Flug des Phoenix
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Flug des Phoenix
Storyline:
Aus den Schriftrollen des Erain de Brulé...
»Phoenix. Der Vogel, der aus seiner eigenen Asche aufstieg, nachdem er aus Arabien nach Heliopolis kam, um sein Nest aus Myrrhe im Tempel des Sonnengottes Ra zu erbauen, wo er dann in der Morgenröte verbrannte und wiedergeboren wurde, um weitere fünfhundert Jahre zu durchleben. Die Religionen dieser Welt machen sich den Feuervogel zueigen, dennoch bleiben mir die ägyptischen Legenden am liebsten. Die Vorstellung, dass er eine verdammte Seele war, ist mir lieber, als die Auslegung der katholischen Kirche, er sei die Versinnbildlichung ihres Gottes.
Ich habe keine Ahnung, ob ich deshalb vor nun beinahe dreißig Jahren nach Phoenix kam. Die Stadt, die aus ihren Ruinen neu erbaut wurde. Fest steht, dass die Dinge überall auf der Welt gleich sind. Die Menschen jagen ihren Träumen nach, verfolgt von der Zeit, angetrieben durch den Tod. Und die Unsterblichen, wie ich sie gern nenne, halten ihre Hände auf und pflücken sie wie reife Kirschen vom Baum des Lebens. Wenn man es genau betrachtet, war Lamár ein Phoenix. Und ich bin es ebenfalls. Ich wurde geboren aus seinem Blut, stieg auf, aus seiner Asche. Und nun bin ich es, der zu sterben sucht, um neu geboren zu werden, in einer neuen Gestalt, einem neuen Antlitz... Fehlt nur noch meines Blutes Erbe, das Erbe des Erain de Brulé.
Und so durchwandern die dunklen Seelen die Straßen dieser Welt, immer auf der Suche nach frischem Blut, manch einer, um es zu trinken, ein anderer, um es zu töten.
Seit die Welt bevölkert wird von den Geschöpfen der Nacht, werden sie verfolgt und gejagt. Manchmal wurden ganze Blutlinien ausgerottet, aber stets reagierten die Vampire mit Zurückhaltung darauf, verbargen sich noch mehr in den Schatten dieser Welt, hielten sich an den alten Kodex und sicherten so das Überleben ihrer Art.
Bis die Splittergruppen eines sehr alten Ordens es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Welt von ihren Dämonen zu befreien. Für die Öffentlichkeit sind sie die Tempelritter, im Untergrund sind sie gefürchtete Jäger, die seit hunderten von Jahren auf der Jagd nach Vampiren sind. Vier Splittergruppen haben sich bereits einen Namen gemacht, allen voran, die »Damaskus-Ritter«, deren Begründer kein Geringerer als Bernard de Brulé war, mein Vater. Drei weitere Gruppen orientierten sich seither an seinem Beispiel und bereits in Europa erzielten sie Erfolge, die das Volk der Vampire in Angst versetzten.
Nun machen sie auch in der Neuen Welt Jagd auf uns.
Gefolgt vom ältesten noch lebenden Vampir Gabriel aus dem Haus-Silas, der mich, den Sohn des Bernard de Brulé, zwang, ein Tempelritter zu werden, obgleich ich jedwede Art von Glauben und Gott hasste, um sie an ihn und seinen größenwahnsinnigen Feldzug auszuliefern, begann der Krieg schließlich auch in der Neuen Welt. Doch wir wurden nicht für die Ewigkeit geboren, um über die Welt zu herrschen. Ich wollte meine Knie nicht vor einem König beugen, ich liebte meine Freiheit. Und so entschloss ich mich, mit einem gewagten Plan, Gabriel an die Tempelritter zu verraten.
Aber unser Plan ging schief. Viele des Phönix-Hauses wurden getötet, unter anderem auch ihre Führer, Gabriel überlebte und nun bin ich es, der auf der Flucht ist. Mein einstiger Gefährte und der einzige Mensch, dem ich auf dieser Welt vertraute, wurde mir genommen... Ich kann nicht sagen, was aus ihm geworden ist. Jede Nacht warte ich darauf, dass er zu mir zurückkehrt, aber vielleicht ist er ja auch nicht mehr am Leben, wer weiß das schon... Und so fliehe ich seither jede Nacht vor Gabriel und seiner Gefolgschaft, während ich das Zeichen der »Damaskus-Ritter« auf meinem Hals trage, obgleich ich nie einer von ihnen war und es wohl auch niemals sein werde. Ab und an bitten ihre Führer mich um ihre Hilfe und wenn ich denke, es dient meiner Art, so nehme ich an.
Doch obgleich ich meinen Feldzug gegen Gabriel einst mit Verlusten bestritt, so kann ich doch sagen, dass ich siegte. Denn noch immer bin ich ein Freier Vampir. Und noch immer gilt der alte Kodex. Und wenn du nun in diese meine Stadt kommst, dann erinnere dich daran, wer du bist, denn eines steht außer Frage... du wirst dich entscheiden müssen. Wirst du ein freier Vampir sein, gejagt, verfolgt und ohne Schutz? Oder ziehst du den Zusammenschluss des Phönix-Hauses vor? Vielleicht bist du ja auch vollkommen ahnungslos und wunderst dich über meinen Blutdurst, wenn du mir in den Gassen der Stadt begegnest... oder du bist ein Jäger? Ein Tempelritter vielleicht? Einer von Gabriels Gefolgsleuten?
Ich weiß, wer ich bin. Und ich weiß auch, was ich bin... auf der Suche nach dem, den ich verlor, durchstreife ich die Nacht wie ein Raubtier, begegne dir vielleicht auf deinem Weg... was werden wir sein? Freunde? Feinde?
Entscheide dich! Denn ein Zögern kostet dich vielleicht das Leben! Denn der Krieg hat begonnen und nun tobt er jede Nacht in den Straßen dieser dunklen Welt...«
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