den nächsten Tagen schreiben zu wollen. Über was, das war ihr noch nicht klar, in solchen Dingen war sie nicht sonderlich geübt.
Jedoch freute sie sich jetzt schon darauf, den Jardin du Luxembourg mit dieser freundlichen Begleitung kennen lernen zu dürfen. Gehört hatte sie von diesem Flecken in Paris schon und obwohl sie bereits etwas mehr als eine Woche allein in dieser Stadt weilte, war sie noch nicht dazu gekommen, ihn selbst zu besuchen.
Bisher hatte sie versucht, sich nicht zu weit von der Herberge zu entfernen, aus Angst, eine Nachricht von dem Herren Talib oder... oder gar ihrem Vater zu verpassen. Allerdings schwand allmählich ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit einem von beiden und die Überlegung, zurück nach Moskau zu gehen, wurde immer verlockender.
Was wollte sie schließlich noch hier, alleine und ohne Beschäftigung? Es war nicht Nataljas Art untätig zu sein und die Langeweile erfasste sie immer öfters. Sie bemühte sich natürlich darum, diesem Gefühl zu entgehen, indem sie Spaziergänge machte und täglich übte, um ihren Körper nicht zu vernachlässigen. Jedoch war eine Begegnung wie mit Janet leider eine seltene Ausnahme.
Und das schon nach kaum mehr als einer Woche! Die junge Frau wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie es dann erst nach einem Monat oder so sein könnte. Denn bisher hatte sie noch immer keine Frist von ihrer Ziehmutter gesetzt bekommen.
Lautlos seufzte sie und ihre Erinnerung ging über zu den Geschäften, an denen sie nach dem Tee vorbei gegangen war. In einem davon hatte sie ein wunderschönes Kleid, leider natürlich jenseits ihrer Preisklasse, gesehen und es mindestens zehn Minuten staunend betrachtet.
Es war von einem dunkelroten, samtenen Stoff gewesen, ein wenig altmodisch zwar, aber noch immer atemberaubend schön. Die Schultern wären unbedeckt geblieben und der Kragen hatte wie ein gerades, etwas breiteres Band gewirkt. Eindeutig ein Kleid für die wärmeren Tage und vielleicht sogar für eine kleinere Veranstaltung. Das Einzige, was sie gestört hätte, sofern sie es irgendwann einmal hätte tragen dürfen, war die Tatsache, dass man so einen Schnitt niemals ohne Korsage hätte tragen können. Selbst die schlankesten jungen Mädchen hätten da nicht ohne weiteres rein gepasst!
Nachdem die Verkäuferin langsam argwöhnisch geworden war, immerhin sah man ihr ihre ärmlicheren Verhältnisse an, war sie notgedrungen weiter gegangen.
Irgendwann war sie bei einer kleinen Bäckerei vorbei gekommen, die zu ihrem Glück noch geöffnet hatte, und sich dort ein kleines Croissant gekauft, ihr gesamtes Abendessen. Dabei hatte sie bemerkt, dass es immer dunkler geworden war.
Mit einem leichten Schrecken hatte sie sich auf den Weg zur Herberge gemacht, denn ganz geheuer war ihr das Viertel Montmartre noch immer nicht. Vor allem nachts nicht!
Bei diesem Gedanken beschleunigte Natalja unbewusst ihre Schritte noch ein wenig und bog um eine Häuserecke.
Danach müsste sie noch die Gasse hoch, um eine weitere Ecke biegen und wäre endlich in der Straße, in der sich die Herberge befand.
Zuletzt von Natalja Nikolajewna am So Jul 27, 2008 8:01 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
Alter : 37
Anmeldedatum : 10.06.08
Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Was Lionel nicht nur an Paris, sondern generell an allen mittel - bis südeuropäischen Städten schätzte, war, dass man die Nacht kommen sah und sich auf die eine oder andere Art darauf vorbereiten konnte. Im Norden dagegen überraschte sie die Menschen ganz plötzlich, als hätte ein kurzer und heftiger Windstoß eine Kerze ausgeblasen. Im einen Moment herrschte noch sanftes, zart gelbliches Licht und im nächsten war es stockfinster. Hier dagegen näherte sich die Nacht, auf leisen Pfoten zwar, aber dennoch sichtbar. Zuerst war es nur ein zarter Grauschleier, der sich über die Stadt legte und dann allmählich verdunkelte. Den Menschen blieb so Zeit, während sich die ersten schwarzen Vorboten in Hauseingängen und Hinterhöfen herumdrückten, ihre sicheren Häuser aufzusuchen und mit Kerzen und Gasleuchten der Finsternis zu trotzen. Des Öfteren besuchte Lionel des Nachts das Künsterviertel auf dem Hügel Montmartre, um von der Kirche Sacre Coeur den Blick auf das nächtliche Paris zu genießen. Denn obwohl die Menschen die Nacht scheuten und in ihre Häuser flohen - schlafen gingen sie deswegen trotzdem noch nicht. Und bei dem Anblick des funkelnden Lichtermeeres seiner Geburtsstadt ging Lionel auch nach all den Jahren noch das Herz auf.
Auf dem Weg nach Montmartre war er an diesem Abend jedoch nicht. Er kehrte von seinem Antrittsbesuch bei der UdVi zu seinem Stadtpalais zurück, den ersten Ausläufern der beginnenden Nacht auf dem Fuße folgend. Das Gespräch mit Josseline de Soubeyran beschäftigte noch immer seine Gedanken. Er fand es überaus interessant und nützlich, dass die Pariser Vampire eine Organisation wie die UdVi ins Leben gerufen hatten. In anderen Städten, vor allem denen im näheren und weiter entfernteren Osten hatte er schon erlebt, dass sich ganze Heerscharen von Vampiren gegeneinander gewandt und bei ihren Kriegen Hunderte, wenn nicht Tausende von Zivilopfern in Kauf genommen hatten. Der Tod vieler Menschen, der unerklärlichen Seuchen zugeschrieben worden war, lastete stattdessen auf dem Gewissen der Vampire. Sofern ein solches Gewissen überhaupt existierte...Obwohl Lionel als Unsterblicher das jüngste Gericht ja nicht zu fürchten hatte, so versuchte er doch, seinen Blutverbrauch auf ein Minimum zu beschränken und sich sein menschliches Gewissen zu erhalten. Zum Großteil, um die Menschen aus seiner Existenz auszuklammern, aber auch aus anderen Gründen. Nostalgischen vielleicht, vielleicht emotionale.
Im Gedenken an diesen Gewissen hatte er auch, seit er in Paris war, erst zwei Mal Blut zu sich genommen. Über die Jahre, so hatte Lionel festgestellt, entwickelte sich eine gewisse Zähigkeit und die Fähigkeit, länger als gewöhnlich ohne Blut auszukommen. Sehr nützlich.
Sich mit diesen Gedanken beschäftigend, war Lionel trotzdem in der Lage, auf seinen Weg zu achten, eine weitere Fähigkeit, die ihm das vampirische Dasein beschert hatte. Sein Gehirn war in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und das in einem Ausmaß, das weit über der normale Multi-Tasking hinausging.
Seine Schuhe gaben auf dem gepflasterten Weg leise Geräusche von sich und der Mantel, der von seinen breiten Schultern hinabfiel, bauschte sich bei jedem Schritt leicht.
Als Lionel um die Ecke bog, sah er sich urplötzlich einer jungen Frau gegenüber und zwar mit einem so geringen Körperabstand, dass es ihm nur durch einen weiten Schritt zur Seite gelang, einem Zusammenstoß zu entgehen. Jeder normale Mensch wäre mit Sicherheit einer Karabolage nicht entgangen, doch dieses schnelle Reaktionsvermögen hatte sich seit seiner erneuten Geburt rasant entwickelt.
Lionel wandte den Kopf, wobei die nahestehende Straßenlaterne einen Schimmer auf sein mit silbernen Strähnen durchsetztes Haar warf und versicherte sich mit einem Blick, dass der jungen Frau nichts geschehen war. Da sich ihr Gesicht außerhalb der Reichweite des Licht der Laterne befand, konnte er nicht erkennen, ob es sich bei ihr um eine der wenigen Bekannten seinerseits handelte.
"Excusez-moi, Mademoiselle..Sind Sie wohlauf ?", erkundigte er sich sodann höflich.
Auf dem Weg nach Montmartre war er an diesem Abend jedoch nicht. Er kehrte von seinem Antrittsbesuch bei der UdVi zu seinem Stadtpalais zurück, den ersten Ausläufern der beginnenden Nacht auf dem Fuße folgend. Das Gespräch mit Josseline de Soubeyran beschäftigte noch immer seine Gedanken. Er fand es überaus interessant und nützlich, dass die Pariser Vampire eine Organisation wie die UdVi ins Leben gerufen hatten. In anderen Städten, vor allem denen im näheren und weiter entfernteren Osten hatte er schon erlebt, dass sich ganze Heerscharen von Vampiren gegeneinander gewandt und bei ihren Kriegen Hunderte, wenn nicht Tausende von Zivilopfern in Kauf genommen hatten. Der Tod vieler Menschen, der unerklärlichen Seuchen zugeschrieben worden war, lastete stattdessen auf dem Gewissen der Vampire. Sofern ein solches Gewissen überhaupt existierte...Obwohl Lionel als Unsterblicher das jüngste Gericht ja nicht zu fürchten hatte, so versuchte er doch, seinen Blutverbrauch auf ein Minimum zu beschränken und sich sein menschliches Gewissen zu erhalten. Zum Großteil, um die Menschen aus seiner Existenz auszuklammern, aber auch aus anderen Gründen. Nostalgischen vielleicht, vielleicht emotionale.
Im Gedenken an diesen Gewissen hatte er auch, seit er in Paris war, erst zwei Mal Blut zu sich genommen. Über die Jahre, so hatte Lionel festgestellt, entwickelte sich eine gewisse Zähigkeit und die Fähigkeit, länger als gewöhnlich ohne Blut auszukommen. Sehr nützlich.
Sich mit diesen Gedanken beschäftigend, war Lionel trotzdem in der Lage, auf seinen Weg zu achten, eine weitere Fähigkeit, die ihm das vampirische Dasein beschert hatte. Sein Gehirn war in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und das in einem Ausmaß, das weit über der normale Multi-Tasking hinausging.
Seine Schuhe gaben auf dem gepflasterten Weg leise Geräusche von sich und der Mantel, der von seinen breiten Schultern hinabfiel, bauschte sich bei jedem Schritt leicht.
Als Lionel um die Ecke bog, sah er sich urplötzlich einer jungen Frau gegenüber und zwar mit einem so geringen Körperabstand, dass es ihm nur durch einen weiten Schritt zur Seite gelang, einem Zusammenstoß zu entgehen. Jeder normale Mensch wäre mit Sicherheit einer Karabolage nicht entgangen, doch dieses schnelle Reaktionsvermögen hatte sich seit seiner erneuten Geburt rasant entwickelt.
Lionel wandte den Kopf, wobei die nahestehende Straßenlaterne einen Schimmer auf sein mit silbernen Strähnen durchsetztes Haar warf und versicherte sich mit einem Blick, dass der jungen Frau nichts geschehen war. Da sich ihr Gesicht außerhalb der Reichweite des Licht der Laterne befand, konnte er nicht erkennen, ob es sich bei ihr um eine der wenigen Bekannten seinerseits handelte.
"Excusez-moi, Mademoiselle..Sind Sie wohlauf ?", erkundigte er sich sodann höflich.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
Alter : 32
Anmeldedatum : 29.06.08
Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Abrupt wurde Natalja aus ihren Gedanken gerissen, als ihre Augen eine Bewegung direkt vor sich wahrnahmen. Wäre die darauf folgende Stimme nicht gewesen, sie hätte nicht weiter an diese gedacht.
So warf sie einen raschen Blick auf die männliche, hohe Gestalt neben ihr. Sie war ihr nicht geheuer, wozu auch die dunkle Kleidung beitrug, wodurch die Person beinahe in der Dunkelheit verschwand.
Noch dazu war es spät und ihr Misstrauen den Straßen von Montmartre gegenüber sorgten dafür, dass sie diesem Zusammenstoß nicht mehr Beachtung schenken wollte. Die Tänzerin hatte einfach nicht dieses sympathische, positive Gefühl wie bei Janet einige Stunden zuvor.
Darum murmelte sie lediglich:"Ja, natürlich, Verzeihung, Monsieur." Danach drehte sie sich um und setzte ihren Weg fort.
Ihr Herz klopfte schneller und scheinbar in ihrem Hals.
Ein wenig rascher als zuvor bewegte sie sich und hörte gespenstisch den Klang ihrer Absätze von den Hauswänden widerhallen.
Das Unbehagen in ihrem Inneren steigerte sich allmählich zu einer dumpfen Angst und die junge Frau wollte nichts anderes mehr, als endlich die Herberge zu erreichen.
Ein Fluch auf russisch entschlüpfte kaum hörbar ihrer Kehle, als sie in die entsprechende Straße eingebogen war. Zwar konnte sie sich gut daran erinnern, dass diese ebenso dunkel gewesen war, wenn sie nach ihren Auftritten von der Oper hier her gefahren worden war.
Aber dabei war sie immer direkt vor der Tür abgesetzt worden und hatte nicht den Weg direkt durch die Dunkelheit nehmen müssen! Außerdem war sie meistens in Begleitung von Ronja oder sogar ihrer Ziehmutter gewesen, die ihr ein beruhigendes Gefühl gegeben hatten. Doch noch nie war sie allein hier durch gegangen!
Nun wurde die Angst in ihr greifbar und sie fing zu laufen an.
Zumindest einige Schritte weit, denn plötzlich stellte sich ihr ein Schatten entgegen. Er war kaum größer als sie und verströmte einen ekelerregenden Gestank nach Alkohol.
Erschrocken hielt Natalja mit rasendem Herzen inne. Sie wollte sich abwenden, bevor diese Person, höchstwahrscheinlich ein Mann nicht gerade aus besten Kreisen, irgendetwas tun konnte, um ihr näher zu kommen.
Allerdings als sie sich zur Seite drehte und an ihm vorbei gehen wollte, versperrte ihr ein weiterer Schatten auch diesen Weg.
Ihr Bauch krampfte sich zusammen und ihre Knie wurden weich.
Trotzdem wollte sie sich nicht einschüchtern lassen, immerhin war die rettende Herberge zum Greifen nahe. Also drehte sie sich noch einmal und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Ein entsetztes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, als auch diese letzte Fluchtmöglichkeit ausgeschlossen wurde durch einen dritten Schatten.
In ihrem Rücken hörte sie ein dreckiges Lachen. "Vergiss es, Moiselle, du gehörst jetzt uns!", lallte der Typ und griff nach ihrem Rock.
Mit einem Schreckensschrei wirbelte sie herum und wich gleichzeitig in Richtung Hausmauer zurück.
Ihre Finger zitterten und der Schweiß brach ihr aus.
Fieberhaft überlegte sie, was sie tun konnte, um diesen drei Gestalten heil zu entkommen. Sollte sie schreien? Würde rechtzeitig Hilfe kommen?
Zu ihrem eigenen Entsetzen stellte sie innerlich beinahe resignierend fast, dass dies wohl nicht der Fall sein würde. Viele Lichter waren hier schon gelöscht worden und es war nicht so, dass man hier besonders freundlich miteinander umging. Wenn hier jemand Unterstützung brauchte, war er größtenteils aufgeschmissen, vor allem wenn es sich, wie in dem Fall der Tänzerin, um keine Pariserin handelte.
Also blieb ihr nur die Möglichkeit, mit all ihr antrainierten Wendigkeit den Griffen zu entkommen. Innerhalb einer Sekunde hatte sie den Entschluss gefasst und setzte dies auch sofort in die Tat um.
Der eklige, betrunkene Typ schnappte zwar nach ihr, aber sie entglitt fast schon grazil seinen Fingern.
Auch der Zweite hatte nicht viel mehr Glück, obwohl seine Finger ihren Rock bereits erreichten.
Davon ermutigt wollte sie auch den dritten Schatten austricksen, jedoch zog sie diesmal den Kürzeren. Er schien als einziger wirklich nüchtern zu sein, denn er stank weder nach Alkohol, noch wirkte er in seinen Bewegungen nicht einmal im Geringsten beeinträchtigt.
Instinktiv begann sie wild zu zappeln und versuchte, ihn mit Händen und Füßen zu erwischen, um seine harte Umklammerung rasch sprengen zu können. Dabei schrie sie unbewusst so laut sie konnte und stieß auch die ein oder andere Verwünschung auf russisch aus.
"Halt die Schnauze!", fuhr sie der Nüchterne an und hob die Hand, um sie brutal ins Gesicht schlagen zu können.
So warf sie einen raschen Blick auf die männliche, hohe Gestalt neben ihr. Sie war ihr nicht geheuer, wozu auch die dunkle Kleidung beitrug, wodurch die Person beinahe in der Dunkelheit verschwand.
Noch dazu war es spät und ihr Misstrauen den Straßen von Montmartre gegenüber sorgten dafür, dass sie diesem Zusammenstoß nicht mehr Beachtung schenken wollte. Die Tänzerin hatte einfach nicht dieses sympathische, positive Gefühl wie bei Janet einige Stunden zuvor.
Darum murmelte sie lediglich:"Ja, natürlich, Verzeihung, Monsieur." Danach drehte sie sich um und setzte ihren Weg fort.
Ihr Herz klopfte schneller und scheinbar in ihrem Hals.
Ein wenig rascher als zuvor bewegte sie sich und hörte gespenstisch den Klang ihrer Absätze von den Hauswänden widerhallen.
Das Unbehagen in ihrem Inneren steigerte sich allmählich zu einer dumpfen Angst und die junge Frau wollte nichts anderes mehr, als endlich die Herberge zu erreichen.
Ein Fluch auf russisch entschlüpfte kaum hörbar ihrer Kehle, als sie in die entsprechende Straße eingebogen war. Zwar konnte sie sich gut daran erinnern, dass diese ebenso dunkel gewesen war, wenn sie nach ihren Auftritten von der Oper hier her gefahren worden war.
Aber dabei war sie immer direkt vor der Tür abgesetzt worden und hatte nicht den Weg direkt durch die Dunkelheit nehmen müssen! Außerdem war sie meistens in Begleitung von Ronja oder sogar ihrer Ziehmutter gewesen, die ihr ein beruhigendes Gefühl gegeben hatten. Doch noch nie war sie allein hier durch gegangen!
Nun wurde die Angst in ihr greifbar und sie fing zu laufen an.
Zumindest einige Schritte weit, denn plötzlich stellte sich ihr ein Schatten entgegen. Er war kaum größer als sie und verströmte einen ekelerregenden Gestank nach Alkohol.
Erschrocken hielt Natalja mit rasendem Herzen inne. Sie wollte sich abwenden, bevor diese Person, höchstwahrscheinlich ein Mann nicht gerade aus besten Kreisen, irgendetwas tun konnte, um ihr näher zu kommen.
Allerdings als sie sich zur Seite drehte und an ihm vorbei gehen wollte, versperrte ihr ein weiterer Schatten auch diesen Weg.
Ihr Bauch krampfte sich zusammen und ihre Knie wurden weich.
Trotzdem wollte sie sich nicht einschüchtern lassen, immerhin war die rettende Herberge zum Greifen nahe. Also drehte sie sich noch einmal und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Ein entsetztes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, als auch diese letzte Fluchtmöglichkeit ausgeschlossen wurde durch einen dritten Schatten.
In ihrem Rücken hörte sie ein dreckiges Lachen. "Vergiss es, Moiselle, du gehörst jetzt uns!", lallte der Typ und griff nach ihrem Rock.
Mit einem Schreckensschrei wirbelte sie herum und wich gleichzeitig in Richtung Hausmauer zurück.
Ihre Finger zitterten und der Schweiß brach ihr aus.
Fieberhaft überlegte sie, was sie tun konnte, um diesen drei Gestalten heil zu entkommen. Sollte sie schreien? Würde rechtzeitig Hilfe kommen?
Zu ihrem eigenen Entsetzen stellte sie innerlich beinahe resignierend fast, dass dies wohl nicht der Fall sein würde. Viele Lichter waren hier schon gelöscht worden und es war nicht so, dass man hier besonders freundlich miteinander umging. Wenn hier jemand Unterstützung brauchte, war er größtenteils aufgeschmissen, vor allem wenn es sich, wie in dem Fall der Tänzerin, um keine Pariserin handelte.
Also blieb ihr nur die Möglichkeit, mit all ihr antrainierten Wendigkeit den Griffen zu entkommen. Innerhalb einer Sekunde hatte sie den Entschluss gefasst und setzte dies auch sofort in die Tat um.
Der eklige, betrunkene Typ schnappte zwar nach ihr, aber sie entglitt fast schon grazil seinen Fingern.
Auch der Zweite hatte nicht viel mehr Glück, obwohl seine Finger ihren Rock bereits erreichten.
Davon ermutigt wollte sie auch den dritten Schatten austricksen, jedoch zog sie diesmal den Kürzeren. Er schien als einziger wirklich nüchtern zu sein, denn er stank weder nach Alkohol, noch wirkte er in seinen Bewegungen nicht einmal im Geringsten beeinträchtigt.
Instinktiv begann sie wild zu zappeln und versuchte, ihn mit Händen und Füßen zu erwischen, um seine harte Umklammerung rasch sprengen zu können. Dabei schrie sie unbewusst so laut sie konnte und stieß auch die ein oder andere Verwünschung auf russisch aus.
"Halt die Schnauze!", fuhr sie der Nüchterne an und hob die Hand, um sie brutal ins Gesicht schlagen zu können.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
Alter : 37
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Scheinbar hatte es die junge Frau eilig nach Hause zu kommen, zumindest ihrer kurzangebundenen Erwiderung auf Lionels Worte nach zu schließen. Er konnte das jedoch durchaus verstehen. Die Pariser Straßen waren, besonders nach dem Einbruch der Nacht, ein unsicheres Pflaster und bevölkert von allerlei seltsamen und dubiosen Gestalten. Er selbst kümmerte sich während seiner nächtlichen Streifzüge durch die Metropole nur wenige um solches Gesocks, denn seine Waffen trug er stets bei sich und bisher hatte er noch bei keinem Zusammenstoß den Kürzeren gezogen. Für junge Damen jedoch war es weniger bis gar nicht ratsam, des Nächtens und ohne Begleitung in Paris unterwegs zu sein. Der Alkohol und der Schutz der Dunkelheit verleiteten zahlreiche junge und auch weniger junge Männer zu Taten, die sie tagsüber unter keinen Umständen gebilligt hätten. Vermutlich war der Auslöser hauptsächlich der Alkohol. Lionels Körper, durch die Verwandlung verändert, sprach kaum noch auf die berauschende Wirkung von Wein und Bier an und auch schon davor war er relativ trinkfest gewesen. Doch leider war dies nur bei wenigen Menschen ebenso. Von der Droge berauscht erwuchs den Trunkenbolden ungeahnter Mut und bedauerlicherweise auch ungeahnte Kräfte. Doch wie gesagt, bisher war Lionel noch immer ohne Schäden aus Konfrontationen heraus gegangen.
Die Gedanken in den Schenken von Paris, blickte er unwillkürlich dem verschwindenden Rücken der jungen Frau nach, bis dieser schließlich um die nächste Ecke verschwand. Dann wandte Lionel sich ab, er wollte seinen Weg fortsetzen, immer den leisen Geräuschen in seiner Umgebung lauschend. Seine unnatürlich feinen Sinne nahmen ein paar angetrunken klingende Bemerkungen war, er vermutete, dass sie aus in einer der Kneipen oder einem Hauseingang ihren Ursprung fanden. Ohne dies weiter zu beachten setzte er sich in Bewegung.
Doch kaum dass er zwei, drei Schritte gegangen war, ertönte aus der Gasse, in die die junge Dame eingebogen war, ein schriller Schrei. Schon an der Klangart und Lautstärke des Schreies war zu erkennen, dass er nicht in plötzlichem Erschrecken oder Empörung ausgestoßen worden war, sondern in einem Augenblick höchster Not, die Stimme war durchsetzt von Panik und Angst.
Er handelte mehr instinktiv, als dass er über seine nächsten Handlungen nachdachte. In nur wenigen Augenblicken hatte er das Ende der Straße erreicht und wahrgenommen, was sich seinen Augen dort darbot. Für gewöhnliche Augen wäre es vielleicht zu dunkel gewesen, um genaue Details zu erkennen, doch Lionels Augen funktionierten bei Dunkelheit wesentlich besser als bei Tageslicht und so fiel es ihm nicht schwer, die Situation rasch zu erfassen und klar einzuschätzen.
Drei Männer, von denen zwei ganz offensichtlich stark angetrunken waren, hatten die junge Frau, mit der Lionel noch vor wenigen Minuten beinahe zusammengestoßen wäre, an die schmierige Rückmauer der Häuserzeile gedrängt, da jedoch alle Genannten mit dem Rücken zu Lionel standen, hatte keiner sein lautloses Erscheinen wahrgenommen.
Lionels ausgeprägter Gerechtigkeitssinn meldete sich augenblicklich und schuf innerhalb von Sekunden eine Strategie um die junge Lady aus ihrer, gelinde gesagt, misslichen Lage zu befreien. Diesem Rechtsempfinden lagen weder übertriebenes Interesse an den menschlichen Bindungen zueinander noch übermäßiger Heldenmut, sondern schlicht und ergreifend das Bestreben, soweit es in seiner Macht stand, rohe Gewalt und Schmerz zu vermeiden.
Wie auf gepolsterten Katzenpfötchen näherte er sich dem größten und kräftigsten den Angreifer von hinten, in dem er den Anführer der dreiköpfigen Schar vermutete. Dies verriet ihm die Haltung des Mannes und die aggressiven Kopfbewegungen und Gesten mit den Händen, die den anderen beiden Befehle gaben. Um sich den vier Personen unbemerkt zu nähern musste er sich nicht sonderlich anstrengen, die Geräusche der Umgebung und die Konzentration der Männer auf ihre bevorstehende Tat machten es ihm leicht. Gemessenen Schrittes trat er, die hochgewachsene Gestalt mit der Dunkelheit beinahe verschmelzend hinter den Nüchternen. In seiner Hand, verborgen von den Schatten, lauerte ein etwa 30 cm langes, schmales Messer, so scharf, dass es selbst dickes Leder und dünnes Metall flüssig zerschnitt. Sanft, beinahe liebevoll, legte er die Klinge auf den, für einen Moment entblößten Nacken des Mannes.
Beinahe sofort erstarrte dessen kompletter Körper, seine Kumpane jedoch hatten Lionels Anwesenheit immer noch nicht wahrgenommen, aus diesem Grund sprach er und seine Stimme durchdrang die laue Nachtluft wie Samt : "Messieurs, einen guten Abend wünsche ich. Sie verstehen sicherlich, dass ich nicht gutheißen kann, was Sie mit der jungen Mademoiselle zu tun gedenken, sofern ich nicht einem schrecklichen Irrtum anheim gefallen bin. Wenn Ihnen an der Verbindung von Kopf und Rumpf Ihres Kameraden etwas liegt, dann lege ich Ihnen nahe, von der jungen Dame abzulassen und ruhig ihrer abendlichen Wege zu gehen."
Die Gedanken in den Schenken von Paris, blickte er unwillkürlich dem verschwindenden Rücken der jungen Frau nach, bis dieser schließlich um die nächste Ecke verschwand. Dann wandte Lionel sich ab, er wollte seinen Weg fortsetzen, immer den leisen Geräuschen in seiner Umgebung lauschend. Seine unnatürlich feinen Sinne nahmen ein paar angetrunken klingende Bemerkungen war, er vermutete, dass sie aus in einer der Kneipen oder einem Hauseingang ihren Ursprung fanden. Ohne dies weiter zu beachten setzte er sich in Bewegung.
Doch kaum dass er zwei, drei Schritte gegangen war, ertönte aus der Gasse, in die die junge Dame eingebogen war, ein schriller Schrei. Schon an der Klangart und Lautstärke des Schreies war zu erkennen, dass er nicht in plötzlichem Erschrecken oder Empörung ausgestoßen worden war, sondern in einem Augenblick höchster Not, die Stimme war durchsetzt von Panik und Angst.
Er handelte mehr instinktiv, als dass er über seine nächsten Handlungen nachdachte. In nur wenigen Augenblicken hatte er das Ende der Straße erreicht und wahrgenommen, was sich seinen Augen dort darbot. Für gewöhnliche Augen wäre es vielleicht zu dunkel gewesen, um genaue Details zu erkennen, doch Lionels Augen funktionierten bei Dunkelheit wesentlich besser als bei Tageslicht und so fiel es ihm nicht schwer, die Situation rasch zu erfassen und klar einzuschätzen.
Drei Männer, von denen zwei ganz offensichtlich stark angetrunken waren, hatten die junge Frau, mit der Lionel noch vor wenigen Minuten beinahe zusammengestoßen wäre, an die schmierige Rückmauer der Häuserzeile gedrängt, da jedoch alle Genannten mit dem Rücken zu Lionel standen, hatte keiner sein lautloses Erscheinen wahrgenommen.
Lionels ausgeprägter Gerechtigkeitssinn meldete sich augenblicklich und schuf innerhalb von Sekunden eine Strategie um die junge Lady aus ihrer, gelinde gesagt, misslichen Lage zu befreien. Diesem Rechtsempfinden lagen weder übertriebenes Interesse an den menschlichen Bindungen zueinander noch übermäßiger Heldenmut, sondern schlicht und ergreifend das Bestreben, soweit es in seiner Macht stand, rohe Gewalt und Schmerz zu vermeiden.
Wie auf gepolsterten Katzenpfötchen näherte er sich dem größten und kräftigsten den Angreifer von hinten, in dem er den Anführer der dreiköpfigen Schar vermutete. Dies verriet ihm die Haltung des Mannes und die aggressiven Kopfbewegungen und Gesten mit den Händen, die den anderen beiden Befehle gaben. Um sich den vier Personen unbemerkt zu nähern musste er sich nicht sonderlich anstrengen, die Geräusche der Umgebung und die Konzentration der Männer auf ihre bevorstehende Tat machten es ihm leicht. Gemessenen Schrittes trat er, die hochgewachsene Gestalt mit der Dunkelheit beinahe verschmelzend hinter den Nüchternen. In seiner Hand, verborgen von den Schatten, lauerte ein etwa 30 cm langes, schmales Messer, so scharf, dass es selbst dickes Leder und dünnes Metall flüssig zerschnitt. Sanft, beinahe liebevoll, legte er die Klinge auf den, für einen Moment entblößten Nacken des Mannes.
Beinahe sofort erstarrte dessen kompletter Körper, seine Kumpane jedoch hatten Lionels Anwesenheit immer noch nicht wahrgenommen, aus diesem Grund sprach er und seine Stimme durchdrang die laue Nachtluft wie Samt : "Messieurs, einen guten Abend wünsche ich. Sie verstehen sicherlich, dass ich nicht gutheißen kann, was Sie mit der jungen Mademoiselle zu tun gedenken, sofern ich nicht einem schrecklichen Irrtum anheim gefallen bin. Wenn Ihnen an der Verbindung von Kopf und Rumpf Ihres Kameraden etwas liegt, dann lege ich Ihnen nahe, von der jungen Dame abzulassen und ruhig ihrer abendlichen Wege zu gehen."
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
Alter : 32
Anmeldedatum : 29.06.08
Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Deutlich konnte sie den gezischten sowie gelallten Fluch viel zu nahe neben sich vernehmen, als die Stimme des vierten Mannes ertönte. Fast hörbar hätte sie erleichtert aufgeatmet, als sie diese ebenfalls vernommen hatte.
Sie schickte ein flüchtiges Stoßgebet zu Gott und dankte ihm in diesem für das Auftauchen des Fremden. Zwar war er ihr vorhin unheimlich erschienen, aber das war ihr in diesem Moment gleichgültig. Hauptsache sie entkam diesen widerlichen Kerlen!
Der rechts von ihr Stehende fluchte lautstark und gab plötzlich Fersengeld.
"He, warte, du Schwein!", rief der auf der anderen Seite. Schlagartig wirkte er nicht mehr so stark angetrunken und es dauerte nicht lange, bis auch dieser lieber in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Nun war Natalja wieder frei und konnte die beiden Männer vor sich anstarren. Viel erkennen konnte sie dabei nicht und so wusste sie auch nicht, warum der letzte der Drei sich so steif verhielt.
Allerdings konnte sie es sich denken, was gleichzeitig zu einem weiteren Verkrampfen ihres Magens führte. Auf diese Art benahm man sich lediglich dann, wenn man mit einer Waffe berührt wurde.
Das hatte sie gerettet, aber trotzdem stieg das ungute Gefühl gegenüber dem Vierten erneut an.
Hoffentlich würde er nicht das selbe vorhaben wie diese Typen!
Ihre Knie fühlten sich weich wie Pudding an und ihr Herz schien ihren Brustkorb zersprengen zu wollen.
Das Blut rauschte ihr in den Ohren und ihre Finger zitterten heftig.
Tränen traten ihr in die Augen vor Erleichterung über den überstandenen Überfall. Zumindest war sie zur Zeit davon überzeugt, es geschafft und überlebt zu haben, ohne ihre Ehre oder gar ihr Leben zu verlieren.
Was ihr Gegenüber machte, ob er den letzten Kerl laufen ließ oder nicht, es war ihr egal. Sie wollte nur noch zur Herberge und dieser elenden Dunkelheit endlich entkommen!
Weit kam sie jedoch nicht. Kaum hatte die Tänzerin versucht, einen Schritt in die entsprechende Richtung zu setzen, als ihre Beine beide nachgaben.
Tränen liefen ihr jetzt unaufhaltsam die Wangen herab und als zitterndes Bündel sank sie zu Boden. Selbst die schmutzige, schmierige Wand gab ihr keinen Halt, obwohl sie verzweifelt danach griff.
Der Schrecken saß einfach zu tief und nun kam auch noch Atemnot zu all ihren körperlichen Beschwerden. Eine eiserne, unnachgiebige Klammer schien ihr rasendes Herz in ihrem Griff zu haben und schmerzhaft zusammen zu pressen.
In diesen Augenblicken wäre sie jeder x-beliebigen Person schutzlos ausgeliefert gewesen.
Noch nie war ihr etwas derart Bedrohliches zugestoßen. Selbst in ihrer Heimatstadt Moskau wäre so etwas nicht einmal denkbar für sie gewesen!
Wäre sie doch nur nicht allein in Paris zurück geblieben und hätte sie nicht die Zeit an diesem Tag dermaßen verstreichen lassen.
'Sammeln, du musst dich sammeln!', hämmerte sie sich verzweifelt ein und wollte ihren Körper dazu zwingen, ihr endlich wieder zu gehorchen. Aber es gelang ihr nicht, die Kontrolle zurück zu erlangen und der Versuch, sich wieder zu erheben, scheiterte kläglich.
Natalja war am Ende, ihre Nerven zu sehr überreizt. Wenn sie doch bloß zu Hause und in Sicherheit wäre!
Wimmernd krümmte sie sich, wie vor Schmerzen, und konnte selbst einfach nicht begreifen, was gerade mit ihr geschah und warum sie sich nicht beruhigen konnte.
Sie schickte ein flüchtiges Stoßgebet zu Gott und dankte ihm in diesem für das Auftauchen des Fremden. Zwar war er ihr vorhin unheimlich erschienen, aber das war ihr in diesem Moment gleichgültig. Hauptsache sie entkam diesen widerlichen Kerlen!
Der rechts von ihr Stehende fluchte lautstark und gab plötzlich Fersengeld.
"He, warte, du Schwein!", rief der auf der anderen Seite. Schlagartig wirkte er nicht mehr so stark angetrunken und es dauerte nicht lange, bis auch dieser lieber in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Nun war Natalja wieder frei und konnte die beiden Männer vor sich anstarren. Viel erkennen konnte sie dabei nicht und so wusste sie auch nicht, warum der letzte der Drei sich so steif verhielt.
Allerdings konnte sie es sich denken, was gleichzeitig zu einem weiteren Verkrampfen ihres Magens führte. Auf diese Art benahm man sich lediglich dann, wenn man mit einer Waffe berührt wurde.
Das hatte sie gerettet, aber trotzdem stieg das ungute Gefühl gegenüber dem Vierten erneut an.
Hoffentlich würde er nicht das selbe vorhaben wie diese Typen!
Ihre Knie fühlten sich weich wie Pudding an und ihr Herz schien ihren Brustkorb zersprengen zu wollen.
Das Blut rauschte ihr in den Ohren und ihre Finger zitterten heftig.
Tränen traten ihr in die Augen vor Erleichterung über den überstandenen Überfall. Zumindest war sie zur Zeit davon überzeugt, es geschafft und überlebt zu haben, ohne ihre Ehre oder gar ihr Leben zu verlieren.
Was ihr Gegenüber machte, ob er den letzten Kerl laufen ließ oder nicht, es war ihr egal. Sie wollte nur noch zur Herberge und dieser elenden Dunkelheit endlich entkommen!
Weit kam sie jedoch nicht. Kaum hatte die Tänzerin versucht, einen Schritt in die entsprechende Richtung zu setzen, als ihre Beine beide nachgaben.
Tränen liefen ihr jetzt unaufhaltsam die Wangen herab und als zitterndes Bündel sank sie zu Boden. Selbst die schmutzige, schmierige Wand gab ihr keinen Halt, obwohl sie verzweifelt danach griff.
Der Schrecken saß einfach zu tief und nun kam auch noch Atemnot zu all ihren körperlichen Beschwerden. Eine eiserne, unnachgiebige Klammer schien ihr rasendes Herz in ihrem Griff zu haben und schmerzhaft zusammen zu pressen.
In diesen Augenblicken wäre sie jeder x-beliebigen Person schutzlos ausgeliefert gewesen.
Noch nie war ihr etwas derart Bedrohliches zugestoßen. Selbst in ihrer Heimatstadt Moskau wäre so etwas nicht einmal denkbar für sie gewesen!
Wäre sie doch nur nicht allein in Paris zurück geblieben und hätte sie nicht die Zeit an diesem Tag dermaßen verstreichen lassen.
'Sammeln, du musst dich sammeln!', hämmerte sie sich verzweifelt ein und wollte ihren Körper dazu zwingen, ihr endlich wieder zu gehorchen. Aber es gelang ihr nicht, die Kontrolle zurück zu erlangen und der Versuch, sich wieder zu erheben, scheiterte kläglich.
Natalja war am Ende, ihre Nerven zu sehr überreizt. Wenn sie doch bloß zu Hause und in Sicherheit wäre!
Wimmernd krümmte sie sich, wie vor Schmerzen, und konnte selbst einfach nicht begreifen, was gerade mit ihr geschah und warum sie sich nicht beruhigen konnte.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Als sie merkten, dass ihr Anführer in Schwierigkeiten steckte, machten sich die anderen beiden davon. Doch davon war Lionel ausgegangen und insofern machte es nichts aus. Mit großer Wahrscheinlichkeit war der Überfall auf das Mädchen sowieso nicht von einem der beiden ausgegangen sondern von dem Mann, der gerade den kalten Stahl von Lionels Waffe auf der mit kaltem Angstschweiß bedeckten Haut seines Nackens fühlte. Viele Gewalttäter waren in Wirklichkeit bloß Mitläufer und die wirklich Gefährlichen, die es zu schnappen galt und die es unter Menschen bedauerlichweise genauso häufig gab wie unter Vampiren, waren Kerle wie dieser hier. Das Messer übertrug das Zittern des Mannes auf Lionels linke Hand, sodass er sehr stark darauf achten musste, dem Mann nicht versehentlich in den Hals zu schneiden. Das dunkelblonde Haar des Haaransatzes im Nacken hatte sich ein wenig aufgerichtet und Lionel bemerkte beiläufig, dass der Übeltäter entweder noch sehr jung oder sehr unterernährt war, zumindest dem dünnen Hals nach zu schließen. Ein Moment in dem keiner der drei Anwesenden etwas sagte entstand, dann erklang plötzlich die Stimme des immer noch reglos und gebückt Stehenden.
"Monsieur, bitte, verschonen Sie mein Leben...Ich habe eine Familie, Kinder!"
Lionel überlegte. Was sollte er mit dem Kerl machen? Auch wenn er jetzt den Eindruck eines armen, hungrigen Geschöpfs machte, das keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte und für seine ebenso arme und hungrige Familie sorgen musste, hatte er den Anschlag auf das junge Mädchen angezettelt. Eine unschuldige junge Frau, deren Leben vermutlich nach dem Attentat für sie kaum mehr den Wert eines verbrannten Zündhölzchens hatte. Eine grauenhafte Tat, wenn sie begangen worden wäre, die schrecklichen Schaden hinterlassen hätte. Allerdings stellte auch die Familie für Lionel einen hohen Stellenwert da. Auch wenn der dreckige und elendig stickende Kerl vermutlich nicht viel verdiente, etwas war es doch und ohne dieses etwas standen Frau und Kinder dem Hunger alleine gegenüber. Sofern sie überhaupt existierten und es sich nicht nur um eine faule Lüge handelte, die der Mann benutzte, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Davon war Lionel allerdings nicht überzeugt. Die Stimme war bei der Erwähnung der Kinder so emotional und verzweifelt gewesen und das gab dann schließlich auch den Ausschlag.
Lionel ergriff mit der Rechten die Jacke des Mannes, ließ das Messer sinken und drehte ihn mit einem raschen und kräftigen Ruck zu sich um. Der Blick seiner dunkelblauen Augen bohrte sich in die schmutzbraunen des anderen.
"Gehen Sie, Monsieur, und zwar rasch." Seine Stimme war eisig, in etwa so wie ein Eiszapfen, der an einem frostigen Januarmorgen an einer kupfernen Regenrinne hing. Dann fügte er, ein wenig leiser, allerdings keinen Deut wärmer hinzu : "Sie oder Ihre feinen Freunde werden nie wieder Hand an dieses oder eines der anderen zahlreichen jungen Mädchen dieser Stadt legen!" Schon schien sich der eiserne Griff um die schmuddelige Jacke des Kerls zu lösen, doch bevor dies wirklich geschah, verließen noch weitere Worte Lionels blutleere Lippen. "Einen angenehmen Abend, Monsieur. Sollten Sie je wieder Wert auf ein Zusammentreffen mit mir legen, so wäre mir dies ein Fest." Die unangesprochene Drohung, die in den Worten mitschwang, hatten vermutlich sogar die Backsteine der Hausmauer, stumme Zeugen, verstanden. Dann endlich lösten sich Lionels kalkweiße Finger von der Jacke und der Kerl verschwand wie ein Schatten im Dunkeln.
Einen Moment stand Lionel regungslos da, dann regte sich seine große Gestalt wieder und er wandte sich der jungen Dame zu. Diese schien an der Hausmauer hinuntergerutscht zu sein und ihr zierlicher Körper wurde von stoßartigen Schluchzern geschüttelt. Natürlich war all dies hier ein Schock für sie. Zuerst der Überfall und dann vor Augen geführt zu bekommen, wie allgegenwärtig die Gewalt hier in Paris doch war.
Vorsichtig näherte sich Lionel, jedoch nur einen kleinen Schritt, um der Lady nicht noch mehr Angst einzujagen, als sie sicherlich sowieso schon hatte. Zurückhaltend blieb er dann stehen und reichte ihr eines seiner Taschentücher. Schon an diesem kleinen Stück Tuch konnte man erkennen, dass man ein Mitglied der oberen Gesellschaftsklasse vor sich hatte. Das feinste Leinen war verwendet worden, von Minette liebevoll mit einem geklöppelten Spitzenrand versehen und dann in einem zart duftenden Veilchenwasser gewaschen worden. In der rechten unteren Ecke, gestickt aus schwarzem Garn, befanden sich Lionels Initialen. LCD [OOC: Der Mann ist fortschrittlich xD]
Früher war es das doppelte L gewesen, das seinen Namen kennreichnete, doch seit der die beiden Grafschaften übertragen bekommen hatte, war das Linard-L durch C für Cherzny, den tschechischen Ländereien und D für Dinan, seine Grafschaft in Frankreich ersetzt worden. Es war praktischer so.
"Mademoiselle..", vorsichtig zog er ihre Aufmerksamkeit auf sich, um ihr dann die Linke zu reichen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Für eine Dame schickte es sich nicht, nachts am Boden in einer einsamen und dunklen Straße herumzusitzen.
"Monsieur, bitte, verschonen Sie mein Leben...Ich habe eine Familie, Kinder!"
Lionel überlegte. Was sollte er mit dem Kerl machen? Auch wenn er jetzt den Eindruck eines armen, hungrigen Geschöpfs machte, das keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte und für seine ebenso arme und hungrige Familie sorgen musste, hatte er den Anschlag auf das junge Mädchen angezettelt. Eine unschuldige junge Frau, deren Leben vermutlich nach dem Attentat für sie kaum mehr den Wert eines verbrannten Zündhölzchens hatte. Eine grauenhafte Tat, wenn sie begangen worden wäre, die schrecklichen Schaden hinterlassen hätte. Allerdings stellte auch die Familie für Lionel einen hohen Stellenwert da. Auch wenn der dreckige und elendig stickende Kerl vermutlich nicht viel verdiente, etwas war es doch und ohne dieses etwas standen Frau und Kinder dem Hunger alleine gegenüber. Sofern sie überhaupt existierten und es sich nicht nur um eine faule Lüge handelte, die der Mann benutzte, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Davon war Lionel allerdings nicht überzeugt. Die Stimme war bei der Erwähnung der Kinder so emotional und verzweifelt gewesen und das gab dann schließlich auch den Ausschlag.
Lionel ergriff mit der Rechten die Jacke des Mannes, ließ das Messer sinken und drehte ihn mit einem raschen und kräftigen Ruck zu sich um. Der Blick seiner dunkelblauen Augen bohrte sich in die schmutzbraunen des anderen.
"Gehen Sie, Monsieur, und zwar rasch." Seine Stimme war eisig, in etwa so wie ein Eiszapfen, der an einem frostigen Januarmorgen an einer kupfernen Regenrinne hing. Dann fügte er, ein wenig leiser, allerdings keinen Deut wärmer hinzu : "Sie oder Ihre feinen Freunde werden nie wieder Hand an dieses oder eines der anderen zahlreichen jungen Mädchen dieser Stadt legen!" Schon schien sich der eiserne Griff um die schmuddelige Jacke des Kerls zu lösen, doch bevor dies wirklich geschah, verließen noch weitere Worte Lionels blutleere Lippen. "Einen angenehmen Abend, Monsieur. Sollten Sie je wieder Wert auf ein Zusammentreffen mit mir legen, so wäre mir dies ein Fest." Die unangesprochene Drohung, die in den Worten mitschwang, hatten vermutlich sogar die Backsteine der Hausmauer, stumme Zeugen, verstanden. Dann endlich lösten sich Lionels kalkweiße Finger von der Jacke und der Kerl verschwand wie ein Schatten im Dunkeln.
Einen Moment stand Lionel regungslos da, dann regte sich seine große Gestalt wieder und er wandte sich der jungen Dame zu. Diese schien an der Hausmauer hinuntergerutscht zu sein und ihr zierlicher Körper wurde von stoßartigen Schluchzern geschüttelt. Natürlich war all dies hier ein Schock für sie. Zuerst der Überfall und dann vor Augen geführt zu bekommen, wie allgegenwärtig die Gewalt hier in Paris doch war.
Vorsichtig näherte sich Lionel, jedoch nur einen kleinen Schritt, um der Lady nicht noch mehr Angst einzujagen, als sie sicherlich sowieso schon hatte. Zurückhaltend blieb er dann stehen und reichte ihr eines seiner Taschentücher. Schon an diesem kleinen Stück Tuch konnte man erkennen, dass man ein Mitglied der oberen Gesellschaftsklasse vor sich hatte. Das feinste Leinen war verwendet worden, von Minette liebevoll mit einem geklöppelten Spitzenrand versehen und dann in einem zart duftenden Veilchenwasser gewaschen worden. In der rechten unteren Ecke, gestickt aus schwarzem Garn, befanden sich Lionels Initialen. LCD [OOC: Der Mann ist fortschrittlich xD]
Früher war es das doppelte L gewesen, das seinen Namen kennreichnete, doch seit der die beiden Grafschaften übertragen bekommen hatte, war das Linard-L durch C für Cherzny, den tschechischen Ländereien und D für Dinan, seine Grafschaft in Frankreich ersetzt worden. Es war praktischer so.
"Mademoiselle..", vorsichtig zog er ihre Aufmerksamkeit auf sich, um ihr dann die Linke zu reichen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Für eine Dame schickte es sich nicht, nachts am Boden in einer einsamen und dunklen Straße herumzusitzen.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie seltsame Geräusche wahr. Es dauerte einige Atemzüge lang, bis sie den Sinn dahinter begriff.
Schritte! Nein, nicht nur Schritte, sich entfernende Schritte!
Ihr Herz schien einen Freudenjauchzer zu machen und für einen Moment lang stehen zu bleiben, ehe es weiter hektisch pochte.
Sie musste sich endlich zusammen reißen und aufstehen. Etwas anderes gab es da nicht!
In diesem Augenblick erreichte ihr Sichtfeld ein Gegenstand, der heller war als das übrige Dunkel. Natalja starrte das Ding an und war flüchtig zu keinem klaren Gedanken fähig.
Dann begannen die Überlegungen in ihrem Kopf zu rasen.
Was war das? Zu was konnte man das helle Etwas verwenden?
Mit zitternden Fingern griff sie stockend und zögerlich danach.
War es gefährlich?
Es fühlte sich glatt, seidig und vor allem weich an. Prüfend, mit einem ungläubigen Stirnrunzeln strich sie mit den Fingern darüber und hielt es nahe an ihre Augen heran, um es besser sehen zu können. Die Tränen, der gesamte Schock schien vergessen bei dieser Prüfung.
Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ein Taschentuch! Nein, nicht nur eines, ein besonders Kostbares sogar!
Noch zweifelnder hob sie allmählich ihren Kopf, als könnte sie nicht begreifen, was hier gerade geschehen war.
Ihr Sehsinn hatte sich endlich an die schlechten Lichtverhältnisse gewöhnt und so konnte sie zumindest Schemen erkennen, hauptsächlich ein helleres Oval inmitten von Dunkelheit. Ein Gesicht!
Schwer schluckte die Tänzerin und spürte die Angst zurück kehren.
Als würde es ihr Schutz bieten, drückte sie das Taschentuch instinktiv an ihre Brust und atmete hektisch einige Male ein und aus.
Bis ihr auf einmal bewusst wurde, dass dieser Gegenstand nur von ihrem Retter vor ihr stammen konnte, der sie leise angesprochen hatte. Zudem hielt er ihr hilfsbereit die Hand hin.
Dass das Stückechen Stoff womöglich gestohlen sein konnte, daran wollte sie lieber gar nicht erst denken, da es zu anderen, angsteinflößenden Gedanken führen würde. Also wollte sie lieber annehmen, es gehöre rechtmäßig dieser Person vor ihr.
Die junge Frau befand sich in einem Dilemma.
Was sollte sie tun? Einerseits war sie mehr als dankbar für die Hilfe, die sie durch diesen Fremden erhalten hatte. Allerdings auf der anderen Seite... das Unbehagen von vorhin, als sie diesem Mann schon einmal begegnet war, stieg in ihr wieder auf. Was also war das richtige, was sie jetzt tun sollte, konnte?
Jedoch hatte ihr jetziges Gegenüber ihr bisher noch nichts getan.
Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn sie es mit ein wenig Vertrauen versuchte?
Unwillkürlich schielte sie zur Herberge hin. Zehn, eventuell fünfzehn Schritte und sie wäre dort. Und diesmal konnte sie nicht so leicht überrascht werden wie vorhin.
Mit klopfendem Herzen bemühte sie sich darum, ihre Finger zu entkrampfen.
Trotzdem schluckte sie schwer, ehe sie es schaffte, zumindest ihre linke Hand von dem Taschentuch zu lösen. Es kostete sie große Überwindung, ihren gefassten Entschluss wirklich in die Tat umzusetzen.
Vorsichtig, als könnte seine ausgestreckte Rechte sie beißen, strichen ihre Finger über seine kühle Haut und schlossen sich zögerlich um die Hand.
Langsam ließ sie sich hochziehen und musste sich zusammen reißen, dass ihre Knie nicht sofort wieder nachgaben. Natalja hätte nicht gedacht, dass es zu der Weichheit in ihnen von vorhin noch eine Steigerung gegeben hätte.
Kaum aber stand sie etwas sicherer, löste sie die Berührung gleich erneut und wich ein wenig zur Wand zurück. Sie wusste noch nicht so recht, was sie von ihrem Gegenüber halten sollte.
Mit zittriger, beinahe ersterbender Stimme wisperte sie:"Da... danke, Mo... Monsieur." Dabei erinnerte sie sich an das Taschentuch in ihren Fingern.
Hastig hob sie ihre Hand und tupfte sich ihre Wangen trocken.
Danach ließ sie es langsam sinken und starrte darauf.
Und was jetzt? Sollte sie noch etwas sagen, ihm das Taschentuch dankend zurück geben und in die Herberge gehen oder ihm sonst eine Floskel vortragen? Wenn ja, welche? Sie stand in seiner Schuld, jedoch... hieß das zwangsläufig, dass sie mehr als nötig mit ihm sprechen sollte? Obwohl... vielleicht stammte er aus Paris und sie könnte mit dieser Bekanntschaft noch etwas gewinnen? So wie mit Janet?
Unbewusst kaute sie an ihrer Unterlippe herum und war verunsichert, wie sie jetzt handeln sollte.
Gefühlte Stunden vergingen, bis sie sich endgültig zu einem Entschluss durchringen konnte.
Ein scheues Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel, obwohl sie sich nicht einmal sicher sein konnte, dass er das auch sehen konnte bei diesen Lichtverhältnissen. Tief atmete sie durch, bevor sie es schaffte, sich soweit zu sammeln, dass ihre Stimme ihr nicht gleich wieder versagte.
Kurz vollführte sie einen kleinen Knicks, wie sie es von Adrienne zur Höflichkeit gelernt hatte. Danach sprach sie leise, allerdings wenigstens verständlich:"Ich danke Ihnen, Monsieur. Mein Na..." Unwillkürlich stockte sie, zwang sich jedoch dazu, fort zu fahren. Wobei sie instinktiv die Schultern ein wenig straffte, um sich selbst Mut zu geben. "Mein Name ist Natalja Nikolajewna und ich kann nicht ausdrücken, wie froh ich darüber bin, dass Sie mir geholfen haben."
Nun lag es an ihm, wie er diese Begegnung weiter führte.
Stellte er sich ebenfalls vor und würde sich dann verabschieden? Oder würde er sie zur Sicherheit des Lichts bringen und dort ein bisschen plaudern wollen?
Egal, was, die Tänzerin fühlte, dass sie ihre Schuldigkeit getan hatte.
Schritte! Nein, nicht nur Schritte, sich entfernende Schritte!
Ihr Herz schien einen Freudenjauchzer zu machen und für einen Moment lang stehen zu bleiben, ehe es weiter hektisch pochte.
Sie musste sich endlich zusammen reißen und aufstehen. Etwas anderes gab es da nicht!
In diesem Augenblick erreichte ihr Sichtfeld ein Gegenstand, der heller war als das übrige Dunkel. Natalja starrte das Ding an und war flüchtig zu keinem klaren Gedanken fähig.
Dann begannen die Überlegungen in ihrem Kopf zu rasen.
Was war das? Zu was konnte man das helle Etwas verwenden?
Mit zitternden Fingern griff sie stockend und zögerlich danach.
War es gefährlich?
Es fühlte sich glatt, seidig und vor allem weich an. Prüfend, mit einem ungläubigen Stirnrunzeln strich sie mit den Fingern darüber und hielt es nahe an ihre Augen heran, um es besser sehen zu können. Die Tränen, der gesamte Schock schien vergessen bei dieser Prüfung.
Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ein Taschentuch! Nein, nicht nur eines, ein besonders Kostbares sogar!
Noch zweifelnder hob sie allmählich ihren Kopf, als könnte sie nicht begreifen, was hier gerade geschehen war.
Ihr Sehsinn hatte sich endlich an die schlechten Lichtverhältnisse gewöhnt und so konnte sie zumindest Schemen erkennen, hauptsächlich ein helleres Oval inmitten von Dunkelheit. Ein Gesicht!
Schwer schluckte die Tänzerin und spürte die Angst zurück kehren.
Als würde es ihr Schutz bieten, drückte sie das Taschentuch instinktiv an ihre Brust und atmete hektisch einige Male ein und aus.
Bis ihr auf einmal bewusst wurde, dass dieser Gegenstand nur von ihrem Retter vor ihr stammen konnte, der sie leise angesprochen hatte. Zudem hielt er ihr hilfsbereit die Hand hin.
Dass das Stückechen Stoff womöglich gestohlen sein konnte, daran wollte sie lieber gar nicht erst denken, da es zu anderen, angsteinflößenden Gedanken führen würde. Also wollte sie lieber annehmen, es gehöre rechtmäßig dieser Person vor ihr.
Die junge Frau befand sich in einem Dilemma.
Was sollte sie tun? Einerseits war sie mehr als dankbar für die Hilfe, die sie durch diesen Fremden erhalten hatte. Allerdings auf der anderen Seite... das Unbehagen von vorhin, als sie diesem Mann schon einmal begegnet war, stieg in ihr wieder auf. Was also war das richtige, was sie jetzt tun sollte, konnte?
Jedoch hatte ihr jetziges Gegenüber ihr bisher noch nichts getan.
Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn sie es mit ein wenig Vertrauen versuchte?
Unwillkürlich schielte sie zur Herberge hin. Zehn, eventuell fünfzehn Schritte und sie wäre dort. Und diesmal konnte sie nicht so leicht überrascht werden wie vorhin.
Mit klopfendem Herzen bemühte sie sich darum, ihre Finger zu entkrampfen.
Trotzdem schluckte sie schwer, ehe sie es schaffte, zumindest ihre linke Hand von dem Taschentuch zu lösen. Es kostete sie große Überwindung, ihren gefassten Entschluss wirklich in die Tat umzusetzen.
Vorsichtig, als könnte seine ausgestreckte Rechte sie beißen, strichen ihre Finger über seine kühle Haut und schlossen sich zögerlich um die Hand.
Langsam ließ sie sich hochziehen und musste sich zusammen reißen, dass ihre Knie nicht sofort wieder nachgaben. Natalja hätte nicht gedacht, dass es zu der Weichheit in ihnen von vorhin noch eine Steigerung gegeben hätte.
Kaum aber stand sie etwas sicherer, löste sie die Berührung gleich erneut und wich ein wenig zur Wand zurück. Sie wusste noch nicht so recht, was sie von ihrem Gegenüber halten sollte.
Mit zittriger, beinahe ersterbender Stimme wisperte sie:"Da... danke, Mo... Monsieur." Dabei erinnerte sie sich an das Taschentuch in ihren Fingern.
Hastig hob sie ihre Hand und tupfte sich ihre Wangen trocken.
Danach ließ sie es langsam sinken und starrte darauf.
Und was jetzt? Sollte sie noch etwas sagen, ihm das Taschentuch dankend zurück geben und in die Herberge gehen oder ihm sonst eine Floskel vortragen? Wenn ja, welche? Sie stand in seiner Schuld, jedoch... hieß das zwangsläufig, dass sie mehr als nötig mit ihm sprechen sollte? Obwohl... vielleicht stammte er aus Paris und sie könnte mit dieser Bekanntschaft noch etwas gewinnen? So wie mit Janet?
Unbewusst kaute sie an ihrer Unterlippe herum und war verunsichert, wie sie jetzt handeln sollte.
Gefühlte Stunden vergingen, bis sie sich endgültig zu einem Entschluss durchringen konnte.
Ein scheues Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel, obwohl sie sich nicht einmal sicher sein konnte, dass er das auch sehen konnte bei diesen Lichtverhältnissen. Tief atmete sie durch, bevor sie es schaffte, sich soweit zu sammeln, dass ihre Stimme ihr nicht gleich wieder versagte.
Kurz vollführte sie einen kleinen Knicks, wie sie es von Adrienne zur Höflichkeit gelernt hatte. Danach sprach sie leise, allerdings wenigstens verständlich:"Ich danke Ihnen, Monsieur. Mein Na..." Unwillkürlich stockte sie, zwang sich jedoch dazu, fort zu fahren. Wobei sie instinktiv die Schultern ein wenig straffte, um sich selbst Mut zu geben. "Mein Name ist Natalja Nikolajewna und ich kann nicht ausdrücken, wie froh ich darüber bin, dass Sie mir geholfen haben."
Nun lag es an ihm, wie er diese Begegnung weiter führte.
Stellte er sich ebenfalls vor und würde sich dann verabschieden? Oder würde er sie zur Sicherheit des Lichts bringen und dort ein bisschen plaudern wollen?
Egal, was, die Tänzerin fühlte, dass sie ihre Schuldigkeit getan hatte.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
Alter : 37
Anmeldedatum : 10.06.08
Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Der Schock schien tiefer zu sitzen, als Lionel ursprünglich angenommen hatte. Wahrscheinlich war der jungen Dame noch nie etwas Vergleichbares geschehen und da war ihre Reaktion natürlich verständlich. Die Straßen von Paris waren wirklich ein gefährliches Pflaster, besonders für junge und noch dazu schutzlose Frauen wie sie. Denn trotz der Anstregungen der Stadtregierung und auch der UdVi verminderte sich die Zahl der Verbrecher nur geringfügig und an die Anzahl der Verbrechen schien sogar gleich zu bleiben. Und so vielen immer wieder Menschen, vor allem jüngere Frauen, schrecklichen Gewalttaten zum Opfer.
Geduldig wartete Lionel, bis das Mädchen in der Lage war, das Taschentuch zu ergreifen. Geduld und Zurückhaltung - das waren wohl die einzigen Dinge, die ihr die Angst zumindest ein wenig nehmen und ein Stück weit Vertrauen aufbauen konnten. Zudem hatte Lionel es nicht eilig und sah es als seine Pflicht an, dafür zu garantieren, dass die junge Dame sicher ihr Ziel erreichte. Schließlich hatte er sie vor den Gräueltaten der Trunkenbolde bewahrt, also was gäbe es für einen Sinn, sie allein weiter zu schicken, wo sie doch so leicht den nächsten Verbrechern in die Arme laufen konnte?
Lionel konnte verstehen, dass sie sich scheute, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Gerade war sie nur knapp einem Überfall entgangen, da war es nur natürlich, dass sie ihm mit Argwohn und Misstrauen begegnete. Woher sollte sie denn auch wissen, dass Lionel nicht im Geringsten die gleichen Beweggründe hatte, sich ihrer anzunehmen, wie die betrunkenen Fremden?
Er beobachtete, wie sie das Taschentuch zuerst nur vorsichtig beäugte und es dann an ihre Brust drückte. Irgendetwas an dieser Geste kam ihm seltsam vertraut vor, doch das Ereignis, welches dieses Déja vue hervorgerufen hatte, war so weit in der Tiefe seiner unzähligen Erinnerungen vergraben, dass es nicht an die Oberfläche kommen wollte. Also entschied sich Lionel, es erst einmal zu ignorieren und sich ganz um die junge Dame zu kümmern.
Diese schien sich mittlerweile zu dem Entschluss durchgerungen zu haben, dass es sich bei Lionel doch nicht um einen Verbrecher handelte, denn sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich aufhelfen. Sie war federleicht und ihre Bewegungen fließend und anmutig. Sobald sie wieder auf eigenen Beinen stand, löste Lionel seine kühle Hand aus dem Griff und nutzte die Gelegenheit, die Gerettete näher anzublicken.
Obwohl nach außen hin kaum mehr als ein kurzes Zucken seiner dunklen Wimpern zu sehen war, blieb ihm doch beim Anblick der jungen Dame beinahe das Herz stehen.
Sie war Inna, seiner geliebten Inna, wie aus dem Gesicht geschnitten! Das gleiche leicht herzförmig geschnittene Gesicht, die reine Haut und der Schwung der Brauen, der wie gemalt erschien. Ihr Mund, ebenso voll und schön geformt wie der von seiner russischen Liebe. Wie konnte das sein??
In seiner Verwirrung, nach außen hin unsichtbar, ging ihre Dankesbezeugung unter. Doch dann drangen weitere Worte an sein Ohr. Mein Name ist Natalja Nikolajewna.
Natalja Nikolajewna. Inna Nikolajewna. Moskau, 1872. Das konnte kein Zufall sein. Vieles in dieser Welt schien ja auf seltsamen Zufällen und sonderbaren Begebenheiten zu beruhen, doch dass es eine zweite Natalja Nikolajewna, die Inna auf das Haar zu gleichen schien gab, das war mehr als unwahrscheinlich. Also ließen seine Überlegungen logischerweise nur noch einen Schluss zu: Bei diesem Mädchen musste es sich um Innas Tochter handeln. Seine Tochter. Das Kind, das er 1873 im Stich gelassen hatte, das Kind, dessen Leben Inna mit ihrem eigenen bezahlt hatte.
Er erinnerte sich noch an die Nacht der Geburt, als wäre es erst gestern gewesen. Vermutlich würde er nie wieder in seinem langen, langen Leben Innas zuerst laute und dann immer schwächer und leiser werden Schreie vergessen. Oder den Ausdruck auf dem Gesicht der Hebamme. Den Anblick des hilflosen kleinen Mädchens, in die sauberen Tücher gewickelt. Seine tote Geliebte.
Die einprägsamste seiner Erinnerungen war der Blick von Innas Augen. Nicht klagend, vorwurfsvoll, so wie bei den vielen anderen Toten, die er gesehen hatte. Es war anders, eher zu beschreiben mit...wehmütig oder traurig.
Doch diese Wehmut und die Trauer in den Augen, deren Licht für alle Ewigkeit erloschen war, verfolgte ihn, Tag und Nacht, vermutlich hartnäckiger, als Klage oder Vorwurf es vermocht hätten. Inna machte ihn nicht für ihren Tod verantwortlich. Sie warf ihm das Ende ihres Lebens nicht vor. Nein, viel schlimmer. Sie trauerte, dass es ihr versagt blieb, ihre einzige Tochter aufwachsen zu sehen.
Zu sehen, was nach siebzehn Jahren aus ihr geworden war.
Diese junge, zierliche und genauso zerbrechlich wie ihre Mutter wirkende Frau.
Lionel wäre kein Vampir gewesen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, seine gewaltigen und tobenden Emotionen, die von Freude und Überraschung bis zu abgrundtiefen Selbstvorwürfen, Trauer, Schmerz und Verwirrung reichten, unter Verschluss zu halten und sich nach außen hin nichts anmerken zu lassen.
"Mademoiselle Nikolajewna, der Dank ist überflüssig. Sie aus dieser misslichen Situation zu befreien war eine Selbstverständlichkeit und überdies meine Bürgerpflicht."
Er nutzte die kurze entstehene Pause, um zu bemerken, dass selbst Nataljas Augenfarbe mit der, die Inna gehabt hatte, übereinstimmte.
Er merkte, dass er begann, die Kontrolle über das Gespräch und die Situation zu verlieren, also sprach er rasch weiter : "Ist es noch weit bis zu ihrem Ziel ?"
Geduldig wartete Lionel, bis das Mädchen in der Lage war, das Taschentuch zu ergreifen. Geduld und Zurückhaltung - das waren wohl die einzigen Dinge, die ihr die Angst zumindest ein wenig nehmen und ein Stück weit Vertrauen aufbauen konnten. Zudem hatte Lionel es nicht eilig und sah es als seine Pflicht an, dafür zu garantieren, dass die junge Dame sicher ihr Ziel erreichte. Schließlich hatte er sie vor den Gräueltaten der Trunkenbolde bewahrt, also was gäbe es für einen Sinn, sie allein weiter zu schicken, wo sie doch so leicht den nächsten Verbrechern in die Arme laufen konnte?
Lionel konnte verstehen, dass sie sich scheute, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Gerade war sie nur knapp einem Überfall entgangen, da war es nur natürlich, dass sie ihm mit Argwohn und Misstrauen begegnete. Woher sollte sie denn auch wissen, dass Lionel nicht im Geringsten die gleichen Beweggründe hatte, sich ihrer anzunehmen, wie die betrunkenen Fremden?
Er beobachtete, wie sie das Taschentuch zuerst nur vorsichtig beäugte und es dann an ihre Brust drückte. Irgendetwas an dieser Geste kam ihm seltsam vertraut vor, doch das Ereignis, welches dieses Déja vue hervorgerufen hatte, war so weit in der Tiefe seiner unzähligen Erinnerungen vergraben, dass es nicht an die Oberfläche kommen wollte. Also entschied sich Lionel, es erst einmal zu ignorieren und sich ganz um die junge Dame zu kümmern.
Diese schien sich mittlerweile zu dem Entschluss durchgerungen zu haben, dass es sich bei Lionel doch nicht um einen Verbrecher handelte, denn sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich aufhelfen. Sie war federleicht und ihre Bewegungen fließend und anmutig. Sobald sie wieder auf eigenen Beinen stand, löste Lionel seine kühle Hand aus dem Griff und nutzte die Gelegenheit, die Gerettete näher anzublicken.
Obwohl nach außen hin kaum mehr als ein kurzes Zucken seiner dunklen Wimpern zu sehen war, blieb ihm doch beim Anblick der jungen Dame beinahe das Herz stehen.
Sie war Inna, seiner geliebten Inna, wie aus dem Gesicht geschnitten! Das gleiche leicht herzförmig geschnittene Gesicht, die reine Haut und der Schwung der Brauen, der wie gemalt erschien. Ihr Mund, ebenso voll und schön geformt wie der von seiner russischen Liebe. Wie konnte das sein??
In seiner Verwirrung, nach außen hin unsichtbar, ging ihre Dankesbezeugung unter. Doch dann drangen weitere Worte an sein Ohr. Mein Name ist Natalja Nikolajewna.
Natalja Nikolajewna. Inna Nikolajewna. Moskau, 1872. Das konnte kein Zufall sein. Vieles in dieser Welt schien ja auf seltsamen Zufällen und sonderbaren Begebenheiten zu beruhen, doch dass es eine zweite Natalja Nikolajewna, die Inna auf das Haar zu gleichen schien gab, das war mehr als unwahrscheinlich. Also ließen seine Überlegungen logischerweise nur noch einen Schluss zu: Bei diesem Mädchen musste es sich um Innas Tochter handeln. Seine Tochter. Das Kind, das er 1873 im Stich gelassen hatte, das Kind, dessen Leben Inna mit ihrem eigenen bezahlt hatte.
Er erinnerte sich noch an die Nacht der Geburt, als wäre es erst gestern gewesen. Vermutlich würde er nie wieder in seinem langen, langen Leben Innas zuerst laute und dann immer schwächer und leiser werden Schreie vergessen. Oder den Ausdruck auf dem Gesicht der Hebamme. Den Anblick des hilflosen kleinen Mädchens, in die sauberen Tücher gewickelt. Seine tote Geliebte.
Die einprägsamste seiner Erinnerungen war der Blick von Innas Augen. Nicht klagend, vorwurfsvoll, so wie bei den vielen anderen Toten, die er gesehen hatte. Es war anders, eher zu beschreiben mit...wehmütig oder traurig.
Doch diese Wehmut und die Trauer in den Augen, deren Licht für alle Ewigkeit erloschen war, verfolgte ihn, Tag und Nacht, vermutlich hartnäckiger, als Klage oder Vorwurf es vermocht hätten. Inna machte ihn nicht für ihren Tod verantwortlich. Sie warf ihm das Ende ihres Lebens nicht vor. Nein, viel schlimmer. Sie trauerte, dass es ihr versagt blieb, ihre einzige Tochter aufwachsen zu sehen.
Zu sehen, was nach siebzehn Jahren aus ihr geworden war.
Diese junge, zierliche und genauso zerbrechlich wie ihre Mutter wirkende Frau.
Lionel wäre kein Vampir gewesen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, seine gewaltigen und tobenden Emotionen, die von Freude und Überraschung bis zu abgrundtiefen Selbstvorwürfen, Trauer, Schmerz und Verwirrung reichten, unter Verschluss zu halten und sich nach außen hin nichts anmerken zu lassen.
"Mademoiselle Nikolajewna, der Dank ist überflüssig. Sie aus dieser misslichen Situation zu befreien war eine Selbstverständlichkeit und überdies meine Bürgerpflicht."
Er nutzte die kurze entstehene Pause, um zu bemerken, dass selbst Nataljas Augenfarbe mit der, die Inna gehabt hatte, übereinstimmte.
Er merkte, dass er begann, die Kontrolle über das Gespräch und die Situation zu verlieren, also sprach er rasch weiter : "Ist es noch weit bis zu ihrem Ziel ?"
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Die Tänzerin war verunsichert.
Sollte sie dem Drang in sich nachgeben und auflachen? Und wenn ja, warum? Aus Freude? Wegen der Komik dieser Situation? Irgendwie waren diese Worte, Selbstverständlichkeit und Bürgerpflicht, fehl am Platz. Oder besser gesagt... nicht wirklich realistisch.
Doch dann kam er ihr mit seiner Antwort zuvor und das erleichterte sie gleichzeitig.
Überraschenderweise fand sie es ein klein wenig schade, dass er sich nicht ebenfalls vorstellte, aber es war nicht ihre Art danach zu fragen. Sofern das Gespräch noch länger dauern und sie neugierig machen würde.
Anscheinend war dieser Mann nicht vom selben Schlag wie die drei Kerle vorhin. Es sei denn...
Daran wollte Natalja gar nicht erst denken, obwohl sie im Unterbewusstsein den Satz bereits vollendet hatte. Es sei denn, er ging auf eine Art vor mit ähnlichen Zielen.
Sie hoffte es inbrünstig nicht!
Zu ihrem Glück und eigener Erleichterung legte sich allmählich der Schock. Zwar hatte sie sich noch immer nicht davon erholt, jedoch langsam konnte sie ihre Fassung zurück erlangen.
Das führte dazu, dass sie es schaffte, ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Wahrscheinlich erreichte es ihre Augen nicht, allerdings war das höchstwahrscheinlich sowieso nicht zu erkennen.
Die junge Frau deutete ein Kopfschütteln an und deutete zur Herberge hin. "Dort ist meine Unterkunft, Monsieur."
Wie nah diese war, war deutlich zu erkennen und auch, dass es erst an dieser Stelle wieder eine brennende Straßenbeleuchtung gab.
Mehr Mut in ihre Stimme legend, als sie tatsächlich empfand, fuhr sie scheinbar zuversichtlich fort:"Sie müssen mich nicht begleiten. Wie Sie sehen, ist es nicht sehr weit entfernt."
Sie wollte diesen Mann nicht länger in Anspruch nehmen als nötig. Nicht nur, weil das Unbehagen nicht schwinden wollte, sondern auch, da er wohl etwas vermögender und höchstwahrscheinlich auf dem Weg zu einem Fest oder sonstigen Veranstaltung war. Selbst nach dem Kontakt mit Talib, war sie sich noch immer ihres niedrigen Ranges bewusst und das beeinflusste ihr Handeln.
Außerdem wartete sie auch weiterhin darauf, dass er es nachholte sich vorzustellen.
Wenn er es nicht täte... Vielleicht war er doch auf etwas Ähnliches aus wie die Typen vorher? Und war lediglich geschickter, sich das zu holen, indem er sich so verhielt?
Sorge umklammerte ihr Herz und ließ es erneut schneller schlagen.
Sollte sie dem Drang in sich nachgeben und auflachen? Und wenn ja, warum? Aus Freude? Wegen der Komik dieser Situation? Irgendwie waren diese Worte, Selbstverständlichkeit und Bürgerpflicht, fehl am Platz. Oder besser gesagt... nicht wirklich realistisch.
Doch dann kam er ihr mit seiner Antwort zuvor und das erleichterte sie gleichzeitig.
Überraschenderweise fand sie es ein klein wenig schade, dass er sich nicht ebenfalls vorstellte, aber es war nicht ihre Art danach zu fragen. Sofern das Gespräch noch länger dauern und sie neugierig machen würde.
Anscheinend war dieser Mann nicht vom selben Schlag wie die drei Kerle vorhin. Es sei denn...
Daran wollte Natalja gar nicht erst denken, obwohl sie im Unterbewusstsein den Satz bereits vollendet hatte. Es sei denn, er ging auf eine Art vor mit ähnlichen Zielen.
Sie hoffte es inbrünstig nicht!
Zu ihrem Glück und eigener Erleichterung legte sich allmählich der Schock. Zwar hatte sie sich noch immer nicht davon erholt, jedoch langsam konnte sie ihre Fassung zurück erlangen.
Das führte dazu, dass sie es schaffte, ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Wahrscheinlich erreichte es ihre Augen nicht, allerdings war das höchstwahrscheinlich sowieso nicht zu erkennen.
Die junge Frau deutete ein Kopfschütteln an und deutete zur Herberge hin. "Dort ist meine Unterkunft, Monsieur."
Wie nah diese war, war deutlich zu erkennen und auch, dass es erst an dieser Stelle wieder eine brennende Straßenbeleuchtung gab.
Mehr Mut in ihre Stimme legend, als sie tatsächlich empfand, fuhr sie scheinbar zuversichtlich fort:"Sie müssen mich nicht begleiten. Wie Sie sehen, ist es nicht sehr weit entfernt."
Sie wollte diesen Mann nicht länger in Anspruch nehmen als nötig. Nicht nur, weil das Unbehagen nicht schwinden wollte, sondern auch, da er wohl etwas vermögender und höchstwahrscheinlich auf dem Weg zu einem Fest oder sonstigen Veranstaltung war. Selbst nach dem Kontakt mit Talib, war sie sich noch immer ihres niedrigen Ranges bewusst und das beeinflusste ihr Handeln.
Außerdem wartete sie auch weiterhin darauf, dass er es nachholte sich vorzustellen.
Wenn er es nicht täte... Vielleicht war er doch auf etwas Ähnliches aus wie die Typen vorher? Und war lediglich geschickter, sich das zu holen, indem er sich so verhielt?
Sorge umklammerte ihr Herz und ließ es erneut schneller schlagen.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
[OOC: Schon ziemlich paranoid, oder ?^^]
Dort ist meine Unterkunft, Monsieur.
Bildete er sich das nur ein, oder klang auch ihre Stimme so ähnlich wie Innas? Etwas am Dasein als Vampir, was zugleich Vor - und Nachteil sein konnte, was das Erinnerungsvermögen. Seit seiner zweiten Geburt verblassten die Erinnerungen nicht mehr wie zuvor, sondern sie standen alle hell und beinahe so frisch wie am ersten Tag vor seinem inneren Auge. Manchmal war dies sehr praktisch, vor allem dann, wenn man einem flüchtigen Bekannten, den man zum Beispiel auf einem Fest kennen gelernt hatte, wiedertraf. Das verzweifelte Suchen nach dem richtigen Namen war ihm schon seit über hundert Jahren nicht mehr passiert. Allerdings gab es auch die wengier vorteilhafte Seite an dieser Gabe. Schmerz verblasste nicht, Trauer verflüchtigte sich nicht nach einiger Zeit. Die Zeit konnte die Wunden nicht mehr heilen. Zwar gewöhnte man sich nach ein paar Jahren an den Zustand, mit diesen Gefühlen ständig konfrontiert zu werden, sodass sie quasi alltäglich wurden, doch wirkliche Heilung durch Vergessen gab es nicht.
Am stärksten wurde Lionel das immer wieder bewusst, wenn er sich an Antoinette, Mary und deren Kinder erinnerte. Im Gegensatz zu seiner Zeit mit Inna, von er sich jederzeit klar und deutlich an jede Minute erinnnerte, existierten von der Zeit davor nur noch Bruckstücke, Schemen. Wann hatte er Antoinette das letze Mal geküsst? Was war das letze Wort gewesen, das Mary-Susan zu ihm gesprochen hatte? Er wusste es nicht mehr. Bei Inna hingegen erinnerte er sich genau. Der letze Kuss - auf die erkalteten Lippen einer aufgebahrten Toten, die im Tod noch genauso schön war wie im Leben. Das letze Wort - ja, besonders ihre letzen Worte hatten ihn tief getroffen. Achte gut auf sie, mein Geliebter.
Er hatte seine Pflicht, die ihm von seiner sterbenden Geliebten auferlegt worden war, nicht erfüllt. Er hatte sich nicht um Natalja gekümmert, sondern sie stattdessen an Adrienne abgegeben und war geflohen.
Selbsthass, Zweifel, mühsam in den Untergrund seiner Seele verbannt, reckten sich, voller Energie aus ihrem langen Schlaf erwacht und machten sich eifrig und flugs an die Arbeit.
Er mühte sich jedoch, sie hinter ihre Schranken zurück zu schieben und mit einiger psychischer Anstregung gelang ihm das auch.
Mühsam richtete er seine Aufmerksamkeit auf ihre Worte und schob dabei alles andere in die Hintergrund.
Hatte er sich noch nicht vorgestellt? Vermutlich hatten ihn die starken und so perfekt verborgenen Emotionen seine Manieren vergessen lassen. Schändlich, schändlich. So etwas passierte ihm nicht! So etwas hatte ihm nicht zu passieren. Rasch kam er also diesem Versäumnis nach : "Mademoiselle, ich bitte Sie inständig, mein unhöfliches Verhalten zu entschuldigen. Ich vergaß, mich vorzustellen...Ich bin Lionel de Cherzny-Dinan."
Es lag ihm nach all den Jahren immer noch auf der Zunge, sich als Lionel Linard vorzustellen. So sehr war ihm dieser Name in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ihm sehr schwer fiel, sich mit dem neuen Namen zu identifizieren.
Wieder entstand eine kurze Pause, dann fragte er, sich jetzt wieder auf seine Manieren besinnend : "Hätten Sie es gerne, wenn ich Sie die letzen Meter zu Ihrer Unterkunft geleiten würde?"
Er konnte nicht leugnen, dass nicht auch ein bisschen Neugier ihn zu den letzen Worten bewegt hatte. Das hier war seine Tochter! Eine erwachsene Tochter! In welchen Umständen lebte sie? War sie verheiratet oder lebte sie allein? Wie waren ihre Lebensumstände? Schon ihre Kleidung schien ihm ein bisschen was über diese Umstände zu verraten. Es handelte sich bei diesen Umständen vermutlich nicht um die besten. Ihre Kleidung war sauber und ordentlich, aber hier und da konnte man an einigen Stellen des langen Kleides erkennen, dass es doch schon einige Jahre in Benutzung war.
Dort ist meine Unterkunft, Monsieur.
Bildete er sich das nur ein, oder klang auch ihre Stimme so ähnlich wie Innas? Etwas am Dasein als Vampir, was zugleich Vor - und Nachteil sein konnte, was das Erinnerungsvermögen. Seit seiner zweiten Geburt verblassten die Erinnerungen nicht mehr wie zuvor, sondern sie standen alle hell und beinahe so frisch wie am ersten Tag vor seinem inneren Auge. Manchmal war dies sehr praktisch, vor allem dann, wenn man einem flüchtigen Bekannten, den man zum Beispiel auf einem Fest kennen gelernt hatte, wiedertraf. Das verzweifelte Suchen nach dem richtigen Namen war ihm schon seit über hundert Jahren nicht mehr passiert. Allerdings gab es auch die wengier vorteilhafte Seite an dieser Gabe. Schmerz verblasste nicht, Trauer verflüchtigte sich nicht nach einiger Zeit. Die Zeit konnte die Wunden nicht mehr heilen. Zwar gewöhnte man sich nach ein paar Jahren an den Zustand, mit diesen Gefühlen ständig konfrontiert zu werden, sodass sie quasi alltäglich wurden, doch wirkliche Heilung durch Vergessen gab es nicht.
Am stärksten wurde Lionel das immer wieder bewusst, wenn er sich an Antoinette, Mary und deren Kinder erinnerte. Im Gegensatz zu seiner Zeit mit Inna, von er sich jederzeit klar und deutlich an jede Minute erinnnerte, existierten von der Zeit davor nur noch Bruckstücke, Schemen. Wann hatte er Antoinette das letze Mal geküsst? Was war das letze Wort gewesen, das Mary-Susan zu ihm gesprochen hatte? Er wusste es nicht mehr. Bei Inna hingegen erinnerte er sich genau. Der letze Kuss - auf die erkalteten Lippen einer aufgebahrten Toten, die im Tod noch genauso schön war wie im Leben. Das letze Wort - ja, besonders ihre letzen Worte hatten ihn tief getroffen. Achte gut auf sie, mein Geliebter.
Er hatte seine Pflicht, die ihm von seiner sterbenden Geliebten auferlegt worden war, nicht erfüllt. Er hatte sich nicht um Natalja gekümmert, sondern sie stattdessen an Adrienne abgegeben und war geflohen.
Selbsthass, Zweifel, mühsam in den Untergrund seiner Seele verbannt, reckten sich, voller Energie aus ihrem langen Schlaf erwacht und machten sich eifrig und flugs an die Arbeit.
Er mühte sich jedoch, sie hinter ihre Schranken zurück zu schieben und mit einiger psychischer Anstregung gelang ihm das auch.
Mühsam richtete er seine Aufmerksamkeit auf ihre Worte und schob dabei alles andere in die Hintergrund.
Hatte er sich noch nicht vorgestellt? Vermutlich hatten ihn die starken und so perfekt verborgenen Emotionen seine Manieren vergessen lassen. Schändlich, schändlich. So etwas passierte ihm nicht! So etwas hatte ihm nicht zu passieren. Rasch kam er also diesem Versäumnis nach : "Mademoiselle, ich bitte Sie inständig, mein unhöfliches Verhalten zu entschuldigen. Ich vergaß, mich vorzustellen...Ich bin Lionel de Cherzny-Dinan."
Es lag ihm nach all den Jahren immer noch auf der Zunge, sich als Lionel Linard vorzustellen. So sehr war ihm dieser Name in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ihm sehr schwer fiel, sich mit dem neuen Namen zu identifizieren.
Wieder entstand eine kurze Pause, dann fragte er, sich jetzt wieder auf seine Manieren besinnend : "Hätten Sie es gerne, wenn ich Sie die letzen Meter zu Ihrer Unterkunft geleiten würde?"
Er konnte nicht leugnen, dass nicht auch ein bisschen Neugier ihn zu den letzen Worten bewegt hatte. Das hier war seine Tochter! Eine erwachsene Tochter! In welchen Umständen lebte sie? War sie verheiratet oder lebte sie allein? Wie waren ihre Lebensumstände? Schon ihre Kleidung schien ihm ein bisschen was über diese Umstände zu verraten. Es handelte sich bei diesen Umständen vermutlich nicht um die besten. Ihre Kleidung war sauber und ordentlich, aber hier und da konnte man an einigen Stellen des langen Kleides erkennen, dass es doch schon einige Jahre in Benutzung war.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Ob er das Geräusch womöglich gehört hatte? Natalja war sich sicher, so groß war der Stein gewesen, der ihr vom Herzen gefallen war.
Er hatte sich vorgestellt! Sie glaubte nicht daran, dass dieser Name nicht echt war und hatte nun die nötige Zuversicht gefunden, dass er tatsächlich ihr nur hatte helfen wollen. Denn Verbrecher gaben ihre Identität nicht preis! Hoffte sie wenigstens.
Sein Angebot jedoch brachte sie in erneute Verlegenheit.
Sollte sie es annehmen oder besser ausschlagen?
Innerlich schalt sie sich selbst. Angst hatte sie gehabt, ja, große sogar und bisher unbekannte, allerdings hieß das nicht, dass sie allem gegenüber nur noch misstrauisch begegnen musste!
Doch noch bevor sie dazu kam, den Atem für eine Erwiderung zu holen, fiel ihr ein weiterer Aspekt ein, der sie in ihrem Inneren erstarren ließ. Er hatte in seinem Namen ein "de" angeführt.
Adelig! Auch das noch! Wieso stieß sie in letzter Zeit ständig auf hochgeborene Männer? Natürlich schmeichelte es ihr auf der einen Seite, aber auf der anderen war es ihr höchst unangenehm.
Sie entstammte nicht dieser Welt von Reichtum, Macht und Feste, nein. Die junge Frau war nichts weiter als eine Tänzerin, wenngleich Prima Ballerina, jedoch trotz allem weder mit einem wohlklingenden Namen versehen, noch ausgestattet mit einem Vermögen.
Wie konnte es also diese beiden Zufälle geben? Waren das wirklich lediglich ungeplante Begegnungen oder gab es dahinter ein System? Immerhin hatte sie den Herren Talib nur dadurch kennen gelernt, dass sie einen Brief von ihrem Vater bekommen und darauf versucht hatte, ihn im Empfangssaal der Oper zu finden.
Ob es da eventuell einen Zusammenhang...?
Unsicher und zur selben Zeit ein klein wenig wütend auf sich selbst, presste sie die Lippen aufeinander und bemühte sich darum, diese Überlegungen auf später zu verschieben.
Vor ihr stand, adelig oder nicht, ihr Helfer und sie hatte nichts besseres zu tun, als ihn unhölficherweise warten zu lassen.
'Konzentrier dich endlich!', befahl sie sich und straffte ihre Haltung etwas. Dabei nahm sie ihren gesamten Mut zusammen und blickte dem Monsieur tapfer direkt ins Gesicht.
Das Lächeln fiel zwar ein bisschen gezwungen aus, allerdings hoffte sie darauf, dass er es nicht bemerken würde und wenn, dass er es dann auf die ganze Situation schieben würde. "Ich... ich danke Ihnen für dieses Angebot, Monsieur."
Ihr Augen glitten flüchtig durch die Dunkelheit um sie herum.
Für einen Moment schien ihr Herz stehen zu bleiben.
Hatte sie da gerade tatsächlich eine Bewegung wahrgenommen oder spielten ihr ihre Nerven einen Streich? War es vielleicht wirklich am besten, wenn er sie begleiten würde? Was sollte er schließlich tun können, wo dieses Angebot lediglich einige Schritte anhalten konnte?
Außerdem... allmählich stieg neben der Furcht auch Neugierde in ihr hoch. Bisher hatte sie ihr Gegenüber noch nicht richtig in Augenschein nehmen können und langsam wollte sie das nachholen.
Was wäre dafür also besser geeignet, als das Fleckchen vor der Herberge?
Immerhin konnte sie nicht sagen, ob sie diesem Mann jemals wieder begegnen würde und sie wollte keine Erinnerung an eine Art Gespenst.
All diese Gedanken und Gefühle führten nach einigen Sekunden dazu, dass sie, wenn auch noch etwas zögernd, nickte. "Ich glaube,... es wäre eventuell gut, wenn Sie mich begleiten könnten. Aber... aber nur dann,... wenn es Ihnen nichts ausmacht." Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, biss sie sich auf ihre Unterlippe.
Die alte Schüchternheit ließ sie erneut ärgerlich auf sich selbst werden.
Der Herr Talib hatte ebenfalls schon bemerkt, dass sie sich viel zu gezwungen in seiner Gegenwart verhalten hatte. Das war ja eigentlich auch gar kein Wunder! Aber trotzdem hatte sie unbewusst irgendwie gehofft gehabt, dass sie sich in der, leider viel zu kurzen, Zeit mit ihm sich ein wenig daran hätte gewöhnen können. Scheinbar nicht...
Dennoch wollte sie nicht ein weiteres Mal in ihren Gedanken versinken.
Stattdessen sah sie, tapfer wie sie fand, den Monsieur an und wartete auf seine Reaktion.
Was würde er sagen? Würde er ihr, als galanter Herr, den Arm zum Einhaken anbieten oder es vor Unwillen ihrem bestimmt offensichtlichen Stand gegenüber nicht über sich bringen? Andererseits hatte er ihr sein Taschentuch...
Der Gedanke ließ sie stocken und rot werden.
Hastig hielt sie es dem Mann hin. "Danke, Monsieur, aber ich hoffe, dass ich es nun nicht mehr benötige.", murmelte sie und diesmal aus gutem Grund verlegen.
Sie hatte dieses kleine Stückchen Stoff viel zu lange in ihrem Besitz gehabt, als es nötig gewesen wäre. Wie peinlich!
Er hatte sich vorgestellt! Sie glaubte nicht daran, dass dieser Name nicht echt war und hatte nun die nötige Zuversicht gefunden, dass er tatsächlich ihr nur hatte helfen wollen. Denn Verbrecher gaben ihre Identität nicht preis! Hoffte sie wenigstens.
Sein Angebot jedoch brachte sie in erneute Verlegenheit.
Sollte sie es annehmen oder besser ausschlagen?
Innerlich schalt sie sich selbst. Angst hatte sie gehabt, ja, große sogar und bisher unbekannte, allerdings hieß das nicht, dass sie allem gegenüber nur noch misstrauisch begegnen musste!
Doch noch bevor sie dazu kam, den Atem für eine Erwiderung zu holen, fiel ihr ein weiterer Aspekt ein, der sie in ihrem Inneren erstarren ließ. Er hatte in seinem Namen ein "de" angeführt.
Adelig! Auch das noch! Wieso stieß sie in letzter Zeit ständig auf hochgeborene Männer? Natürlich schmeichelte es ihr auf der einen Seite, aber auf der anderen war es ihr höchst unangenehm.
Sie entstammte nicht dieser Welt von Reichtum, Macht und Feste, nein. Die junge Frau war nichts weiter als eine Tänzerin, wenngleich Prima Ballerina, jedoch trotz allem weder mit einem wohlklingenden Namen versehen, noch ausgestattet mit einem Vermögen.
Wie konnte es also diese beiden Zufälle geben? Waren das wirklich lediglich ungeplante Begegnungen oder gab es dahinter ein System? Immerhin hatte sie den Herren Talib nur dadurch kennen gelernt, dass sie einen Brief von ihrem Vater bekommen und darauf versucht hatte, ihn im Empfangssaal der Oper zu finden.
Ob es da eventuell einen Zusammenhang...?
Unsicher und zur selben Zeit ein klein wenig wütend auf sich selbst, presste sie die Lippen aufeinander und bemühte sich darum, diese Überlegungen auf später zu verschieben.
Vor ihr stand, adelig oder nicht, ihr Helfer und sie hatte nichts besseres zu tun, als ihn unhölficherweise warten zu lassen.
'Konzentrier dich endlich!', befahl sie sich und straffte ihre Haltung etwas. Dabei nahm sie ihren gesamten Mut zusammen und blickte dem Monsieur tapfer direkt ins Gesicht.
Das Lächeln fiel zwar ein bisschen gezwungen aus, allerdings hoffte sie darauf, dass er es nicht bemerken würde und wenn, dass er es dann auf die ganze Situation schieben würde. "Ich... ich danke Ihnen für dieses Angebot, Monsieur."
Ihr Augen glitten flüchtig durch die Dunkelheit um sie herum.
Für einen Moment schien ihr Herz stehen zu bleiben.
Hatte sie da gerade tatsächlich eine Bewegung wahrgenommen oder spielten ihr ihre Nerven einen Streich? War es vielleicht wirklich am besten, wenn er sie begleiten würde? Was sollte er schließlich tun können, wo dieses Angebot lediglich einige Schritte anhalten konnte?
Außerdem... allmählich stieg neben der Furcht auch Neugierde in ihr hoch. Bisher hatte sie ihr Gegenüber noch nicht richtig in Augenschein nehmen können und langsam wollte sie das nachholen.
Was wäre dafür also besser geeignet, als das Fleckchen vor der Herberge?
Immerhin konnte sie nicht sagen, ob sie diesem Mann jemals wieder begegnen würde und sie wollte keine Erinnerung an eine Art Gespenst.
All diese Gedanken und Gefühle führten nach einigen Sekunden dazu, dass sie, wenn auch noch etwas zögernd, nickte. "Ich glaube,... es wäre eventuell gut, wenn Sie mich begleiten könnten. Aber... aber nur dann,... wenn es Ihnen nichts ausmacht." Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, biss sie sich auf ihre Unterlippe.
Die alte Schüchternheit ließ sie erneut ärgerlich auf sich selbst werden.
Der Herr Talib hatte ebenfalls schon bemerkt, dass sie sich viel zu gezwungen in seiner Gegenwart verhalten hatte. Das war ja eigentlich auch gar kein Wunder! Aber trotzdem hatte sie unbewusst irgendwie gehofft gehabt, dass sie sich in der, leider viel zu kurzen, Zeit mit ihm sich ein wenig daran hätte gewöhnen können. Scheinbar nicht...
Dennoch wollte sie nicht ein weiteres Mal in ihren Gedanken versinken.
Stattdessen sah sie, tapfer wie sie fand, den Monsieur an und wartete auf seine Reaktion.
Was würde er sagen? Würde er ihr, als galanter Herr, den Arm zum Einhaken anbieten oder es vor Unwillen ihrem bestimmt offensichtlichen Stand gegenüber nicht über sich bringen? Andererseits hatte er ihr sein Taschentuch...
Der Gedanke ließ sie stocken und rot werden.
Hastig hielt sie es dem Mann hin. "Danke, Monsieur, aber ich hoffe, dass ich es nun nicht mehr benötige.", murmelte sie und diesmal aus gutem Grund verlegen.
Sie hatte dieses kleine Stückchen Stoff viel zu lange in ihrem Besitz gehabt, als es nötig gewesen wäre. Wie peinlich!
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Lionel bemühte sich, seine Gefühle ein wenig zurückzudrängen, damit er sie so objektiv es ihm möglich war, begutachten und beurteilen konnte.
Wieso brachte das zufällige Treffen mit Natalja seine Contenance eigentlich so ins Wanken? Schließlich war ein solches Treffen ja einer der Gründe gewesen, weswegen er wieder nach Paris gekommen war. Um genau das zu tun, was er im Moment tat : Seine Tochter zu sehen, zu sehen was aus ihr geworden war und mit ihr zu sprechen. Wieso also reagierte er so untypisch heftig auf das, was er sich eigentlich vorgenommen und auch ein wenig gewünscht hatte, nur weil es sich jetzt zufällig ergab? Er hatte doch gewusst, dass aus dem kleinen, rotgesichtigen Baby inzwischen eine junge Frau geworden war, er hatte sie sogar schon einmal in einem Ballett gesehen.
Das Ballett - eine der Erinnerungen, der er sich gerne hingab. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er etwas gefühlt, das vergleichbar war mit dem Stolz eines Vaters. Seine Tochter tanzte dort unten, in wunderschöne Kleider gewandet, so elegant und anmutig wie eine Elfe, umbraust vom frenetischen Jubel des Publikums. Diese Feststellung war warm durch Lionels sonst eher kühle und klare Gedanken gehuscht und hatte ihm ein Lächeln auf das gezeichnete Gesicht gezaubert. Dort schon hatte er gemerkt, dass Natalja sich nicht nur gut entwickelt hatte, sondern dass Adrienne ihr Talent zum Tanzen erkannt und gefördert hatte, wofür er ihr sehr dankbar war.
Er wusste, dass Adrienne ihn nicht besonders mochte. Sie hatte Natalja aufgenommen, weil sie Innas beste Freundin gewesen war und nicht weil sie ihm besondere Zuneigung entgegenbrachte. Selbst vor Innas Tod hatten sich Lionel und Adrienne nicht sehr gut verstanden. Im Gegensatz zu Inna hatte Lionel bei Adrienne immer ein unheimliches Gefühl, das Misstrauen und Wachsamkeit nach sich zog, hinterlassen. Zwar war sie nie dahinter gekommen, was er in Wirklichkeit war, aber sie hatte, soweit es ihr möglich gewesen war, Distanz zu ihm gehalten. Und Lionel hatte diesen Wunsch akzeptiert und nicht auf Kontakt bestanden. Bis zu Innas Tod.
Er war ihr dankbar gewesen, dass sie sich des kleinen Bündels angenommen hatte und als er Natalja vor wenigen Wochen auf der Bühne gesehen hatte, war diese Dankbarkeit erneut präsent gewesen.
Doch zurück zu den eigentlichen Gedanken.
Was ihn vermutlich am meisten aus der Bahn warf, war diese unglaubliche Ähnlichkeit mit Inna, die auf der Bühne unter den Schichten von Schminke und aus der Entfernung kaum sichtbar gewesen war. Nicht nur das Gesicht und der Körperbau glichen sehr dem von Inna, sondern auch Nataljas Art sich zu bewegen und das wenige an Mimik, was er bisher gesehen hatte. Das einzige, was sie auf den ersten Blick von ihrer Mutter unterschied, waren die Haare und die Art zu sprechen. Innas Haar war ein paar Nuancen heller gewesen als Nataljas, nie würde er den Silberton vergessen, den das Mondlicht Innas Haaren verliehen hatte, vergessen und im Gegensatz zu ihrer Mutter sprach Natalja fließender und vor allem weicher Französisch. Lionel, der schon damals zwölf Sprachen gesprochen hatte, hatte des öfteren versucht, Inna die Mundart des Französischen nahe zu bringen, doch er war gescheitert und das wenige an Französisch, was sie beherrscht hatte, war von einem harten, starken Akzent geprägt gewesen.
Lionel befreite sich rasch aus dem Netz der Erinnerungen und kehrte in die Gegenwart zurück. Langsam merkte er, wie sich die Wogen seiner Gefühle wieder glätteten und er wieder zu seiner alten Gelassenheit und Ruhe zurückfand.
Eben mit dieser Gelassenheit ergriff er sein Taschentuch, verstaute es in der Brusttasche seiner Weste und meinte dann : "Sein Einsatz hat es in einen Zustand höchster Glückseligkeit versetzt...Die Innenseite meiner Tasche erscheint ihm im Gegensatz zu Euren Wangen recht fade."
Er war froh, langsam wieder die Kontrolle über sich und die Situation zu gewinnen und betrachtete sie durchaus positiv. Früher und später hätte er sich ihr sowieso stellen müssen...
In gewohnter, galanter Manier reichte er seiner Tochter den Arm.
"Mademoiselle Nikolajewna.."
Der Name fühlte sich noch ungewohnt auf seiner Zunge an, als wäre sie eingerostet in der langen Zeit, in der sie ihn nicht mehr hatte aussprechen dürfen. Nikolajewna.
Wieso brachte das zufällige Treffen mit Natalja seine Contenance eigentlich so ins Wanken? Schließlich war ein solches Treffen ja einer der Gründe gewesen, weswegen er wieder nach Paris gekommen war. Um genau das zu tun, was er im Moment tat : Seine Tochter zu sehen, zu sehen was aus ihr geworden war und mit ihr zu sprechen. Wieso also reagierte er so untypisch heftig auf das, was er sich eigentlich vorgenommen und auch ein wenig gewünscht hatte, nur weil es sich jetzt zufällig ergab? Er hatte doch gewusst, dass aus dem kleinen, rotgesichtigen Baby inzwischen eine junge Frau geworden war, er hatte sie sogar schon einmal in einem Ballett gesehen.
Das Ballett - eine der Erinnerungen, der er sich gerne hingab. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er etwas gefühlt, das vergleichbar war mit dem Stolz eines Vaters. Seine Tochter tanzte dort unten, in wunderschöne Kleider gewandet, so elegant und anmutig wie eine Elfe, umbraust vom frenetischen Jubel des Publikums. Diese Feststellung war warm durch Lionels sonst eher kühle und klare Gedanken gehuscht und hatte ihm ein Lächeln auf das gezeichnete Gesicht gezaubert. Dort schon hatte er gemerkt, dass Natalja sich nicht nur gut entwickelt hatte, sondern dass Adrienne ihr Talent zum Tanzen erkannt und gefördert hatte, wofür er ihr sehr dankbar war.
Er wusste, dass Adrienne ihn nicht besonders mochte. Sie hatte Natalja aufgenommen, weil sie Innas beste Freundin gewesen war und nicht weil sie ihm besondere Zuneigung entgegenbrachte. Selbst vor Innas Tod hatten sich Lionel und Adrienne nicht sehr gut verstanden. Im Gegensatz zu Inna hatte Lionel bei Adrienne immer ein unheimliches Gefühl, das Misstrauen und Wachsamkeit nach sich zog, hinterlassen. Zwar war sie nie dahinter gekommen, was er in Wirklichkeit war, aber sie hatte, soweit es ihr möglich gewesen war, Distanz zu ihm gehalten. Und Lionel hatte diesen Wunsch akzeptiert und nicht auf Kontakt bestanden. Bis zu Innas Tod.
Er war ihr dankbar gewesen, dass sie sich des kleinen Bündels angenommen hatte und als er Natalja vor wenigen Wochen auf der Bühne gesehen hatte, war diese Dankbarkeit erneut präsent gewesen.
Doch zurück zu den eigentlichen Gedanken.
Was ihn vermutlich am meisten aus der Bahn warf, war diese unglaubliche Ähnlichkeit mit Inna, die auf der Bühne unter den Schichten von Schminke und aus der Entfernung kaum sichtbar gewesen war. Nicht nur das Gesicht und der Körperbau glichen sehr dem von Inna, sondern auch Nataljas Art sich zu bewegen und das wenige an Mimik, was er bisher gesehen hatte. Das einzige, was sie auf den ersten Blick von ihrer Mutter unterschied, waren die Haare und die Art zu sprechen. Innas Haar war ein paar Nuancen heller gewesen als Nataljas, nie würde er den Silberton vergessen, den das Mondlicht Innas Haaren verliehen hatte, vergessen und im Gegensatz zu ihrer Mutter sprach Natalja fließender und vor allem weicher Französisch. Lionel, der schon damals zwölf Sprachen gesprochen hatte, hatte des öfteren versucht, Inna die Mundart des Französischen nahe zu bringen, doch er war gescheitert und das wenige an Französisch, was sie beherrscht hatte, war von einem harten, starken Akzent geprägt gewesen.
Lionel befreite sich rasch aus dem Netz der Erinnerungen und kehrte in die Gegenwart zurück. Langsam merkte er, wie sich die Wogen seiner Gefühle wieder glätteten und er wieder zu seiner alten Gelassenheit und Ruhe zurückfand.
Eben mit dieser Gelassenheit ergriff er sein Taschentuch, verstaute es in der Brusttasche seiner Weste und meinte dann : "Sein Einsatz hat es in einen Zustand höchster Glückseligkeit versetzt...Die Innenseite meiner Tasche erscheint ihm im Gegensatz zu Euren Wangen recht fade."
Er war froh, langsam wieder die Kontrolle über sich und die Situation zu gewinnen und betrachtete sie durchaus positiv. Früher und später hätte er sich ihr sowieso stellen müssen...
In gewohnter, galanter Manier reichte er seiner Tochter den Arm.
"Mademoiselle Nikolajewna.."
Der Name fühlte sich noch ungewohnt auf seiner Zunge an, als wäre sie eingerostet in der langen Zeit, in der sie ihn nicht mehr hatte aussprechen dürfen. Nikolajewna.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
Alter : 32
Anmeldedatum : 29.06.08
Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Und ein weiteres Mal war sie verwirrt. War das Kompliment eine höfliche Floskel oder musste sie doch noch etwas befürchten?
Seine Bewegung sorgte dafür, dass ihr Misstrauen nicht wieder zu stark werden konnte.
Mit zitternden Fingern schob sie zögernd ihre Hand unter seine Armbeuge und legte sie anschließend leicht auf seinen Oberarm.
Sie hatte nicht vor, sich zu sehr auf ihn zu stützen, einerseits, weil es ihr so beigebracht worden war und sie diese Gewohnheit selbst in so einer Situation nicht einfach ablegen konnte. Andererseits hoffte sie, dass diese leichte, scheinbar behutsame Berührung nicht so deutlich ihr Zittern verriet.
Langsam ließ sie sich zur Herberge führen und überlegte gleichzeitig fieberhaft, ob und wenn ja, was sie sagen sollte.
Schließlich entschied sie sich dazu, sammelte ihren Mut zusammen und öffnete allmählich den Mund. Ihr war etwas aufgefallen und sie hoffte, dass sie dadurch ein wenig das für sie bedrückend werdende Schweigen erfolgreich durchbrechen konnte. "Kann es sein, Monsieur, dass Sie etwas von der russischen Sprache verstehen?"
Ein verlegenes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie es schaffte, ihn von der Seite her anzusehen. Dabei musste sie ihren Kopf anheben, da er sie beinahe um eine Haupteslänge überragte. Eine Begebenheit, die sie kannte, da die Tänzerin nicht zu den Größten zählte, wobei sie unter den Frauen genau dem Mittelmaß entsprach.
"Ich finde, Sie formulieren meinen Nachnamen überraschend exakt, obwohl es, bitte nehmen Sie mir das nicht übel, Franzosen oft schwer fällt. Sie sprechen ihn meistens zu weich aus oder haben Probleme, ihn auf Anhieb zu wiederholen." Hoffentlich war das nicht zu forsch gewesen!
Aber sie stand zu ihren Worten, denn sie entsprachen der Wahrheit. Selbst Adrienne, die seit Jahren mit russisch, vor allem mit den Namen in dieser Sprache, vertraut war, schaffte es nicht, den weichen Akzent zu verbergen.
Da war es ungewöhnlich, dass ein Franzose, der er der Aussprache nach zu sein schien, es beim ersten Mal bereits fehlerfrei und mit der richtigen Betonung schaffte.
Womöglich hatte er ihre Muttersprache einmal gelernt? Oder war in Russland selbst für einige Zeit gewesen?
Plötzlich spürte sie einen Stich im Herzen, als sie sich unwillkürlich an den Herren Talib erinnerte.
Er hatte ihr ebenfalls erzählt, dass er in ihrer Heimat des Öfteren gewesen war und es hatte ihr damals sehr gut getan, ihm von Moskau erzählen zu können. Auch wenn er behauptet hatte, die Wärme seines Geburtsortes mehr zu schätzen als den russischen Winter. Nun, da war sie noch immer der gegenteiligen Meinung. Nichts war erfrischender als die Kälte in den schneebedeckten Weiten ihres Heimatlandes, wenn ihr der Atem beinahe schon in der Lunge gefror!
Dass sie langsam, aber sicher in den Lichtkreis traten, ließ sie in die Wirklichkeit zurück kehren, da ihre Augen ein bisschen zu schmerzen begannen, während sie sich an die neue Helligkeit gewöhnten.
Nun hatte Natalja die Gelegenheit, ihren Retter genauer betrachten zu können und das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Allerdings ermahnte sie sich selbst, es auf jeden Fall unauffällig zu tun, denn jetzt konnte er sie genauso sehen!
Also blickte sie ihm weiterhin ins Gesicht und versuchte, aus den Augenwinkeln alles andere so gut wie möglich wahrnehmen zu können.
Die Farbe seiner, ein wenig altmodisch wirkenden Kleidung war an manchen Stellen schwarz, aber an anderen, wo der weiche Schein der Laterne direkt darauf fiel, von einem dunklen Blau. Auch schien es aus einem Stoff zu sein, den sie nicht sofort identifizieren konnte. Auf alle Fälle aber wirkte er eindeutig teuer!
Nur unter dem Ausschnitt der Weste blitzte es weiß hervor und zwar in einem so reinen Ton, dass es wie neu erschien.
Sein schwarzes, überraschend langes Haar wurde von einigen grauen Strähnen durchzogen und zeugte somit davon, dass er kein Jüngling mehr war.
Was sie ohnehin nicht angenommen hätte, bei dem Ausdruck seines Gesichts. Es wirkte irgendwie... müde. Auf eine seltsame Art und Weise konnte sie es nicht anders beschreiben und wäre der Glanz seiner Augen nicht gewesen, sie hätte auf ein weitaus höheres Alter getippt.
So jedoch schätzte sie ihn auf Mitte oder Ende Dreißig bis Fünfzig, genaueres war ihr allerdings nicht möglich.
Das wenige an Haut, das sie erkennen konnte, sprich gerade einmal den oberen Teil des Halses und sein Gesicht, war beinahe schon kränklich blass.
'Gott, muss der Vermögen haben!', schoss es ihr durch den Kopf. Denn so wie der Monsieur aussah, war er noch nie länger als zehn Minuten in seinem Leben der Sonne ausgesetzt gewesen. Selbst sie, die sich selten dem gleißenden Tageslicht mehr als nötig aussetzte, war mit ihren siebzehn Jahren um einiges gebräunter.
Natalja schob diese Überlegungen mit Nachdruck beiseite und konzentrierte sich weiter auf ihre heimliche Musterung.
Sein Mund wirkte schmal, als hätte er ihn viel zu lange fest zusammen gekniffen und seine Wangenknochen waren erkennbar.
Die Nase war scharf geschnitten und die Augen zeugten von Strenge. Doch ob diese dem Mann selbst galt oder auch anderen, war darin nicht zu lesen. Zumindest ihr gegenüber war er höflich und freundlich gewesen. Und er hatte ihr ohne weiteres geholfen, das wollte sie nicht außer Acht lassen und daran glauben, dass diese Person nicht nur aus Härte bestand.
Inzwischen hatten sie den Eingang der Herberge erreicht und waren daneben stehen geblieben.
Langsam, als würde sie aus einem Traum erwachen, zog die Tänzerin ihren Arm zurück und vollführte einen erneuten Knicks. Nun, im Licht, würde er unweigerlich sehen können, dass es nicht die Art von weiblicher Verbeugung war, welche die meisten Menschen gelernt hatten. Es war der einer Ballerina, wenngleich er nicht ganz so tief wie auf der Bühne ausfiel. Trotzdem würde er höchstwahrscheinlich erkennen können, dass sie ein Bein nach hinten schob und sich damit aufstützte, beide Knie beugte und gleichzeitig mit dem Oberkörper aber gerade blieb.
Am Ende einer Vorstellung hätte sie noch einen Arm ausgestreckt und ihn zur selben Zeit leicht gesenkt, danach das Gewicht auf das hintere Bein verlagert und mit dem anderen einen etwas größeren Schritt zur Seite gemacht, um diese Verbeugung zu wiederholen.
Jetzt jedoch richtete sie sich wieder auf und lächelte fein. "Ich danke Ihnen nochmals, Monsieur."
Dann wartete sie ab.
Würde er das Gespräch mit ihr fortsetzen? Oder wollte er dafür mit hinein kommen oder sich einfach an dieser Stelle verabschieden? Jede dieser Möglichkeiten war wahrscheinlich und sie konnte noch nicht abschätzen, für welche er sich entscheiden würde.
Seine Bewegung sorgte dafür, dass ihr Misstrauen nicht wieder zu stark werden konnte.
Mit zitternden Fingern schob sie zögernd ihre Hand unter seine Armbeuge und legte sie anschließend leicht auf seinen Oberarm.
Sie hatte nicht vor, sich zu sehr auf ihn zu stützen, einerseits, weil es ihr so beigebracht worden war und sie diese Gewohnheit selbst in so einer Situation nicht einfach ablegen konnte. Andererseits hoffte sie, dass diese leichte, scheinbar behutsame Berührung nicht so deutlich ihr Zittern verriet.
Langsam ließ sie sich zur Herberge führen und überlegte gleichzeitig fieberhaft, ob und wenn ja, was sie sagen sollte.
Schließlich entschied sie sich dazu, sammelte ihren Mut zusammen und öffnete allmählich den Mund. Ihr war etwas aufgefallen und sie hoffte, dass sie dadurch ein wenig das für sie bedrückend werdende Schweigen erfolgreich durchbrechen konnte. "Kann es sein, Monsieur, dass Sie etwas von der russischen Sprache verstehen?"
Ein verlegenes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie es schaffte, ihn von der Seite her anzusehen. Dabei musste sie ihren Kopf anheben, da er sie beinahe um eine Haupteslänge überragte. Eine Begebenheit, die sie kannte, da die Tänzerin nicht zu den Größten zählte, wobei sie unter den Frauen genau dem Mittelmaß entsprach.
"Ich finde, Sie formulieren meinen Nachnamen überraschend exakt, obwohl es, bitte nehmen Sie mir das nicht übel, Franzosen oft schwer fällt. Sie sprechen ihn meistens zu weich aus oder haben Probleme, ihn auf Anhieb zu wiederholen." Hoffentlich war das nicht zu forsch gewesen!
Aber sie stand zu ihren Worten, denn sie entsprachen der Wahrheit. Selbst Adrienne, die seit Jahren mit russisch, vor allem mit den Namen in dieser Sprache, vertraut war, schaffte es nicht, den weichen Akzent zu verbergen.
Da war es ungewöhnlich, dass ein Franzose, der er der Aussprache nach zu sein schien, es beim ersten Mal bereits fehlerfrei und mit der richtigen Betonung schaffte.
Womöglich hatte er ihre Muttersprache einmal gelernt? Oder war in Russland selbst für einige Zeit gewesen?
Plötzlich spürte sie einen Stich im Herzen, als sie sich unwillkürlich an den Herren Talib erinnerte.
Er hatte ihr ebenfalls erzählt, dass er in ihrer Heimat des Öfteren gewesen war und es hatte ihr damals sehr gut getan, ihm von Moskau erzählen zu können. Auch wenn er behauptet hatte, die Wärme seines Geburtsortes mehr zu schätzen als den russischen Winter. Nun, da war sie noch immer der gegenteiligen Meinung. Nichts war erfrischender als die Kälte in den schneebedeckten Weiten ihres Heimatlandes, wenn ihr der Atem beinahe schon in der Lunge gefror!
Dass sie langsam, aber sicher in den Lichtkreis traten, ließ sie in die Wirklichkeit zurück kehren, da ihre Augen ein bisschen zu schmerzen begannen, während sie sich an die neue Helligkeit gewöhnten.
Nun hatte Natalja die Gelegenheit, ihren Retter genauer betrachten zu können und das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Allerdings ermahnte sie sich selbst, es auf jeden Fall unauffällig zu tun, denn jetzt konnte er sie genauso sehen!
Also blickte sie ihm weiterhin ins Gesicht und versuchte, aus den Augenwinkeln alles andere so gut wie möglich wahrnehmen zu können.
Die Farbe seiner, ein wenig altmodisch wirkenden Kleidung war an manchen Stellen schwarz, aber an anderen, wo der weiche Schein der Laterne direkt darauf fiel, von einem dunklen Blau. Auch schien es aus einem Stoff zu sein, den sie nicht sofort identifizieren konnte. Auf alle Fälle aber wirkte er eindeutig teuer!
Nur unter dem Ausschnitt der Weste blitzte es weiß hervor und zwar in einem so reinen Ton, dass es wie neu erschien.
Sein schwarzes, überraschend langes Haar wurde von einigen grauen Strähnen durchzogen und zeugte somit davon, dass er kein Jüngling mehr war.
Was sie ohnehin nicht angenommen hätte, bei dem Ausdruck seines Gesichts. Es wirkte irgendwie... müde. Auf eine seltsame Art und Weise konnte sie es nicht anders beschreiben und wäre der Glanz seiner Augen nicht gewesen, sie hätte auf ein weitaus höheres Alter getippt.
So jedoch schätzte sie ihn auf Mitte oder Ende Dreißig bis Fünfzig, genaueres war ihr allerdings nicht möglich.
Das wenige an Haut, das sie erkennen konnte, sprich gerade einmal den oberen Teil des Halses und sein Gesicht, war beinahe schon kränklich blass.
'Gott, muss der Vermögen haben!', schoss es ihr durch den Kopf. Denn so wie der Monsieur aussah, war er noch nie länger als zehn Minuten in seinem Leben der Sonne ausgesetzt gewesen. Selbst sie, die sich selten dem gleißenden Tageslicht mehr als nötig aussetzte, war mit ihren siebzehn Jahren um einiges gebräunter.
Natalja schob diese Überlegungen mit Nachdruck beiseite und konzentrierte sich weiter auf ihre heimliche Musterung.
Sein Mund wirkte schmal, als hätte er ihn viel zu lange fest zusammen gekniffen und seine Wangenknochen waren erkennbar.
Die Nase war scharf geschnitten und die Augen zeugten von Strenge. Doch ob diese dem Mann selbst galt oder auch anderen, war darin nicht zu lesen. Zumindest ihr gegenüber war er höflich und freundlich gewesen. Und er hatte ihr ohne weiteres geholfen, das wollte sie nicht außer Acht lassen und daran glauben, dass diese Person nicht nur aus Härte bestand.
Inzwischen hatten sie den Eingang der Herberge erreicht und waren daneben stehen geblieben.
Langsam, als würde sie aus einem Traum erwachen, zog die Tänzerin ihren Arm zurück und vollführte einen erneuten Knicks. Nun, im Licht, würde er unweigerlich sehen können, dass es nicht die Art von weiblicher Verbeugung war, welche die meisten Menschen gelernt hatten. Es war der einer Ballerina, wenngleich er nicht ganz so tief wie auf der Bühne ausfiel. Trotzdem würde er höchstwahrscheinlich erkennen können, dass sie ein Bein nach hinten schob und sich damit aufstützte, beide Knie beugte und gleichzeitig mit dem Oberkörper aber gerade blieb.
Am Ende einer Vorstellung hätte sie noch einen Arm ausgestreckt und ihn zur selben Zeit leicht gesenkt, danach das Gewicht auf das hintere Bein verlagert und mit dem anderen einen etwas größeren Schritt zur Seite gemacht, um diese Verbeugung zu wiederholen.
Jetzt jedoch richtete sie sich wieder auf und lächelte fein. "Ich danke Ihnen nochmals, Monsieur."
Dann wartete sie ab.
Würde er das Gespräch mit ihr fortsetzen? Oder wollte er dafür mit hinein kommen oder sich einfach an dieser Stelle verabschieden? Jede dieser Möglichkeiten war wahrscheinlich und sie konnte noch nicht abschätzen, für welche er sich entscheiden würde.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Durch den Stoff seiner Kleidung hindurch spürte Lionel, wie sich ihre Hand und ihr Arm auf seinen senkten. Die Bewegung war zögerlich und zaghaft, aber es schien ihm schon Gewinn genug, dass sie sein Angebot überhaupt annahm. Natalja hatte ganz offensichtlich aus dem Überfall Konsequenzen gezogen - oder war sie schon vorher so zurückhaltend, ja eigentlich schon misstrauisch gewesen? Ein Stück weit hoffte Lionel das. Die Naivität, mit der manche Menschen hier in Paris herumliefen, war einfach erschreckend. Eine gesunde Portion Vorsicht war durchaus angebracht, wenn man nicht gleich dem nächsten Verbrecher in die Arme laufen wollte. Denn zumeist waren Verbrecher ja nicht gleich anhand ihres Äußeren erkennbar, so wie die Burschen, denen Natalja beinahe zum Opfer gefallen wäre. Oft versteckte sich die Bosheit hinter einer Maske aus Freundlichkeit und Anteilnahme.
Nataljas Worte brachten Lionel aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
Ob er etwas von der russischen Sprache verstand? Lionel unterdrückte das Schmunzeln, welches sich auf seine Lippen hatte stehlen wollen.
Er sprach Russisch wie seine Muttersprache, Französisch, und das war nicht zu einem geringen Teil Innas Verdienst. Das innerliche Schmunzeln erstarb. Inna..an ihre Russisch-Lektionen würde er sich wohl bis an das Ende seiner Tage, sofern dieser Tag jemals kommen würde, erinnern. Sie war eine strenge Lehrmeisterin gewesen und hatte voller Unnachgiebigkeit, die fast schon an Pedanterie gegrenzt hatte, darauf bestanden, dass er des Russischen mächtig wurde. Und sie war, wie ihre Tochter so eben ganz richtig festgestellt hatte, erfolgreich gewesen.
"Ich habe zwei Jahre meines Lebens in Moskau verbracht, wo man mich unterrichtete und unterwies..Ihrer Mundart nach zu schließen kommen Sie aus dieser Gegend Russlands, oder irre ich mich?", erwiderte Lionel.
Natürlich wusste er mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie aus Moskau stammte, allerdings hätte es ein wenig seltsam angemutet, wenn er dies nicht in einer Frage, sondern in einem Aussagesatz untergebracht hätte.
Lionel verzichtete um der kleineren Natalja willen auf das Tempo, in dem er sich alleine fortbewegt hätte. Nach nur wenigen Schritten erreichten beide den von der nächsten Straßenlaterne erleuchteten Kreis, der sich anscheinend direkt vor ihrer Herberge befinden musste.
Beiläufig musterte Lionel das Haus. Die graue Mauer und die kleinen Fenster hatten beide schon bessere Tage gesehen und mussten dringen ausgebessert beziehungsweise gesäubert werden. Es schien sich um eine der Herbergen zu handeln, in denen Durchreisende, von denen die meisten Künstler waren, unterkommen konnten.
Lionels komplette Zustimmung fand das Gebäude nicht, allerdings war es ihm immer noch lieber, Natalja lebte hier, als irgendwo in einem verlassenen Haus mutterseelenallein.
"Sie leben in einer Künstlerherberge..? Darf ich fragen, in welchem künstlerischen Metier Sie sich betätigen ?"
Er hoffte, dass sie erste Frage nicht zu herablassend klang und er wusste, dass es sich bei der zweiten um eine rhetorische handelte.
Nataljas Worte brachten Lionel aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
Ob er etwas von der russischen Sprache verstand? Lionel unterdrückte das Schmunzeln, welches sich auf seine Lippen hatte stehlen wollen.
Er sprach Russisch wie seine Muttersprache, Französisch, und das war nicht zu einem geringen Teil Innas Verdienst. Das innerliche Schmunzeln erstarb. Inna..an ihre Russisch-Lektionen würde er sich wohl bis an das Ende seiner Tage, sofern dieser Tag jemals kommen würde, erinnern. Sie war eine strenge Lehrmeisterin gewesen und hatte voller Unnachgiebigkeit, die fast schon an Pedanterie gegrenzt hatte, darauf bestanden, dass er des Russischen mächtig wurde. Und sie war, wie ihre Tochter so eben ganz richtig festgestellt hatte, erfolgreich gewesen.
"Ich habe zwei Jahre meines Lebens in Moskau verbracht, wo man mich unterrichtete und unterwies..Ihrer Mundart nach zu schließen kommen Sie aus dieser Gegend Russlands, oder irre ich mich?", erwiderte Lionel.
Natürlich wusste er mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie aus Moskau stammte, allerdings hätte es ein wenig seltsam angemutet, wenn er dies nicht in einer Frage, sondern in einem Aussagesatz untergebracht hätte.
Lionel verzichtete um der kleineren Natalja willen auf das Tempo, in dem er sich alleine fortbewegt hätte. Nach nur wenigen Schritten erreichten beide den von der nächsten Straßenlaterne erleuchteten Kreis, der sich anscheinend direkt vor ihrer Herberge befinden musste.
Beiläufig musterte Lionel das Haus. Die graue Mauer und die kleinen Fenster hatten beide schon bessere Tage gesehen und mussten dringen ausgebessert beziehungsweise gesäubert werden. Es schien sich um eine der Herbergen zu handeln, in denen Durchreisende, von denen die meisten Künstler waren, unterkommen konnten.
Lionels komplette Zustimmung fand das Gebäude nicht, allerdings war es ihm immer noch lieber, Natalja lebte hier, als irgendwo in einem verlassenen Haus mutterseelenallein.
"Sie leben in einer Künstlerherberge..? Darf ich fragen, in welchem künstlerischen Metier Sie sich betätigen ?"
Er hoffte, dass sie erste Frage nicht zu herablassend klang und er wusste, dass es sich bei der zweiten um eine rhetorische handelte.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Ein Glitzern trat in ihre Augen, als sie den Namen ihrer Heimatstadt hörte.
Dieser Mann überraschte sie einmal mehr. Sie hatte zwar vermutet, dass er ihre Sprache artikulieren konnte, aber nicht damit, dass er selbst dort gewesen war.
Und sein Erkennen ihres Dialekts, selbst, wenn sie ihn zur Zeit lediglich in ihrem Namen ausdrücken konnte, zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen.
Dieses sowie das Funkeln ihres Blicks verstärkte sich noch, nahm einen träumerischen Ausdruck an, als sie mit schwärmerischer Stimme antwortete:"In meiner Heimat Moskau durfte ich das Ballet erlernen. Seit einiger Zeit habe ich die Ehre, die Prima Ballerina einer bekannten Gruppe von Tänzern und Tänzerinnen in Russland zu sein."
Sie lächelte ihn mit einem Anflug von Glück an, der ihren Atem ein wenig auf natürliche Weise beschleunigte und ihre Wangen wie selbstverständlich mit einem leichten Rot überzog. Gleichzeitig allerdings hatte sie nicht bewusst wahrgenommen, dass sie tatsächlich in ihrer Muttersprache gesprochen hatte. Jedoch kam ihr das auch wie ein instinktiver Schachzug vor.
Der Monsieur hatte ihre Frage erwidert und nun konnte sie, durch einen wahren Zufall, prüfen, ob das auch der Wahrheit entsprach. Denn eines war ihr in ihrem nationalen Stolz klar: Wer einmal diese wunderschöne Mundart beherrscht hatte, würde sie niemals wieder verlernen!
Aber sie wollte es nicht dabei belassen, ihm nicht die Möglichkeit zu geben, vielleicht lediglich auf ihre Worte zu nicken.
Stattdessen setzte sie, diesmal absichtlich in russisch, noch eine Frage hinzu:"Mögen Sie denn das Ballet? Haben Sie damals möglicherweise eines in Moskau gesehen? Und wenn ja, welches?" Über ihren eigenen Mut erstaunt, so fordernd und offen neugierig gegenüber einem reichen Mann zu sein, sah sie ihm gespannt in die Augen.
Das Lächeln auf den Lippen war nicht mehr ganz echt, doch sie wollte es mit all ihrer Willenskraft aufrecht erhalten und schaffte es auch.
Dieser Mann überraschte sie einmal mehr. Sie hatte zwar vermutet, dass er ihre Sprache artikulieren konnte, aber nicht damit, dass er selbst dort gewesen war.
Und sein Erkennen ihres Dialekts, selbst, wenn sie ihn zur Zeit lediglich in ihrem Namen ausdrücken konnte, zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen.
Dieses sowie das Funkeln ihres Blicks verstärkte sich noch, nahm einen träumerischen Ausdruck an, als sie mit schwärmerischer Stimme antwortete:"In meiner Heimat Moskau durfte ich das Ballet erlernen. Seit einiger Zeit habe ich die Ehre, die Prima Ballerina einer bekannten Gruppe von Tänzern und Tänzerinnen in Russland zu sein."
Sie lächelte ihn mit einem Anflug von Glück an, der ihren Atem ein wenig auf natürliche Weise beschleunigte und ihre Wangen wie selbstverständlich mit einem leichten Rot überzog. Gleichzeitig allerdings hatte sie nicht bewusst wahrgenommen, dass sie tatsächlich in ihrer Muttersprache gesprochen hatte. Jedoch kam ihr das auch wie ein instinktiver Schachzug vor.
Der Monsieur hatte ihre Frage erwidert und nun konnte sie, durch einen wahren Zufall, prüfen, ob das auch der Wahrheit entsprach. Denn eines war ihr in ihrem nationalen Stolz klar: Wer einmal diese wunderschöne Mundart beherrscht hatte, würde sie niemals wieder verlernen!
Aber sie wollte es nicht dabei belassen, ihm nicht die Möglichkeit zu geben, vielleicht lediglich auf ihre Worte zu nicken.
Stattdessen setzte sie, diesmal absichtlich in russisch, noch eine Frage hinzu:"Mögen Sie denn das Ballet? Haben Sie damals möglicherweise eines in Moskau gesehen? Und wenn ja, welches?" Über ihren eigenen Mut erstaunt, so fordernd und offen neugierig gegenüber einem reichen Mann zu sein, sah sie ihm gespannt in die Augen.
Das Lächeln auf den Lippen war nicht mehr ganz echt, doch sie wollte es mit all ihrer Willenskraft aufrecht erhalten und schaffte es auch.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Offensichtlich war Natalja damit zufrieden, wie Adrienne ihr Leben und somit auch ihre Zukunft gestaltet hatte. Natürlich, das Mädchen hatte sehr viel Talent und es wäre die pure Verschwendung gewesen, dieses Talent nicht zu nützen, aber andererseits stellte sich doch immer die Frage : Was machen Tänzer nach dem Ballett? Natalja stellte sich diese Frage sicherlich noch nicht, schließlich hatte sie noch nicht einmal die zwanzig erreicht und der Zeitpunkt, an dem ihre Beine der konstanten starken Belastung nicht mehr Stand halten würden lag für sie noch in weiter Ferne. Aber dennoch..abgesehen von einer geschickt geknüpften Ehe blieb gealterten Ballerinen nicht viel übrig.
Doch daran wollte Lionel nicht denken. Nicht jetzt. Allein der Anblick des tanzenden Mädchens, das jetzt plötzlich ein Lächeln auf den Lippen und wieder Farbe auf den Wangen hatte, seiner Tochter, machte klar, dass es solch eine Begabung nur selten gab únd das Natalja für das Ballett prädestiniert zu sein schien. Außerdem war sie glücklich dort.
Lionel bemerkte, dass sie in ihre Muttersprache, ob absichtlich oder nicht sei dahingestellt, zurückgefallen war. Dies bereitete ihm keinerlei Kopfzerbrechen, denn er konnte sich auf Russisch ebenso gut verständigen wie auf Französisch, bei dem es sich wiederum um seine Muttersprache handelte. Allerdings hatte sich Lionels Aussprache über die Jahrzehnte verändert. Zur Zeit seiner Kindheit und Jugend zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hatte er, ohne zu wissen, dass es auch anders ging, die bäuerliche und einfache Mundart seiner Eltern und der Nachbarn aus dem ärmlichen Viertel übernommen. Dies hatte sich lang gehalten und erst als er anfing, mit Jade in die höheren Kreise der europäischen Gesellschaft einzutreten, hatte sich seine Sprache anpassen müssen. Das war jedoch kein Problem für ihn gewesen und schnell hatte er sein Französisch an die Mundart der Oberklasse anpassen können. Da er, als mit den Russisch-Lektionen begonnen worden war, bereits geadelt und somit endgültig in die Oberschicht aufgenommen worden war, hatte es ihm keine Probleme bereitet, dieses Sprachniveau auch im Russischen beizubehalten.
Das merkte man ganz deutlich an seiner Antwort : "Mir war das große Glück vergönnt, in Moskau einer Sonderaufführung des Beethoven-Balletts Die Geschöpfe des Prometheus beiwohnen zu dürfen."
Lionel war der fordernde Unterton der Fragen nicht engangen, doch er ging nicht weiter darauf ein. Natürlich gehörte es sich generell nicht, dass junge Damen so offen Wissbegier und Neugier zeigten, doch es fiel nicht ganz in seinem Kompetenzbereich, Natalja darauf hinzuweisen. Dafür war, wie ihm erneut mit einer beinahe schmerzlichen Klarheit aufging, Adrienne zuständig. Aber er hatte schließlich selbst so entschieden und jetzt hatte er die Konsequenzen seines Handels zu tragen.
In der kurzen Pause, die daraufhin entstand, fiel Lionel auf, dass es mittlerweile schon beinahe ganz Nacht geworden war und die Schwärze immer mehr begann, sich aufdringlich dem hellen Lichtkreis, in dem sie beide sich befanden, zu nähern. Und die Zeit, die draußen verbracht werden konnte, ohne dass man scheele Blicke erntete, neigte sich damit rasch ihrem Ende zu. Da er nicht wollte, dass Natalja in Schwierigkeiten kam, fuhr er fort : "Mademoiselle Nikolajewna, er wäre mir wirklich ein großes Vergnügen, diese Konversation fortzuführen, allerdings befürchte ich, dass man Sie bereits drinnen vermisst..Zudem scheint mir die Zeit, die junge Damen wie Sie schicklich auf der Straße verbringen können, beinahe beendet. Vielleicht hätten Sie Lust, die Unterhaltung ein andermal fortzusetzen? Beispielsweise bei einem Besuch zum Tee oder einer der zahlreichen Kunstgalerien ?"
Dies sollten keine Worte sein, um sie abzuwimmeln oder loszuwerden, das war das Letzte, was Lionel wollte. Stattdessen dienten sie dazu, Nataljas guten Ruf zu erhalten und sie darauf vorzubereiten, dass ihre Hausmutter in dem hell erleuchteten Viereck der Türöffnung aufgetaucht war.
Doch daran wollte Lionel nicht denken. Nicht jetzt. Allein der Anblick des tanzenden Mädchens, das jetzt plötzlich ein Lächeln auf den Lippen und wieder Farbe auf den Wangen hatte, seiner Tochter, machte klar, dass es solch eine Begabung nur selten gab únd das Natalja für das Ballett prädestiniert zu sein schien. Außerdem war sie glücklich dort.
Lionel bemerkte, dass sie in ihre Muttersprache, ob absichtlich oder nicht sei dahingestellt, zurückgefallen war. Dies bereitete ihm keinerlei Kopfzerbrechen, denn er konnte sich auf Russisch ebenso gut verständigen wie auf Französisch, bei dem es sich wiederum um seine Muttersprache handelte. Allerdings hatte sich Lionels Aussprache über die Jahrzehnte verändert. Zur Zeit seiner Kindheit und Jugend zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hatte er, ohne zu wissen, dass es auch anders ging, die bäuerliche und einfache Mundart seiner Eltern und der Nachbarn aus dem ärmlichen Viertel übernommen. Dies hatte sich lang gehalten und erst als er anfing, mit Jade in die höheren Kreise der europäischen Gesellschaft einzutreten, hatte sich seine Sprache anpassen müssen. Das war jedoch kein Problem für ihn gewesen und schnell hatte er sein Französisch an die Mundart der Oberklasse anpassen können. Da er, als mit den Russisch-Lektionen begonnen worden war, bereits geadelt und somit endgültig in die Oberschicht aufgenommen worden war, hatte es ihm keine Probleme bereitet, dieses Sprachniveau auch im Russischen beizubehalten.
Das merkte man ganz deutlich an seiner Antwort : "Mir war das große Glück vergönnt, in Moskau einer Sonderaufführung des Beethoven-Balletts Die Geschöpfe des Prometheus beiwohnen zu dürfen."
Lionel war der fordernde Unterton der Fragen nicht engangen, doch er ging nicht weiter darauf ein. Natürlich gehörte es sich generell nicht, dass junge Damen so offen Wissbegier und Neugier zeigten, doch es fiel nicht ganz in seinem Kompetenzbereich, Natalja darauf hinzuweisen. Dafür war, wie ihm erneut mit einer beinahe schmerzlichen Klarheit aufging, Adrienne zuständig. Aber er hatte schließlich selbst so entschieden und jetzt hatte er die Konsequenzen seines Handels zu tragen.
In der kurzen Pause, die daraufhin entstand, fiel Lionel auf, dass es mittlerweile schon beinahe ganz Nacht geworden war und die Schwärze immer mehr begann, sich aufdringlich dem hellen Lichtkreis, in dem sie beide sich befanden, zu nähern. Und die Zeit, die draußen verbracht werden konnte, ohne dass man scheele Blicke erntete, neigte sich damit rasch ihrem Ende zu. Da er nicht wollte, dass Natalja in Schwierigkeiten kam, fuhr er fort : "Mademoiselle Nikolajewna, er wäre mir wirklich ein großes Vergnügen, diese Konversation fortzuführen, allerdings befürchte ich, dass man Sie bereits drinnen vermisst..Zudem scheint mir die Zeit, die junge Damen wie Sie schicklich auf der Straße verbringen können, beinahe beendet. Vielleicht hätten Sie Lust, die Unterhaltung ein andermal fortzusetzen? Beispielsweise bei einem Besuch zum Tee oder einer der zahlreichen Kunstgalerien ?"
Dies sollten keine Worte sein, um sie abzuwimmeln oder loszuwerden, das war das Letzte, was Lionel wollte. Stattdessen dienten sie dazu, Nataljas guten Ruf zu erhalten und sie darauf vorzubereiten, dass ihre Hausmutter in dem hell erleuchteten Viereck der Türöffnung aufgetaucht war.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Diese trat auch recht resolut auf und räusperte sich in einer Lautstärke, die sich einfach nicht überhören ließ.
Erschrocken darüber, denn sie hatte nicht damit gerechnet, drehte sich Natalja hastig um und sah dementsprechend drein.
Das ließ die andere missbilligend die Augenbrauen heben und barsch sagen:"Wenn Sie Besuch empfangen, tun Sie es zu einer christlichen Zeit oder..." Sie warf der jungen Frau einen deutlichen, noch missbilligenderen Blick zu. "... machen Sie darum nicht so einen Aufwand! Das ganze Haus kann Ihre Unterhaltung mitverfolgen und das ist nicht gerade gut für den Ruf dieser Herberge!" Danach wandte sie sich grußlos um und verschwand wieder.
Die Tänzerin war über und über rot im Gesicht und wusste nicht, was sie nun tun sollte.
Schließlich schüttelte sie verspätet langsam ihren Kopf und wandte sich wieder um. "Ent... entschuldigen Sie, Monsieur... das... das wollte ich... nicht.", murmelte sie verlegen und hoffte, dass er ihr das nicht übelnehmen würde.
Obwohl... konnte ihr das nicht eigentlich egal sein?
Natürlich war sie erleichtert darüber gewesen, dass er nicht nur auf russisch geantwortet, sondern dieses auch so gut wie fehlerfrei ausgesprochen hatte. Allerdings deswegen gleich ein Treffen zu vereinbaren? Mit einem trotz allem für sie noch immer fremden Mann?
Jedoch... am Tage und in einer belebten Gegend, was konnte ihr da schon passieren? Sie war hier alleine und die Langeweile nahm zu. Wieso also nicht?
Innerlich lächelte sie über sich selbst. Also hatte die Bekanntschaft mit Talib doch etwas Positives bewirken können!
Denn vor wenigen Wochen noch wäre es ihr undenkbar gewesen, über so einen Vorschlag auch nur flüchtig nachzudenken, anstatt ihn sofort brüskiert abzuweisen.
Selbstverständlich konnte für sie eine weitere Begegnung nicht dem entsprechen, was sie sich von Leben irgendwann einmal erhoffen würde. Dazu hatte sie momentan kein Interesse an Männern, wie sie es an ihr hatten, und außerdem war ihr Gegenüber ein reicher Monsieur.
Aber nun? Was sollte sie tun? Hm... vielleicht wäre es gut, ihn ein wenig weiter zu testen? Falsch konnte es wohl kaum sein und noch dazu wirkte er wie jemand, der etwas auf die Sitte hielt. Also würde er kaum etwas dagegen sagen können!
Kurz entschlossen straffte Natalja ihren zierlichen Körper und blickte ihm wieder ins Gesicht. "Vielen Dank für Ihre Einladung, Monsieur. Jedoch hoffe ich, dass Sie verstehen, wenn ich dafür noch gerne ein wenig Bedenkzeit hätte. Allerdings könnten Sie mir den Vorschlag für einen Treffpunkt nennen und bis dahin werde ich mich entscheiden. Ich kann Ihnen versichern, dass Pünktlichkeit zu meinen Eigenschaften zählt, sodass Sie, sollte ich mich dagegen entschließen, nicht zu lange warten müssten, um dies fest zu stellen."
Sie musste sich beherrschen, um nicht über sich selbst erstaunt zu verstummen und somit deutlich zu machen, dass sie dieses Verhalten gegenüber Männer seines Standes nicht gewohnt war. Gleichzeitig aber war sie sogar gespannt, wie er darauf reagieren würde.
Würde er es verstehen oder wäre er beleidigt?
Die junge Frau hatte schon von manchen ihrer Kolleginnen gehört, dass gerade die besser betuchten Monsieur äußerst rasch eingeschnappt reagieren konnten, wenn ihre Einladungen nicht bedingungslos angenommen wurden.
Erschrocken darüber, denn sie hatte nicht damit gerechnet, drehte sich Natalja hastig um und sah dementsprechend drein.
Das ließ die andere missbilligend die Augenbrauen heben und barsch sagen:"Wenn Sie Besuch empfangen, tun Sie es zu einer christlichen Zeit oder..." Sie warf der jungen Frau einen deutlichen, noch missbilligenderen Blick zu. "... machen Sie darum nicht so einen Aufwand! Das ganze Haus kann Ihre Unterhaltung mitverfolgen und das ist nicht gerade gut für den Ruf dieser Herberge!" Danach wandte sie sich grußlos um und verschwand wieder.
Die Tänzerin war über und über rot im Gesicht und wusste nicht, was sie nun tun sollte.
Schließlich schüttelte sie verspätet langsam ihren Kopf und wandte sich wieder um. "Ent... entschuldigen Sie, Monsieur... das... das wollte ich... nicht.", murmelte sie verlegen und hoffte, dass er ihr das nicht übelnehmen würde.
Obwohl... konnte ihr das nicht eigentlich egal sein?
Natürlich war sie erleichtert darüber gewesen, dass er nicht nur auf russisch geantwortet, sondern dieses auch so gut wie fehlerfrei ausgesprochen hatte. Allerdings deswegen gleich ein Treffen zu vereinbaren? Mit einem trotz allem für sie noch immer fremden Mann?
Jedoch... am Tage und in einer belebten Gegend, was konnte ihr da schon passieren? Sie war hier alleine und die Langeweile nahm zu. Wieso also nicht?
Innerlich lächelte sie über sich selbst. Also hatte die Bekanntschaft mit Talib doch etwas Positives bewirken können!
Denn vor wenigen Wochen noch wäre es ihr undenkbar gewesen, über so einen Vorschlag auch nur flüchtig nachzudenken, anstatt ihn sofort brüskiert abzuweisen.
Selbstverständlich konnte für sie eine weitere Begegnung nicht dem entsprechen, was sie sich von Leben irgendwann einmal erhoffen würde. Dazu hatte sie momentan kein Interesse an Männern, wie sie es an ihr hatten, und außerdem war ihr Gegenüber ein reicher Monsieur.
Aber nun? Was sollte sie tun? Hm... vielleicht wäre es gut, ihn ein wenig weiter zu testen? Falsch konnte es wohl kaum sein und noch dazu wirkte er wie jemand, der etwas auf die Sitte hielt. Also würde er kaum etwas dagegen sagen können!
Kurz entschlossen straffte Natalja ihren zierlichen Körper und blickte ihm wieder ins Gesicht. "Vielen Dank für Ihre Einladung, Monsieur. Jedoch hoffe ich, dass Sie verstehen, wenn ich dafür noch gerne ein wenig Bedenkzeit hätte. Allerdings könnten Sie mir den Vorschlag für einen Treffpunkt nennen und bis dahin werde ich mich entscheiden. Ich kann Ihnen versichern, dass Pünktlichkeit zu meinen Eigenschaften zählt, sodass Sie, sollte ich mich dagegen entschließen, nicht zu lange warten müssten, um dies fest zu stellen."
Sie musste sich beherrschen, um nicht über sich selbst erstaunt zu verstummen und somit deutlich zu machen, dass sie dieses Verhalten gegenüber Männer seines Standes nicht gewohnt war. Gleichzeitig aber war sie sogar gespannt, wie er darauf reagieren würde.
Würde er es verstehen oder wäre er beleidigt?
Die junge Frau hatte schon von manchen ihrer Kolleginnen gehört, dass gerade die besser betuchten Monsieur äußerst rasch eingeschnappt reagieren konnten, wenn ihre Einladungen nicht bedingungslos angenommen wurden.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Bei der Herbergsbesitzerin schien es sich um eine sehr resolute und durchsetzungsstarke Frau zu handeln, die vermutlich den Großteil ihres Tages mit Arbeit zubrachte. Sicherlich achtete sie sehr darauf, in ihrer Herberge Ordnung und Disziplin zu erhalten, auch wenn ihr das bei den vielen Künstlern wahrscheinlich nicht leicht fiel. Man hörte ja immer wieder, dass diese Art von Menschen mitunter recht kapriziös und anspruchsvoll sein konnten.
Allerdings hatte Lionel bisher nicht den Eindruck gewonnen, dass dies auf seine Tochter auch zutraf. Sein sehr, sehr positiver erster Eindruck war eher gewesen, dass es sich bei ihr um eine zielstrebige junge Frau handelte, die dieses Ziel durch harte Arbeit zu erreichen suchte und keinerlei Sinn für die Tändeleien und Extravaganzen ihrer Künstlerkollegen hatte. Lionel billigte diese Einstellung sehr. Etwas durch eigenständige, harte Arbeit erreicht zu haben, bereitete seiner Meinung nach wesentlich mehr Befriedigung und Ruhe, als es durch Beziehungen und auf Schleichwegen zu erlangen. Leider jedoch war es manchmal nicht vermeidbar, auch abseits der ehrbaren Pfade zu wandeln, um das Ziel zu erreichen. Allerdings vermied er das, wo es ging und benützte Menschen und Beziehungen nur, wenn er dem Ziel als solchem einen höheren Wert beimaß als dem Weg, der dorthin führte.
Eines der wenigen Male, da er diese Hintertürchen benutzt und seine Beziehungen hatte spielen lassen, war gewesen, als er Natalja in Paris ausfindig gemacht hatte. Einem hochgestellten und wohlhabenden Mann stand es nicht gut zu Gesicht, sich innerhalb der Künstlerkreise durchzufragen, deshalb hatte er über höhere Instanzen Erkundungen einziehen müssen. Sehr zu seiner Zufriedenheit war es diesen auch recht schnell gelungen, seine Tochter zu identifizieren und ihm ihren Aufenthaltsort und Lebensumstände mitzuteilen. Doch bis zum heutigen Tag hatte er keinen genaueren Blick auf beides geworfen.
Lionel mischte sich nicht in den kurzen Wortwechsel zwischen der Herbergsmutter und Natalja ein, sondern wartete ab, bis erstere wieder im Haus verschwunden war. Dann antwortete er seiner Tochter : "Natürlich, Mademoiselle, ich verstehe Sie vollkommen. Ich hoffe, dass es Ihrem Wunsch entspricht, die Konversation fort zu führen. Allerdings fände ich es angebrachter, wenn Sie einen Treffpunkt vorschlagen würden. Ich träfe womöglich eine Wahl, die Ihre Zustimmung nicht fände."
Allerdings hatte Lionel bisher nicht den Eindruck gewonnen, dass dies auf seine Tochter auch zutraf. Sein sehr, sehr positiver erster Eindruck war eher gewesen, dass es sich bei ihr um eine zielstrebige junge Frau handelte, die dieses Ziel durch harte Arbeit zu erreichen suchte und keinerlei Sinn für die Tändeleien und Extravaganzen ihrer Künstlerkollegen hatte. Lionel billigte diese Einstellung sehr. Etwas durch eigenständige, harte Arbeit erreicht zu haben, bereitete seiner Meinung nach wesentlich mehr Befriedigung und Ruhe, als es durch Beziehungen und auf Schleichwegen zu erlangen. Leider jedoch war es manchmal nicht vermeidbar, auch abseits der ehrbaren Pfade zu wandeln, um das Ziel zu erreichen. Allerdings vermied er das, wo es ging und benützte Menschen und Beziehungen nur, wenn er dem Ziel als solchem einen höheren Wert beimaß als dem Weg, der dorthin führte.
Eines der wenigen Male, da er diese Hintertürchen benutzt und seine Beziehungen hatte spielen lassen, war gewesen, als er Natalja in Paris ausfindig gemacht hatte. Einem hochgestellten und wohlhabenden Mann stand es nicht gut zu Gesicht, sich innerhalb der Künstlerkreise durchzufragen, deshalb hatte er über höhere Instanzen Erkundungen einziehen müssen. Sehr zu seiner Zufriedenheit war es diesen auch recht schnell gelungen, seine Tochter zu identifizieren und ihm ihren Aufenthaltsort und Lebensumstände mitzuteilen. Doch bis zum heutigen Tag hatte er keinen genaueren Blick auf beides geworfen.
Lionel mischte sich nicht in den kurzen Wortwechsel zwischen der Herbergsmutter und Natalja ein, sondern wartete ab, bis erstere wieder im Haus verschwunden war. Dann antwortete er seiner Tochter : "Natürlich, Mademoiselle, ich verstehe Sie vollkommen. Ich hoffe, dass es Ihrem Wunsch entspricht, die Konversation fort zu führen. Allerdings fände ich es angebrachter, wenn Sie einen Treffpunkt vorschlagen würden. Ich träfe womöglich eine Wahl, die Ihre Zustimmung nicht fände."
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Verflixt und zugenäht!
Genau das schoss ihr in diesem Moment durch den Kopf und sie musste sich stark zusammen reißen, um sich das nicht auch noch anmerken zu lassen.
Da hatte er sie aber schön herein gelegt! Die junge Frau hatte ihr Gegenüber testen, heraus finden wollen, welchen Ort er für ein Treffen mit einer Person wie ihr vorschlagen würde, und dann drehte er einfach den Spieß um!
Nun ja, ändern konnte sie es nicht mehr und so musste sie in den sauren Apfel beißen. Dies war jedoch leichter gesagt, als getan, denn sonderlich gut kannte sich Natalja nicht aus in Paris.
Als erstes fiel ihr natürlich die Oper ein, allerdings wusste sie noch im selben Atemzug, das dies nicht ginge. Einerseits war sie dort nicht mehr angestellt und das führte zu andererseits: Sie wollte ihr verdientes Geld nicht für eine teure Karte ausgeben, um mit jemanden sprechen zu können, von dem sie noch nicht wusste, was sie von ihm halten sollte. Und außerdem wollte sie schon gar nicht, dass er für sie zahlte. Wäre zwar galant gewesen, aber eindeutig fehl am Platze.
Was also konnten sie sonst tun?
Da kam ihr der zündende Gedanke. Natürlich, wie hatte sie das nur übersehen können?! Es war so simpel und gleichzeitig genial, denn es verband ihre Neugier über die Stadt geschickt mit derjenigen, die für den Mann vor ihr erwachte.
Janet hatte ihr angeboten, den Jardin du Luxembourg zu besuchen. Doch da gab es noch einen anderen berühmten Park in Paris, den sie gerne kennen lernen wollte.
Warum also nicht?
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. "Wenn Sie darauf bestehen, Monsieur!", erwiderte sie etwas verspätet und trotzdem mit einem ungewöhnlichen Mut sowie Selbstsicherheit. "Was halten Sie von einem gemütlichen Spaziergang im Bois de Boulogne? Ich würde gerne diesen Ort kennen lernen! Wäre Ihnen drei Uhr morgen Nachmittag genehm?"
So konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf der einen Seite würde sie zu einem hoffentlich langen Spaziergang kommen und ein wenig der Hektik der Stadt entliehen können, und auf der anderen Seite könnte sie zumindest einen Teil ihrer Neugierde befriedigen.
Natalja war fröhlich wie schon lange nicht mehr. Endlich würde sie etwas tun können und gegen die Langeweile ankämpfen!
Und natürlich würde sie morgen vor dem Treffen noch einen Brief an die freundliche, sympathische Janet schreiben und sie fragen, wann sie Zeit für einen weiteren Ausflug hätte, diesmal dann in den Jardin.
Im Stillen malte sie sich schon die angenehmen Begegnungen aus und die willkommene Ermattung am Abend, mit der sie dann ins Bett gehen würde.
Außerdem hätte sie dann sogar Ronja endlich etwas Aufregendes zu erzählen! Wie würde sich ihre Freundin darüber freuen, wenn sie von all dem erführe!
Genau das schoss ihr in diesem Moment durch den Kopf und sie musste sich stark zusammen reißen, um sich das nicht auch noch anmerken zu lassen.
Da hatte er sie aber schön herein gelegt! Die junge Frau hatte ihr Gegenüber testen, heraus finden wollen, welchen Ort er für ein Treffen mit einer Person wie ihr vorschlagen würde, und dann drehte er einfach den Spieß um!
Nun ja, ändern konnte sie es nicht mehr und so musste sie in den sauren Apfel beißen. Dies war jedoch leichter gesagt, als getan, denn sonderlich gut kannte sich Natalja nicht aus in Paris.
Als erstes fiel ihr natürlich die Oper ein, allerdings wusste sie noch im selben Atemzug, das dies nicht ginge. Einerseits war sie dort nicht mehr angestellt und das führte zu andererseits: Sie wollte ihr verdientes Geld nicht für eine teure Karte ausgeben, um mit jemanden sprechen zu können, von dem sie noch nicht wusste, was sie von ihm halten sollte. Und außerdem wollte sie schon gar nicht, dass er für sie zahlte. Wäre zwar galant gewesen, aber eindeutig fehl am Platze.
Was also konnten sie sonst tun?
Da kam ihr der zündende Gedanke. Natürlich, wie hatte sie das nur übersehen können?! Es war so simpel und gleichzeitig genial, denn es verband ihre Neugier über die Stadt geschickt mit derjenigen, die für den Mann vor ihr erwachte.
Janet hatte ihr angeboten, den Jardin du Luxembourg zu besuchen. Doch da gab es noch einen anderen berühmten Park in Paris, den sie gerne kennen lernen wollte.
Warum also nicht?
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. "Wenn Sie darauf bestehen, Monsieur!", erwiderte sie etwas verspätet und trotzdem mit einem ungewöhnlichen Mut sowie Selbstsicherheit. "Was halten Sie von einem gemütlichen Spaziergang im Bois de Boulogne? Ich würde gerne diesen Ort kennen lernen! Wäre Ihnen drei Uhr morgen Nachmittag genehm?"
So konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf der einen Seite würde sie zu einem hoffentlich langen Spaziergang kommen und ein wenig der Hektik der Stadt entliehen können, und auf der anderen Seite könnte sie zumindest einen Teil ihrer Neugierde befriedigen.
Natalja war fröhlich wie schon lange nicht mehr. Endlich würde sie etwas tun können und gegen die Langeweile ankämpfen!
Und natürlich würde sie morgen vor dem Treffen noch einen Brief an die freundliche, sympathische Janet schreiben und sie fragen, wann sie Zeit für einen weiteren Ausflug hätte, diesmal dann in den Jardin.
Im Stillen malte sie sich schon die angenehmen Begegnungen aus und die willkommene Ermattung am Abend, mit der sie dann ins Bett gehen würde.
Außerdem hätte sie dann sogar Ronja endlich etwas Aufregendes zu erzählen! Wie würde sich ihre Freundin darüber freuen, wenn sie von all dem erführe!
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Lionel war gespannt, welchen Treffpunkt Natalja Nikolajewna vorschlagen würde und als sie ihm schließlich ihre Wahl mitteilte, war er durchaus erfreut. Er hatte den großen Park im Westen von Paris schon mehrere Male besucht und war stets sehr angetan von der ruhigen, entspannten Atmosphäre, die dort herrschte, gewesen. Der Park bildete eine Art Gegenpol zur hektischen und schnelllebigen Innenstadt und war mit seinen grünen Rasenflächen, den Schatten spendenden Bäumen und den Wasserflächen sehr schön anzusehen.
Allerdings hatte Lionel den Park noch nie bei Tage erblickt. Er war erst angelegt worden, als Lionel schon sein neues Leben im Dienste der Dunkelheit begonnen hatte und somit war es ihm nicht mehr vergönnt, die Sonne auf den sprudelnden Wasserfällen glitzern und die Bäume in der Zeit kurz vor dem Abendrot lange Schatten werfen zu sehen.
Manchmal vermisste er dies sehr. Zwar hatte das Mondlicht durchaus auch seine Reize, besonders wenn sich der Vollmond als silbrige Scheibe in tintenschwarzem Wasser spiegelte oder sein helles Licht auf die schlafende Stadt Paris warf, aber nach all den Jahren in der Dunkelheit würde Lionel an manchen Tagen sehr viel dafür geben, nur einmal noch einen Sonnenaufgang miterleben zu dürfen.
Er war nicht unzufrieden, nein ganz im Gegenteil, er akzeptierte seine Existenz als Vampir und nahm sie vollauf an. Doch manchmal fragte er sich schlicht und einfach, was passiert wäre, wenn Jades Weg nicht den seinen gekreuzt hätte.
Vielleicht hätte er nochmals geheiratet, wieder Kinder gehabt..und irgendwann wäre er gestorben. Seine Knochen würden modernd in einer Gruft oder einem Sarg liegen und langsam zerfallen. Muskeln, Sehnen und Bänder, die nun seinen Körper für ewig stolz und aufrecht hielten, würden zerfasern und schließlich ganz verschwinden. Und irgendwann wäre nichts mehr vorhanden von Lionel.
Doch all das würde nun nie passieren, was viele Vampire als die positivste Seite an ihrem Dasein empfanden.
Diese war für Lionel allerdings, dass er Inna begegnet war. Wäre er kein Vampir, hätte er nicht einmal mehr ihre Geburt erlebt, ganz zu schweigen von Nataljas Geburt.
Und dieser Gedanke führte ihn elegant wieder in die Gegenwart zurück.
Und zu dem Problem der vorgeschlagenen Tageszeit.
"Mademoiselle Nikolajewna, ich bitte Sie inständigst zu entschuldigen, dass es mir in den kommenden Tagen aus geschäftlichen Gründen nur abends möglich sein wird, das Treffen wahrzunehmen. Würde eine späte Uhrzeit mit ihren Terminen kollidieren?"
Allerdings hatte Lionel den Park noch nie bei Tage erblickt. Er war erst angelegt worden, als Lionel schon sein neues Leben im Dienste der Dunkelheit begonnen hatte und somit war es ihm nicht mehr vergönnt, die Sonne auf den sprudelnden Wasserfällen glitzern und die Bäume in der Zeit kurz vor dem Abendrot lange Schatten werfen zu sehen.
Manchmal vermisste er dies sehr. Zwar hatte das Mondlicht durchaus auch seine Reize, besonders wenn sich der Vollmond als silbrige Scheibe in tintenschwarzem Wasser spiegelte oder sein helles Licht auf die schlafende Stadt Paris warf, aber nach all den Jahren in der Dunkelheit würde Lionel an manchen Tagen sehr viel dafür geben, nur einmal noch einen Sonnenaufgang miterleben zu dürfen.
Er war nicht unzufrieden, nein ganz im Gegenteil, er akzeptierte seine Existenz als Vampir und nahm sie vollauf an. Doch manchmal fragte er sich schlicht und einfach, was passiert wäre, wenn Jades Weg nicht den seinen gekreuzt hätte.
Vielleicht hätte er nochmals geheiratet, wieder Kinder gehabt..und irgendwann wäre er gestorben. Seine Knochen würden modernd in einer Gruft oder einem Sarg liegen und langsam zerfallen. Muskeln, Sehnen und Bänder, die nun seinen Körper für ewig stolz und aufrecht hielten, würden zerfasern und schließlich ganz verschwinden. Und irgendwann wäre nichts mehr vorhanden von Lionel.
Doch all das würde nun nie passieren, was viele Vampire als die positivste Seite an ihrem Dasein empfanden.
Diese war für Lionel allerdings, dass er Inna begegnet war. Wäre er kein Vampir, hätte er nicht einmal mehr ihre Geburt erlebt, ganz zu schweigen von Nataljas Geburt.
Und dieser Gedanke führte ihn elegant wieder in die Gegenwart zurück.
Und zu dem Problem der vorgeschlagenen Tageszeit.
"Mademoiselle Nikolajewna, ich bitte Sie inständigst zu entschuldigen, dass es mir in den kommenden Tagen aus geschäftlichen Gründen nur abends möglich sein wird, das Treffen wahrzunehmen. Würde eine späte Uhrzeit mit ihren Terminen kollidieren?"
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Die Tänzerin biss sich leicht auf ihre Unterlippe.
Also doch! Und sie hatte schon beinahe gedacht, es würde keinen Haken an der Sache geben.
Ein wenig mulmig wurde ihr schon zumute. Bedeuteten diese Geschäfte, dass er auch eine Stunde später keine Zeit haben würde?
Unwillkürlich wurde sie an den Herren Talib erinnert. Er hatte sie ebennfalls nie vor- oder nachmittags zu sich eingeladen und sie hatte ihn nicht um diese Zeit gesehen.
Ob das bei ihrem Gegenüber ähnlich war?
Sie wusste es nicht, wollte es allerdings heraus finden. Also straffte sie ihre Schultern und blickte wieder direkt in sein Gesicht.
Das Lächeln auf ihren Lippen war schon nicht mehr ganz so echt wie noch einige Moment zuvor. "Wäre Ihnen eine Stunde später recht? Oder zu welcher Stunde erlauben es Ihnen Ihre Geschäfte, sich mit mir zu treffen?"
Die Langeweile schien wie mit einem höhnischen Lachen erneut nach ihr greifen zu wollen. Je später sie sich treffen würden, desto länger würde es dauern, bis sie etwas zu tun bekam, etwas erlebte.
Außerdem hatte sie ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken daran, dass er eventuell sich erst am Abend, wenn die Sonne unterzugehen begann, einfinden könnte. Denn sie vermutete einen Wald, wie es der Name beinhaltete, und diese konnten in der Dunkelheit ganz schön unheimlich werden.
Darum setzte sie noch zu einem Versuch an, in der Hoffnung, er könnte diesen Vorschlag annehmen:"Oder ist Ihnen der Vormittag lieber? Das ließe sich natürlich auch einrichten!"
Denn was sonst sollte sie tun? Sie war keine Langschläferin und so hätte sie wenigstens schon kurz nach Tagesbeginn etwas zu tun, anstatt bis zum Ende warten zu müssen.
Also doch! Und sie hatte schon beinahe gedacht, es würde keinen Haken an der Sache geben.
Ein wenig mulmig wurde ihr schon zumute. Bedeuteten diese Geschäfte, dass er auch eine Stunde später keine Zeit haben würde?
Unwillkürlich wurde sie an den Herren Talib erinnert. Er hatte sie ebennfalls nie vor- oder nachmittags zu sich eingeladen und sie hatte ihn nicht um diese Zeit gesehen.
Ob das bei ihrem Gegenüber ähnlich war?
Sie wusste es nicht, wollte es allerdings heraus finden. Also straffte sie ihre Schultern und blickte wieder direkt in sein Gesicht.
Das Lächeln auf ihren Lippen war schon nicht mehr ganz so echt wie noch einige Moment zuvor. "Wäre Ihnen eine Stunde später recht? Oder zu welcher Stunde erlauben es Ihnen Ihre Geschäfte, sich mit mir zu treffen?"
Die Langeweile schien wie mit einem höhnischen Lachen erneut nach ihr greifen zu wollen. Je später sie sich treffen würden, desto länger würde es dauern, bis sie etwas zu tun bekam, etwas erlebte.
Außerdem hatte sie ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken daran, dass er eventuell sich erst am Abend, wenn die Sonne unterzugehen begann, einfinden könnte. Denn sie vermutete einen Wald, wie es der Name beinhaltete, und diese konnten in der Dunkelheit ganz schön unheimlich werden.
Darum setzte sie noch zu einem Versuch an, in der Hoffnung, er könnte diesen Vorschlag annehmen:"Oder ist Ihnen der Vormittag lieber? Das ließe sich natürlich auch einrichten!"
Denn was sonst sollte sie tun? Sie war keine Langschläferin und so hätte sie wenigstens schon kurz nach Tagesbeginn etwas zu tun, anstatt bis zum Ende warten zu müssen.
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Wieder einmal war er vor das übliche Problem gestellt.
Der Kontakt zwischen Vampiren und Menschen gestaltete sich, zumindest wenn die Begegnung zivilisiert und öffentlich stattfinden sollte, durchaus kompliziert, zumal wenn die menschliche der beiden Parteien über die Beschaffenheit der anderen Partei nicht Bescheid wusste. Natalja darüber zu informieren kam allerdings nicht in Frage. Zu gut war er mit den Reaktionen der Leute auf die Feststellung, dass Vampire tatsächlich existierten, vertraut.
Während seiner Zeit mit Jade, die sich ab und an gerne einen Spaß daraus gemacht hatte, sich den Leuten zu offenbaren, hatte er von Kreischen und Wegrennen, über Ohnmachtsanfälle bis hin zu verrückten Sachen mit Pflöcken und Äxten eigentlich jede nur möglich Variante gesehen.
Er selbst hatte, abgesehen von Inna, eigentlich nie jemandem verraten, dass er sich seit über hundert Jahren schon ausschließlich von Blut ernährte.
Ihre Reaktion damals hatte ihn jedoch teif beeindruckt.
Ganz sachlich und beinahe kühl hatte sie seine Worte aufgenommen und sich damit arrangiert. Scheinbar war die Tatsache, dass ihr Geliebter Lebenden das Blut aus dem Körper saugte, nicht mit ihren Moral - oder Wertvorstellungen kollidiert [tolles Wort^^] und sie hatte nur selten darüber ein Wort verloren, was Lionel sehr geschätzt hatte. Inna hatte ihr Leben beinahe komplett an das seine angeglichen und zum Ende hin hatten die Nachbarn schon vermutet, das Haus stünde leer, weil man sie nie auf der Straße gesehen hatte. Lionel wusste, dass er Inna dieses Opfer nie hatte vergelten können und das lastete, zusätzlich zu seinen anderen zahlreichen Schuldgefühlen, auf ihm.
Doch er war sich sicher, Natalja das Wissen um sein Leben zu ersparen, auch wenn er dafür schräge Blicke in Kauf nehmen musste.
"Bedauerlicherweise halten mich diese Geschäfte immer recht lang in der Stadt auf und ich werde sie erst gegen einundzwanig Uhr ruhen lassen können...", erwiderte er.
Der Kontakt zwischen Vampiren und Menschen gestaltete sich, zumindest wenn die Begegnung zivilisiert und öffentlich stattfinden sollte, durchaus kompliziert, zumal wenn die menschliche der beiden Parteien über die Beschaffenheit der anderen Partei nicht Bescheid wusste. Natalja darüber zu informieren kam allerdings nicht in Frage. Zu gut war er mit den Reaktionen der Leute auf die Feststellung, dass Vampire tatsächlich existierten, vertraut.
Während seiner Zeit mit Jade, die sich ab und an gerne einen Spaß daraus gemacht hatte, sich den Leuten zu offenbaren, hatte er von Kreischen und Wegrennen, über Ohnmachtsanfälle bis hin zu verrückten Sachen mit Pflöcken und Äxten eigentlich jede nur möglich Variante gesehen.
Er selbst hatte, abgesehen von Inna, eigentlich nie jemandem verraten, dass er sich seit über hundert Jahren schon ausschließlich von Blut ernährte.
Ihre Reaktion damals hatte ihn jedoch teif beeindruckt.
Ganz sachlich und beinahe kühl hatte sie seine Worte aufgenommen und sich damit arrangiert. Scheinbar war die Tatsache, dass ihr Geliebter Lebenden das Blut aus dem Körper saugte, nicht mit ihren Moral - oder Wertvorstellungen kollidiert [tolles Wort^^] und sie hatte nur selten darüber ein Wort verloren, was Lionel sehr geschätzt hatte. Inna hatte ihr Leben beinahe komplett an das seine angeglichen und zum Ende hin hatten die Nachbarn schon vermutet, das Haus stünde leer, weil man sie nie auf der Straße gesehen hatte. Lionel wusste, dass er Inna dieses Opfer nie hatte vergelten können und das lastete, zusätzlich zu seinen anderen zahlreichen Schuldgefühlen, auf ihm.
Doch er war sich sicher, Natalja das Wissen um sein Leben zu ersparen, auch wenn er dafür schräge Blicke in Kauf nehmen musste.
"Bedauerlicherweise halten mich diese Geschäfte immer recht lang in der Stadt auf und ich werde sie erst gegen einundzwanig Uhr ruhen lassen können...", erwiderte er.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Automatisch hob sie eine Augenbraue an. "So spät?", entschlüpfte es ihr.
Hastig presste sie die Lippen aufeinander und wich seinem Blick aus.
Das hatte sie nicht sagen wollen!
Doch gleichzeitig bestärkte seine Erklärung ihr ungutes Gefühl. Es war nicht gerade alltäglich, dass ein für sie fremder Mann, selbst, wenn er sie vor einem Überfall gerettet hatte, sie zu einem Spaziergang nach Sonnenuntergang einlud. Schon gar nicht in einen Wald, obwohl sie diesen Ort vorgeschlagen hatte.
Was also sollte sie tun? Es war ihr schleierhaft. Auf der einen Seite stand natürlich ihre Neugier, aber auf der anderen... Er war ein erwachsener Mann, gut situiert und sie kannte ihn eigentlich gar nicht, gerade einmal seinen Namen. Sie hingegen war eine junge Frau, unverheiratet und vollkommen allein in Paris. Keine sehr gute Voraussetzung für Vertrauen.
Sollte sie es trotzdem wagen? Und wenn sie bei ihrem vorherigen Gedanken blieb? Sich mit ihm einen Treffpunkt ausmachte, sich aber vorbehielt, eventuell nicht zu erscheinen? Nein, sie würde bestimmt hingehen, wenn sie sich verabredeten. Allerdings wollte sie sich dennoch eine kleine Freiheit erlauben... Das musste einfach sein!
Ein unterdrücktes Seufzen half ihr, ihre Augen zurück auf sein Gesicht zu richten. "Ich glaube, um neun Uhr abends könnte in Ordnung sein. Jedoch möchte ich mich nicht so sehr darauf versteifen, es könnte es dazwischen kommen. Da ich Ihnen allerdings, wie schon zuvor, versichere, dass ich Pünktlichkeit schätze, werden Sie rasch wissen, wenn ich nicht erscheinen werde. Ich hoffe, Sie sind damit einverstanden. Und wo genau sollten wir uns begegnen? Eine bestimmte Stelle im Bois de Boulogne oder davor? Wenn ja, an welchem Ort?"
Sie kannte diesen Park oder Wald, oder was genau es war, nicht und wusste ebenfalls nicht, ob man diesen überhaupt abends zu dieser Stunde noch betreten durfte? Und wenn ja, wo der Eingang dazu war?
Das alles musste sie noch heraus finden, glaubte aber daran, dass ihr dies auch rechtzeitig gelingen würde, wenn... ja, wenn sie überhaupt hingehen würde...
Hastig presste sie die Lippen aufeinander und wich seinem Blick aus.
Das hatte sie nicht sagen wollen!
Doch gleichzeitig bestärkte seine Erklärung ihr ungutes Gefühl. Es war nicht gerade alltäglich, dass ein für sie fremder Mann, selbst, wenn er sie vor einem Überfall gerettet hatte, sie zu einem Spaziergang nach Sonnenuntergang einlud. Schon gar nicht in einen Wald, obwohl sie diesen Ort vorgeschlagen hatte.
Was also sollte sie tun? Es war ihr schleierhaft. Auf der einen Seite stand natürlich ihre Neugier, aber auf der anderen... Er war ein erwachsener Mann, gut situiert und sie kannte ihn eigentlich gar nicht, gerade einmal seinen Namen. Sie hingegen war eine junge Frau, unverheiratet und vollkommen allein in Paris. Keine sehr gute Voraussetzung für Vertrauen.
Sollte sie es trotzdem wagen? Und wenn sie bei ihrem vorherigen Gedanken blieb? Sich mit ihm einen Treffpunkt ausmachte, sich aber vorbehielt, eventuell nicht zu erscheinen? Nein, sie würde bestimmt hingehen, wenn sie sich verabredeten. Allerdings wollte sie sich dennoch eine kleine Freiheit erlauben... Das musste einfach sein!
Ein unterdrücktes Seufzen half ihr, ihre Augen zurück auf sein Gesicht zu richten. "Ich glaube, um neun Uhr abends könnte in Ordnung sein. Jedoch möchte ich mich nicht so sehr darauf versteifen, es könnte es dazwischen kommen. Da ich Ihnen allerdings, wie schon zuvor, versichere, dass ich Pünktlichkeit schätze, werden Sie rasch wissen, wenn ich nicht erscheinen werde. Ich hoffe, Sie sind damit einverstanden. Und wo genau sollten wir uns begegnen? Eine bestimmte Stelle im Bois de Boulogne oder davor? Wenn ja, an welchem Ort?"
Sie kannte diesen Park oder Wald, oder was genau es war, nicht und wusste ebenfalls nicht, ob man diesen überhaupt abends zu dieser Stunde noch betreten durfte? Und wenn ja, wo der Eingang dazu war?
Das alles musste sie noch heraus finden, glaubte aber daran, dass ihr dies auch rechtzeitig gelingen würde, wenn... ja, wenn sie überhaupt hingehen würde...
Natalja Nikolajewna- Anzahl der Beiträge : 139
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Natürlich wusste er, dass ihr schwerfallen musste, ihm zu vertrauen. Sich mit einem beinahe Unbekannten bei beginnender Dunkelheit allein in einem Wald zu treffen war jungen Damen in Paris nicht gerade zu empfehlen, bei alle den Verrückten, die in der Hauptstadt herumliefen. Ständig konnte man in der Zeitung Mitteilungen à la: Serienmörder schlitzt Bäckerstochter auf!
In vielen anderen Städten, die Lionel besucht hatte, waren solche Taten hauptsächlich von Vampiren begangen worden. Neben der Brutalität, mit der die Morde ausgeführt worden waren, verblassten sie menschlichen Missetaten und fanden kaum einmal Beachtung in den Tagblättern.
Hier in Paris allerdings, wo die Vampire unter Beobachtung durch die UdVi standen, gingen die Verbrechen zum größten Teil auf das Konto von Menschen, zumindest vermutete Lionel das, zum einen angesichts der Kontrolle, die die Organisation ausübte und zum anderen wegen der Art, auf die die Verbrechen begangen wurden.
Kein Vampir der Welt würde eine Frau von unten nach oben aufschneiden - erstens sinnlos, wenn man es auf das Blut abgesehen hatte und zweitens plump und ohne Raffinesse. Außerdem war die Leiche, wenn Lionel den Artikel in Gedanken richtig zitierte (ein Irrtum war aufgrund seines vampirischen Gedächtnisses so gut wie ausgeschlossen), hinterher in einem Abfallhaufen von einem Betrunkenen gefunden worden. So etwas machte kein Vampir.
Doch alles in allem konnte er verstehen, dass Natalja nicht so ganz einverstanden mit dem Zeitpunkt ihres Treffens war. Doch ihm stand nun einmal leider kein anderer Zeitpunkt zur Auswahl.
Es erfreute ihn, dass sie nicht von vornherein die späte Uhrzeit ablehnte, sondern sich lediglich vorbehielt, nicht zu erscheinen. Er hoffte allerdings, das sie es nicht tun, sondern ihre Verabredung wahrnehmen würde. Jetzt, da der erste Kontakt zu seiner Tochter, auch wenn diese noch nichts davon wusste, dass es sich bei dem feinen Monsieur um ihrer Vater handelte, hergestellt war, war das Interesse, mehr über diese junge, interessante Frau herauszufinden, erwacht.
Aus diesem Grund erwiderte er : "Natürlich bin ich einverstanden, Mademoiselle. Ich würde vorschlagen, dass wir uns am östlichen Ufer des lac supérieur begegnen. Diese Stelle ist leicht zu finden und meistens auch in den späteren Stunden von den Parisern gut besucht."
Durch das Vorschlagen eines Ortes, an dem sich auch abends und nachts noch einige Menschen aufhielten, versuchte er, seine ehrenhafte Absicht zu unterstreichen.
In vielen anderen Städten, die Lionel besucht hatte, waren solche Taten hauptsächlich von Vampiren begangen worden. Neben der Brutalität, mit der die Morde ausgeführt worden waren, verblassten sie menschlichen Missetaten und fanden kaum einmal Beachtung in den Tagblättern.
Hier in Paris allerdings, wo die Vampire unter Beobachtung durch die UdVi standen, gingen die Verbrechen zum größten Teil auf das Konto von Menschen, zumindest vermutete Lionel das, zum einen angesichts der Kontrolle, die die Organisation ausübte und zum anderen wegen der Art, auf die die Verbrechen begangen wurden.
Kein Vampir der Welt würde eine Frau von unten nach oben aufschneiden - erstens sinnlos, wenn man es auf das Blut abgesehen hatte und zweitens plump und ohne Raffinesse. Außerdem war die Leiche, wenn Lionel den Artikel in Gedanken richtig zitierte (ein Irrtum war aufgrund seines vampirischen Gedächtnisses so gut wie ausgeschlossen), hinterher in einem Abfallhaufen von einem Betrunkenen gefunden worden. So etwas machte kein Vampir.
Doch alles in allem konnte er verstehen, dass Natalja nicht so ganz einverstanden mit dem Zeitpunkt ihres Treffens war. Doch ihm stand nun einmal leider kein anderer Zeitpunkt zur Auswahl.
Es erfreute ihn, dass sie nicht von vornherein die späte Uhrzeit ablehnte, sondern sich lediglich vorbehielt, nicht zu erscheinen. Er hoffte allerdings, das sie es nicht tun, sondern ihre Verabredung wahrnehmen würde. Jetzt, da der erste Kontakt zu seiner Tochter, auch wenn diese noch nichts davon wusste, dass es sich bei dem feinen Monsieur um ihrer Vater handelte, hergestellt war, war das Interesse, mehr über diese junge, interessante Frau herauszufinden, erwacht.
Aus diesem Grund erwiderte er : "Natürlich bin ich einverstanden, Mademoiselle. Ich würde vorschlagen, dass wir uns am östlichen Ufer des lac supérieur begegnen. Diese Stelle ist leicht zu finden und meistens auch in den späteren Stunden von den Parisern gut besucht."
Durch das Vorschlagen eines Ortes, an dem sich auch abends und nachts noch einige Menschen aufhielten, versuchte er, seine ehrenhafte Absicht zu unterstreichen.
Lionel de Cherzny-Dinan- Anzahl der Beiträge : 92
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Re: Zusammenstoß - 12.07- etwas nach 22 Uhr
Es überraschte die Tänzerin ein wenig, wenngleich auf eine positive Art, dass er einen Ort betonte, an dem angeblich noch andere Menschen anzutreffen wären zu dieser Zeit.
Trotzdem wollte sie sich noch nicht auf ihr Erscheinen festlegen. Unbewusst wusste sie es natürlich schon, aber so ganz akzeptieren konnte sie es noch nicht. Das ließ ihr eingeschärftes Misstrauen einfach nicht zu.
Also bemühte sie sich um ein leicht kryptisches Lächeln, als sie erwiderte:"Gut, Monsieur. Dann treffe ich Sie morgen gegen 21 Uhr am Lac Supérieur im Bois de Boulogne zu einem kleinen Spaziergang. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht!"
Sie deutete einen Knicks an, drehte sich um und hielt unwillkürlich den Atem an, um ihre Schritte nicht zu schnell zu setzen.
Ihr Herz klopfte hastig und es ließ sie zittrig werden, dass sie sich gerade derart beherrscht, fast schon etwas arrogant gegeben hatte, ohne es bewusst zu tun.
Allerdings wusste sie nicht, ob er sie nicht noch weiter in ein Gespräch verwickeln würde. Außerdem war da noch die Herbergsbesitzerin, die bestimmt auf sie wartete, um auf ihren Ruf zu achten! Da war es wirklich besser, sie würde es für heute Abend endgültig beenden.
So verschwand sie in der Herberge, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ein wenig steif nickte sie der Hausmutter, die hinter der Rezeption stand, zu und ging die Treppe hinauf. Erst, als sie sich in ihrem Zimmer befand, wagte sie es, langsam, hörbar auszuatmen und sich wieder zu entspannen.
Ihre Knie wurden weich und sie musste hastig zum Bett gehen, um sich darauf zu setzen. Mit den Händen stützte sie sich auf der Kante ab und atmete tief durch.
Dann jedoch wollte sie wissen, ob ihr Helfer schon gegangen war oder irgendwie auf etwas wartete. Auf was auch immer!
Einen Moment noch zögerte sie, danach gab sie sich einen Ruck und ihre Neugier hatte gesiegt.
Dennoch blieb sie vorsichtig und wollte nicht von der Straße aus gesehen werden. Darum drückte sie sich auf der linken Seite des Fensters, auf der anderen befand sich das Bett mit dem Nachtkästchen, und linste hinaus aus dem Fenster. Dabei konnte sie nicht viel entdecken, aber es reichte aus, um auf die Stelle, wo er vorhin gestanden hatte, sehen zu können.
Trotzdem wollte sie sich noch nicht auf ihr Erscheinen festlegen. Unbewusst wusste sie es natürlich schon, aber so ganz akzeptieren konnte sie es noch nicht. Das ließ ihr eingeschärftes Misstrauen einfach nicht zu.
Also bemühte sie sich um ein leicht kryptisches Lächeln, als sie erwiderte:"Gut, Monsieur. Dann treffe ich Sie morgen gegen 21 Uhr am Lac Supérieur im Bois de Boulogne zu einem kleinen Spaziergang. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht!"
Sie deutete einen Knicks an, drehte sich um und hielt unwillkürlich den Atem an, um ihre Schritte nicht zu schnell zu setzen.
Ihr Herz klopfte hastig und es ließ sie zittrig werden, dass sie sich gerade derart beherrscht, fast schon etwas arrogant gegeben hatte, ohne es bewusst zu tun.
Allerdings wusste sie nicht, ob er sie nicht noch weiter in ein Gespräch verwickeln würde. Außerdem war da noch die Herbergsbesitzerin, die bestimmt auf sie wartete, um auf ihren Ruf zu achten! Da war es wirklich besser, sie würde es für heute Abend endgültig beenden.
So verschwand sie in der Herberge, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ein wenig steif nickte sie der Hausmutter, die hinter der Rezeption stand, zu und ging die Treppe hinauf. Erst, als sie sich in ihrem Zimmer befand, wagte sie es, langsam, hörbar auszuatmen und sich wieder zu entspannen.
Ihre Knie wurden weich und sie musste hastig zum Bett gehen, um sich darauf zu setzen. Mit den Händen stützte sie sich auf der Kante ab und atmete tief durch.
Dann jedoch wollte sie wissen, ob ihr Helfer schon gegangen war oder irgendwie auf etwas wartete. Auf was auch immer!
Einen Moment noch zögerte sie, danach gab sie sich einen Ruck und ihre Neugier hatte gesiegt.
Dennoch blieb sie vorsichtig und wollte nicht von der Straße aus gesehen werden. Darum drückte sie sich auf der linken Seite des Fensters, auf der anderen befand sich das Bett mit dem Nachtkästchen, und linste hinaus aus dem Fenster. Dabei konnte sie nicht viel entdecken, aber es reichte aus, um auf die Stelle, wo er vorhin gestanden hatte, sehen zu können.
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